Berlin - Jens Spahn, Ralph Brinkhaus, Norbert Röttgen oder Friedrich Merz? Sie alle kommen für Führungspositionen innerhalb der CDU in Frage. Der Kampf um die Nachfolge von Armin Laschet hat längst begonnen.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis Friedrich Merz reagierte. Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet hatte nach seinem Auftritt vor den Medien kaum die Bühne des Konrad-Adenauer-Hauses verlassen, da dankte ihm der 65-jährige Merz schon dafür, dass er "den Weg frei" mache "für den Neuanfang". Nach dem Geschmack des Parteichefs dürfte diese Äußerung auf Twitter ein arg schnell und arg freudig erfolgt sein.

Denn ganz so eindeutig, wie es Friedrich Merz darstellte, hatte sich Laschet nicht geäußert. Er betonte zwar, bei der Neuaufstellung der CDU nicht im Wege stehen zu wollen, aber eine klare Rücktrittsankündigung war es eben nicht gewesen. Theoretisch könnte der Kanzlerkandidat immer noch immer noch in die Regierungsbildung eingreifen - dann, wenn die Verhandlungen von SPD, Grünen und Liberalen über eine Ampel scheitern würden.

Doch Friedrich Merz war nicht der einzige, der Laschets "Angebot" sofort annahm. Auch Peter Altmaier, amtierender Wirtschaftsminister und langjähriger Vertrauter von Angela Merkel, war mit von der Partie. "Wir brauchen eine personelle Erneuerung", sagte er am späten Abend im Fernsehen. Der bisherige Vorsitzende habe freundlicherweise "den ersten Schritt gemacht".

Suche nach Nachfolger

Wohin man auch blickt: Die Parteifreunde haben Laschet klar abgeschrieben - vom saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans bis zum niedersächsischen Landesvorsitzenden Bernd Althusmann. Das einzige, was dem Kanzlerkandidaten - vielleicht - noch zugestanden wird, ist ein gewisses Mitspracherecht bei der Suche nach einem Nachfolger, die schon am Montag beginnen soll. Aber selbst da dürfte sich Laschets Einfluss in Grenzen halten.

Sollte die CDU in den kommenden vier Jahren in der Opposition sein, dann gäbe es auf Bundesebene nur noch zwei nennenswerte Posten: den Parteivorsitzenden und den Fraktionsführer im Bundestag. An den beiden Amtsträgern (eventuell in Personalunion auch nur an einer Person) wird es liegen, die Christdemokratie bis zur nächsten Wahl in Erinnerung zu halten.

Derzeit werden vier Namen genannt, die in Frage kommen könnten. Es handelt sich um Friedrich Merz (65), Norbert Röttgen (56), Jens Spahn (41) und Ralph Brinkhaus (53). Jeder der Bewerber bringt gewisse Vor- und Nachteile mit, eine absolut überzeugende Figur ist nicht darunter.

Keine Kampfkandidatur

Merz würde sich beides zutrauen, den Fraktions- und den Parteivorsitz. Er gilt aber vielen eher als ein Mann von gestern, weil seine große Zeit als Oppositionsführer im Bundestag schon fast 20 Jahre zurückliegt. In den vergangenen Jahren hat er zweimal als Parteivorsitzender kandidiert und jeweils verloren. Nun würde er es nur noch machen, wenn die CDU ihn riefe und es keine Kampfkandidatur gäbe.

Spahn ist der Jüngste aus dem Quartett. In seinem Amt als Gesundheitsminister hatte er während der Corona-Pandemie zeitweise hohe Beliebtheitswerte, doch das hat inzwischen deutlich nachgelassen. Im Gegensatz zu Merz ist Spahn nicht unbedingt ein Liebling der Parteibasis.

Brinkhaus bringt gut drei Jahre Erfahrung als Fraktionschef mit. Er darf für eine Übergangszeit auch weitermachen. Doch viele fragen sich, ob er in der Lage wäre, tatsächlich ein populärer Oppositionsführer werden zu können.

Norbert Röttgen schließlich macht bei seinen Auftritten stets eine gute Figur und kommt in der Öffentlichkeit an. Der versierte Außenpolitiker spricht druckreif. Er steht für eine liberale CDU, was ihm aber in gewissen Teilen der Partei als entscheidender Nachteil angerechnet wird.