
In gewissem Sinne ist die Entscheidung sogar logisch: Vor einer Woche hat der Vatikan entschieden, dass der Hamburger Erzbischof Stefan Heße im Amt bleiben solle - trotz dessen Rücktrittsangebot. Und trotz elf Pflichtverletzungen, die Heße nachgewiesen wurden.
Warum, so könnte man sich in Rom fragen, soll dann der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sein Amt abgeben, dem keine Pflichtverletzungen nachgewiesen werden konnten? Deshalb soll der höchst umstrittene Woelki nun eine "geistliche Auszeit" nehmen, bis März.
Wer kann diesen Beschluss verstehen? Woelki hat in Köln bei nahezu allen Katholiken Vertrauen verspielt. Nun ist er erst einmal weg - und dann wieder da. Das wird jene empören, die ihn loshaben wollen - und ebenso seine Anhänger. Woelkis Autorität, sofern noch vorhanden, ist nun vollends zerstört.
Autorität des Papstes bröckelt gewaltig
Die des Papstes bröckelt allerdings auch gewaltig. Vom einstigen Erneuerer ist kaum etwas zu sehen. Der Richtungskampf in Deutschland geht weiter, immer mehr drängen auf Reformen. Doch Franziskus scheint dazu die Kraft nicht aufbringen zu können. Die Konservativen im Vatikan sind offensichtlich stärker. Oder der Papst zählt inzwischen selbst dazu.
Das Trauerspiel innerhalb der katholischen Kirche geht weiter. Aber immer weniger wollen zusehen. Und immer mehr wenden sich ab.
