München - Als "plumpes Wahlkampfmanöver" ohne jede Substanz hat sich nach Auffassung des bayerischen SPD-Landtagsabgeordneten und Parlamentsvizepräsidenten Markus Rinderspacher die Aktion der Staatsregierung gegen die Diskriminierung von Gender-Muffeln herausgestellt.

Als "plumpes Wahlkampfmanöver" ohne jede Substanz hat sich nach Auffassung des bayerischen SPD-Landtagsabgeordneten und Parlamentsvizepräsidenten Markus Rinderspacher die Aktion der Staatsregierung gegen die Diskriminierung von Gender-Muffeln herausgestellt.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte das Thema auf dem CSU-Parteitag kurz vor der Bundestagswahl hochgezogen. Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) hatte er dabei beauftragt, gegen die angeblich schlechtere Benotung wissenschaftlicher Arbeiten vorzugehen, deren Verfasser auf Gender-Sternchen und andere Arten des Genderns verzichtet haben.

Sibler tat, wie ihm geheißen und ließ zehn Tage vor der Bundestagswahl eine Warnung an alle bayerische Universitäten und Hochschulen verschicken. Aus den Sprach-Leitfäden dürfe sich "grundsätzlich keine Benachteiligung bei der Bewertung von Prüfungsleistungen und Auswahlentscheidungen ableiten", hieß es darin.

Eine wachsweiche Antwort

Der erhobene Zeigefinger sei reine Wahlkampfshow gewesen, stellte jetzt der Oppositionspolitiker Rinderspacher fest. Er hatte beim Sibler-Ministerium nachgefragt, wie viele "Gender-Strafzettel" wegen politisch unkorrekter Formulierungen in wissenschaftlichen Arbeiten bisher verteilt worden seien und bekam eine wachsweiche Antwort.

Wissenschaftsminister Bernd Sibler gibt Pressekonferenz Bernd Silber trägt die Beschlüsse aus der Kabinettssitzung vor,
Wissenschaftsminister Bernd Sibler © Sammy Minkoff/imago

"Aus dem Kreis der Studierenden", so heißt es darin, seien "an die Staatsregierung die grundsätzliche Besorgnis und allgemeine Hinweise herangetragen (worden), dass Sprach-Leitfäden zu gendergerechter Sprache, die es an bayerischen Hochschulen gebe, durch Korrekturhinweise Bewertungsmaßstäbe setzen und sich negativ auf die Prüfungsergebnisse auswirken könnten." Für Rinderspacher bedeuten die Ausführungen im Klartext: Dem Ministerium ist kein einziger Fall bekannt, bei dem eine Arbeit wegen Verzichts auf gendergerechte Sternchen, Unterstriche oder Doppelpunkte abgewertet wurde.

Hinweis an die Universitäten

"Anstatt sich um die echten Probleme Bayerns zu kümmern, hat Söder sich im Wahlkampf eine Erfindung aus den Fingern gesaugt, die er dann selbst bekämpfen wollte", so der SPD-Abgeordnete fest, "Die Hochschulen wurden für ein plumpes Wahlkampfmanöver missbraucht."

Das Wissenschaftsministerium hat sich nach eigenen Angaben dieser nicht näher bezeichneten "Hinweise angenommen" und fünf Tage nach Söders viel beachteter Abrechnung mit Gender-Auswüchsen auf dem Nürnberger CSU-Parteitag die Hochschulen und Unis im Freistaat darauf hingewiesen, "dass sich aus den Sprach-Leitfäden grundsätzlich keine Benachteiligung bei der Bewertung von Prüfungsleistungen und Auswahlentscheidungen ableiten darf." Eine ministerielle Anweisung, "die wissentlich völlig ins Leere ging", bewertet Rinderspacher die Aktion.