ERLANGEN - So mancher will sich nun nicht mehr gegen Sars-CoV-2 impfen lassen, dabei ist es immer noch der beste Schutz gegen das tückische Virus. Ein Mann aus Igensdorf schlägt nun Alarm, weil er glaubt, seine Frau leide an schlimmen Impfnebenwirkungen.

Die Corona-Impfungen kommen ins Stocken; viele, die noch nicht geimpft sind, wollen sich auch nicht impfen lassen. Helmut Gregers Frau ist zwar gegen das Coronavirus geimpft, würde es aber nicht wieder tun. Denn seit ihrem zweiten Pieks leidet sie an hohem Blutdruck und Pulsrasen.

Ihre zweite Impfung war am 27. Mai 2021 bei einem niedergelassenen Arzt in Forth, erzählt Ehemann Helmut Greger. Die Impfung, berichtet der Igensdorfer, erfolgte mit Biontech, drei Tage später, nachts um halb zwei, erwachte sie mit extrem hohem Blutdruck und schnellem Puls. Sonst sei die 63-Jährige kerngesund und schlank, sagt der Ehemann, er ist sich sicher: "Das ist eindeutig eine Nebenwirkung der Impfung".

Die Beschwerden werden mal weniger und nehmen dann wieder schubartig zu, die gebürtige Chinesin kommt daher in ein Erlanger Krankenhaus, dort wird festgesellt, dass der Blutdruck in Intervallen nach oben schießt und wieder abflacht.

Nach Klinik keine große Verbesserung

Viel besser sei es ihr aber auch nach dem Klinikaufenthalt nicht ergangen, berichtet ihr Ehemann. Daraufhin sucht das Ehepaar Hilfe im Universitätsklinikum Erlangen (UKER); in der dortigen Kardiologie stellen die Ärztinnen und Ärzte fest, dass mit dem Herzen alles in Ordnung ist, allerdings könnten die Symptome von den Nerven kommen, so die Experten.

"Das ist eindeutig eine Nebenwirkung der Impfung", betont Helmut Greger. Das aber hat bisher niemand bestätigt. Es ist also nicht gesichert.

Ist es eine zeitliche Koinzidenz?

Die Frage, ob es sich nicht einfach um eine zeitliche Koinzidenz handeln kann, wischt der Senior vom Tisch. Eine medizinische Ausbildung hat der Mann nicht, dennoch lässt er an seiner Theorie nicht einmal den kleinsten Zweifel zu: Die Beschwerden seiner Frau stammen seiner Meinung nach nur von der Corona-Impfung.

Er beklagt, dass er völlig alleine gelassen werde, an den Arzneimittelhersteller Biontech hat er sich eigenen Angaben zufolge schon gewandt ebenfalls an das Paul-Ehrlich-Institut, das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. "Keiner hilft einem", sagt der Oberfranke.

Zudem würden mögliche Risiken und Nebenwirkungen verschwiegen. Das aber stimmt nicht. Auch dieses Medienhaus berichtet regelmäßig über diesen Aspekt. Allein bei der Impfung selbst weisen Ärzte auf mögliche Folgen hin, müssen das sogar, allein aus Haftungsgründen.

Das Universitätsklinikum Erlangen will sich zum konkreten Fall zwar nicht äußern, verweist aber in der Angelegenheit auf seine für jeden frei zugänglichen Informationen auf der Homepage. Dort stehen viele Informationen rund um das Thema.

Wie bei jeder Impfung, so heißt es dort, könnten auch nach der Covid 19-Impfung Impfreaktionen und Nebenwirkungen auftreten.

Impfreaktionen treten in der Regel kurz nach der Impfung auf und halten wenige Tage an. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat die Evidenz für die Impfstoffe Comirnaty (BioNTech/Pfizer) und Spikevax (Moderna) bewertet.

Biontech und Moderna als gleichwertig

Demnach werden die beiden mRNA-Impfstoffe Comirnaty (Biontech/Pfizer) und Spikevax (Moderna) hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beurteilt. Bezüglich der Sicherheit wurde die Häufigkeit von Impfreaktionen und Nebenwirkungen, die innerhalb von bis zu 14 Wochen nach Verabreichung des Impfstoffs auftraten, bei Geimpften mit einer Placebogruppe verglichen.

Die häufigste lokale Reaktion war Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung: 83 [Comirnaty (BioNTech/Pfizer)] bzw. 88 Prozent Spikevax (Moderna)]; Placebo: 14 [Comirnaty (BioNTech/Pfizer)] bzw. 17 Prozent [Spikevax (Moderna)]).

Unter den systemischen Reaktionen waren Abgeschlagenheit (Impfung: 47 bzw. 65 Prozent; Placebo: 23 bzw. 33 Prozent ) sowie Kopfschmerzen (42 bzw. 59 Prozent vs. 23 bzw. 34 Prozent) die häufigsten Ereignisse.

Fieber trat demnach nach der ersten Impfdosis seltener (Impfung: 4 Prozent bzw. 0,8 Prozent Placebo: 1 Prozent bzw. 0,3 Prozent) als nach der zweiten Impfdosis (Impfung: 16 Prozent bzw. 15,5 Prozent; Placebo: 0 Prozent bzw. 0,3 Prozent) auf.

In den Zulassungsstudien beider mRNA-Impfstoffe wurden wenige transiente Fazialisparesen (vorübergehende Gesichtslähmungen) beobachtet, deren Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte.

Insbesondere schwere unerwünschte Ereignisse mit hohem Schweregrad und solche, die als lebensbedrohlich klassifiziert wurden, traten in der Impfstoff- und Placebogruppe gleich häufig auf. Weder in der Impfstoff- noch in der Placebogruppe traten Todesfälle auf, die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzlösung zurückzuführen waren.

Seit Einführung wurden nach Gabe der mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und Spikevax) sehr selten Fälle von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen (Myokarditis und Perikarditis) beobachtet. Diese Fälle traten hauptsächlich innerhalb von 14 Tagen nach der Impfung, häufiger nach der 2. Impfung und häufiger bei jüngeren Männern auf. Einige ältere Personen bzw. Personen mit Vorerkrankungen verstarben.


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Nach der Zulassung von Comirnaty (BioNTech/Pfizer) sei zudem über einige anaphylaktische Reaktionen bei Geimpften berichtet worden, heißt es auf der Homepage des UKER weiter.

Doch was ist mit Helmut Gregers Ehefrau? Eine mögliche Covid-Infektion zieht immerhin mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit eine schwere Erkrankung nach als eine Impfung. "Sie würde sich mit dem Wissen nicht noch einmal impfen lassen und hat schon jetzt vor einer Auffrischung Angst", sagt ihr Ehemann. Den Hinweis, dass eine Corona-Infektion sehr schnell auf der Intensivstation enden kann, will der Igensdorfer nicht weiter kommentieren.