Nürnberg - Ab Montag tagt der Weltklimarat. Er wird Handlungsempfehlungen geben, wie wir mit dem Klimawandel umgehen sollen. Der Transformationsprozess ist ausgesprochen schwierig zu steuern. Ein Kommentar von NZ-Chefredakteur André Fischer.

Rekordhitze im kanadischen Lytton mit fast 50 Grad Celsius, Jahrhundertflut in der Eifel, Flächenbrände in der Türkei und in Griechenland. In Sibirien tauen die Permafrostböden auf und in der chinesischen Wüste werden Rekordniederschlagsmengen gemessen. Ein Sommer der Wetterextreme oder ist das Klima schon außer Kontrolle? Das können wir im Einzelfall nicht beantworten und nicht jede Wetterkapriole wird sich mit dem Verweis auf den Klimawandel erklären lassen.

Zu Extremsituationen kommt es häufiger

Es ist allerdings wissenschaftlicher Konsens, dass die vom Menschen mit verursachte Erderwärmung dafür sorgt, dass es häufiger zu wetterbedingten Extremsituationen kommt und das Klima instabiler wird. Ab morgen wird der Weltklimarat (IPCC), ein Zusammenschluss von 200 Ländern, auf der Basis neuer Forschungen aufzeigen, wie sich der Klimawandel auf Mensch und Natur auswirkt. Die wissenschaftlichen Experten werden Vorschläge machen, wie Politik und Gesellschaft den Folgen begegnen sollen. Beschlüsse wird es aber erst im November auf der Weltklimakonferenz in Glasgow geben. Zu vermuten ist, dass die Handlungsempfehlungen des Weltklimarats sehr rigide sein werden.


Schlimme Folgen des Klimwandels


Schwierige Umsetzung

In den vergangenen 20 Jahren hat sich nach und nach ein gesellschaftlicher Konsens herausgebildet, dass mehr für Klima und Natur getan werden muss. Allerdings hat die Bereitschaft, selber zurückzustecken, nur eingeschränkt zugenommen. Es ist leicht, mehr Klimaschutz einzufordern, was im deutschen Bundestagswahlkampf inzwischen fast alle Parteien tun, doch über die Umsetzung und Steuerung dieses Transformationsprozesses, besteht keine Einigkeit.

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Ende Juli ging es mit den Wetterextremen los. Im kanadischen Lytton wurden fast 50 Grad Celsius gemessen. Der kanadische Ort wurde vom Feuer komplett zerstört.  © Darryl Dyck/The Canadian Press/AP/dpa

Ja, CO2-Zertifikate helfen weiter, um den Ausstoß des Treibhausgases zu verringern. Aber das wird nicht genügen, die notwendigen Veränderungen zu initiieren. Es werden von Parteien und Experten derzeit Riesenziele definiert, aber, die Frage, wie man sie erreichen soll, wird nicht beantwortet. Das Problem dabei ist, dass entweder die Staatsverschuldung explodiert, weil viel zu viele Folgen der Transformation abgemildert werden. Oder aber es muss eine Verbotsethik formuliert werden, die im Alltag jegliche Flexibilität vermissen lässt und die viele Gruppen von der gesellschaftlichen Teilhabe ausschließen würde.

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Noch lange wird es dauern, bis die Folgen des Hochwassers an der Ahr beseitigt sind. Hochwasser hat es schon immer gegeben. Der Klimawandel sorgt dafür, dass solche Wetterlagen häufiger die Menschen belasten.  © Thomas Frey/dpa

Suche nach Antworten

Beides kann nicht das Ziel einer Politik sein, die eine Gesellschaft als Ganzes im Blick hat und nachhaltig wirtschaften will. Erschwert wird die Suche nach Antworten durch die neue Kommunikationstechnik. Die Weltgemeinschaft ist in Echtzeit mit dem Handy oder dem Laptop an den Folgen der Wetterkatastrophen dabei. So wird eine emotionale, apokalyptische Wahrnehmung immer weiter verstärkt. Dabei wäre eine rationale Suche nach Lösungen, wie wir mit den Klimawandel umgehen und ihn vielleicht stoppen können, viel wichtiger.