Nürnberg - Die Bundesregierung verabschiedet sich von der Inzidenz als Schicksalszahl der Pandemie. Es war seit jeher die falsche Zahl, kommentiert Redakteur Manuel Kugler.

Das Argument klingt einleuchtend, als Rechtfertigung für die dauerhafte Einschränkung von Grundrechten war es aber seit jeher reichlich dünn: Die Inzidenz sei der wichtigste Frühwarnwert in einer Pandemie, führen ihre Verteidiger ins Feld. Und bauen darauf, dass sich die Bürger nach anderthalb Jahren Pandemie derart an den Begriff der Inzidenz gewöhnt haben, dass sie nicht mehr hinterfragen, wofür der eigentlich steht.

Womöglich muss man es also noch einmal aufschreiben: Die Inzidenz ist die Zahl der positiv getesteten Menschen. Sie sagt nichts darüber aus, ob diese Menschen Symptome haben, ob sie ansteckend sind oder ob sie im Krankenhaus landen.

Wer sich dennoch allein an ihr festklammert, wird unmöglich verstehen, warum Großbritannien bei Inzidenz 300 alle Corona-Beschränkungen aufheben konnte. Dabei war der Grund einfach: Dank vieler Geimpfter landete kaum noch jemand auf der Intensivstation.

Dass die Bundesregierung sich nun verabschiedet von der Inzidenz als Schicksalszahl, ist also richtig. Warum es nicht viel früher geschehen ist, bleibt bis heute aber: völlig unverständlich.