FORCHHEIM - Sie ist eine der betriebsamsten und meistbesuchten Straßen der Forchheimer Innenstadt: die Hornschuchallee. Trotzdem ist sie für viele mehr Pkw-Durchgangsstraße als Flaniermeile. Wir haben uns bei Gewerbetreibenden und Gästen umgehört.

Zuletzt sorgte die SPD-Stadtratsfraktion mit einem ad-hoc-Änderungsantrag für Aufsehen: Die Pandemie-Zeit solle rasch genutzt werden, so die Sozialdemokraten, um eine zeitlich begrenzte Ausweitung von verkehrsberuhigten Zonen zu testen, zum Beispiel in der Hornschuchallee. Mit diesem kurzfristig eingebrachten Vorschlag sorgte die SPD aber für Kopfschütteln in den anderen Fraktionen, der Antrag wurde mit großer Mehrheit vom Tisch gefegt.

Tenor: Statt punktuellen Schnellschüssen will man auf das 2014 angestoßene, integrierte Verkehrskonzept für die ganze Innenstadt setzen. Im April 2021 hat dafür eine neue Lenkungsgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Bis sich sichtbar etwas tut, dürften also noch einige Jahre ins Land ziehen. Wie sehen derweil die Gewerbetreibenden in der Hornschuchallee die Zukunft der Straße? Wir haben sie gefragt.

Weniger Parkplätze

„Von jedem Geschäftsmann wird man da wohl eine andere Meinung kriegen“, sagt Constanze Bogatz, Inhaberin der gleichnamigen Kaffee-Rösterei. Es gebe hier Geschäfte mit viel Laufkundschaft, für die die vielen Parkplätze direkt vor der Ladentür von Vorteil seien.

„Wir sehen das als Café natürlich etwas anders. Für uns ist es schöner, wenn unsere Gäste entspannt draußen sitzen können und nicht immer Angst haben müssen, dass ihnen gleich ein Bus oder ein Auto ins Kreuz fährt.“

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© Athina Tsimplostefanaki

Eine Ansicht, die just am anderen Ende der Allee bestätigt wird: Claudia und Ernst Wegner aus Erlangen gönnen sich unter strahlender Juni-Sonne Pasta mit Meeresfrüchten bei Feinkost Karnbaum – einen knappen Meter neben der Fahrbahn. Nur eine Topfpflanze trennt ihren Tisch vom Straßenverkehr.

„Ja, schade ist das irgendwie schon“, meint Claudia Wegner und ist dabei kaum zu hören, weil gerade ein Bus hinter ihr dröhnt, „es geht viel Atmosphäre flöten“. Das Essen schmecke ja trotzdem „vorzüglich“, ergänzt Gatte Ernst, „aber Genuss hat ja auch was mit dem Lärmpegel und der Luft zu tun“.

+++ Quo vadis, Hornschuchallee? Lesen Sie hier einen Kommentar von NN-Redaktionsleiter Ulrich Graser +++

Für Constanze Bogatz kommt es bei der Hornschuchallee ihrer Wünsche auf die „Mischung“ an: Anwohner- und Lieferverkehr okay, aber „bitte das Ganze etwas entspannen“. Sprich: Schrittgeschwindigkeit für Autos (und deren Einhaltung genauer überprüfen) und eine andere, „aufgelockerte“ Parkplatz-Ordnung – statt wie derzeit dicht an dicht (und quer statt längs) gereihte Stellplätze entlang der gesamten vorderen Allee. „Ja, dann würde es weniger Parkplätze geben“, sagt Bogatz, „aber wir haben in unmittelbarer Nähe die Tiefgarage am Paradeplatz und das Parkhaus am Kronengarten“.

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© Athina Tsimplostefanaki

Roland Huberth ist Inhaber der Obst- und Gemüsehandlung Huberth auf der anderen Straßenseite. Er erklärt: „Ich habe jede Menge Kundschaft, die mit dem Auto herfährt, und sehr viel Laufkundschaft, darunter auch viele Senioren und Bewohner von Altenheimen.“ Und diese „schleppen sicher keine fünf Kilo Kartoffeln von hier bis nach Hause, wenn aus der Hornschuchallee eine reine Fußgängerzone werden würde“, so Huberth. Seine Kunden würden seiner Meinung nach dann einfach abwandern – zu den großen Einzelhändlern mit ihren großen Parkplätzen am Rande der Innenstadt.

Wenig Sehenswürdigkeiten

Gegen eine grundsätzliche Sanierung der Hornschuchallee hat Huberth „absolut nix“. Den Straßenbelag erneuern, mehr (beziehungsweise gepflegteres) Grün, den Gehsteig modernisieren, eine bessere Geschwindigkeitsüberwachung in der Allee und der benachbarten Wiesentstraße, die Quer- zu Längsparkplätzen machen – „alles schön und gut“, so Huberth, der aber zum letzten Punkt hinzufügt: „Nur würden damit eben viele Parkmöglichkeiten wegfallen.“

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© Athina Tsimplostefanaki

Generell findet der Gemüsehändler: „Es gibt in der Hornschuchallee wenig, das eine Fußgängerzone rechtfertigen würde.“ Sprich: Keine wirklichen Sehenswürdigkeiten oder Aufenthaltsplätze, sondern eben „nur“ ein paar Einzelhändler wie ihn, ein Café und ein, zwei Restaurants.

Und darüber hinaus schwebe über allem die große Frage: Wie will man den Verkehrsfluss in Forchheim leiten, wenn diese zentrale Durchgangsstraße gesperrt wäre? „Das geht vielleicht in Erlangen, Nürnberg, Bamberg. Aber Forchheim, das muss ich ganz ehrlich sagen“, meint Huberth, „ist dafür einfach zu klein.“

Ähnlich sieht es im Nachbargebäude Marc Bögelein mit seinem orthopädischen Schuhgeschäft. „Man sollte den Allee-Charakter wieder stärken“, findet er. Die bestehenden Rotdorn-Bäume seien optisch nicht allzu ansprechend und sorgten für dreckige Markisen. Zypressen oder Kugelakazien würden da schon für mehr Flair sorgen.

Dazu eine nicht mehr so strikte Trennung von Gehweg und Fahrbahn – „die Parkplätze auf die Nordseite verschieben, den Gehsteig auf der Südhälfte der Allee verbreitern und mit helleren Platten bestücken“ – so hätte man eine Art Promenade mit südeuropäischem Ambiente. „Und mit Beleuchtungskonzepten kann man das wunderschön aufwerten“, sagt Bögelein. „Klar, kostet das Geld, aber es würde extrem viele Leute in die Innenstadt locken.“

Zur Idee Hornschuchallee als Fußgängerzone hat Bögelein eine klare Meinung: „Das würde eine tote Innenstadt bedeuten.“ Alle Betriebe, die auch und insbesondere auf gehbehinderte Kundschaft angewiesen seien – „meiner inklusive“ – würden eingehen, so Bögelein.

Hürden sind hoch

Ein verkehrsberuhigter Bereich wird nicht ohne Grund auch als „Spielstraße“ oder „Wohnstraße“ bezeichnet: Fußgänger haben im gesamten Bereich den Vorrang, motorisiert befahren werden darf er nur in Schrittgeschwindigkeit, geparkt werden darf nur in gekennzeichneten Flächen oder zum Ein- oder Aussteigen beziehungsweise Be- oder Entladen.

Baulich muss er so angelegt sein, dass die typischen Merkmale einer Straße – Fahrbahn, Geh- oder Radweg in strikter Trennung zueinander – nicht vorherrschen. Stattdessen wird das Niveau angeglichen, sei es durch die Pflasterung, Pflanzkübel, Parkbuchten und Einengungen.

Das Straßenverkehrsamt erklärt, dass verkehrsberuhigte Bereiche qua Gesetz nur dort angeordnet werden dürfen, „wo der motorisierte Verkehr eine verschwindend geringe Rolle hat und die Aufenthaltsfunktion überwiegt“. Ein kurzer Aufenthalt in der Hornschuchallee genügt, um zu sehen, dass das hier mitnichten der Fall ist: Laut Stadtverwaltung gibt es dort ein werktägliches Verkehrsaufkommen von rund 8000 Kraftfahrzeugen.