Erlangen - Mit der Bekanntgabe, dass Urlaub zu Pfingsten wieder möglich wird, hat sich Erleichterung breitgemacht. Bei denen, die Erholung und einen Ortswechsel dringend brauchen und denjenigen, die genau das ermöglichen: Für die Hotelbranche sind die Lockerungen ein erster Schritt Richtung Normalität, allerdings nicht ohne Bedenken. Die Hotelbetreiber in Erlangen und Umgebung haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Endlich! Mit den im Mai vom bayerischen Kabinett verabschiedeten Lockerungsmaßnahmen ist Urlaub wieder möglich - nach Monaten, in denen das Verreisen zu touristischen Zwecken nicht oder nur sehr eingeschränkt erlaubt war. Während die einen sich freuen, den eigenen vier Wänden endlich einmal wieder für ein paar Tage entfliehen zu können, sind die anderen froh, ihre lange leer gebliebenen Zimmer für ebenjene wieder öffnen zu dürfen: Seit dem vergangenen Freitag ist es den Betreibern von Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen, Jugendherbergen und Campingplätzen erlaubt, wieder Touristen zu beherbergen. Voraussetzung: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt stabil unter 100 und die Gäste können einen negativen Coronatest vorweisen. Auch in Erlangen kann das Hotelgewerbe nun wieder breiter öffnen. Die Hugenottenstadt selbst ist aber im Gegensatz zu Nürnberg, Bamberg oder München keine Touristen-Hochburg und profitiert von den Öffnungen zu den Pfingstferien daher nicht in dem Maße wie klassische Ferienregionen.


Hotelbranche in Erlangen bangt um ihre Existenz


"Ein erster Schritt"

Christoph Krettner, Inhaber und Geschäftsführer des Rokoko-Hauses in der Innenstadt, freut sich über die nun geltenden Lockerungen. Seine Freude ist aber auch mit Bedenken verbunden: "Das ist ein richtiger Schritt und hoffentlich ein erster, der uns wieder näher Richtung Normalität bringt. Ich habe aber auch die Befürchtung, dass die vorgeschriebenen Tests alle 48 Stunden die Leute doch abschreckt. Das merken wir auch - Buchungen kommen eher verhalten." Das Rokoko-Haus mit seinen 37 Zimmern blieb auch während der Pandemie geöffnet, allerdings nur in reduziertem Umfang: Nur morgens ist die Rezeption geöffnet, mehr habe sich nicht gelohnt, begründet Krettner die Entscheidung: "Es rufen wenige Leute an und die Gäste, die wir haben, sind häufig Stammgäste und die kennen sich aus." Der Hotelchef bleibt jedenfalls optimistisch, auch wenn er nicht vor dem nächsten Jahr mit dem "großen Ansturm" rechnet. "Und Gedanken macht man sich natürlich auch um die Zukunft – besonders als Stadthotel, als das man auf Geschäftsreisende angewiesen ist. Alles ist digitaler geworden und hat so manche Kongresse und Tagungen ersetzt, davon wird sicher auch ein Teil bleiben", stellt der Hotelinhaber fest. "Aber die Hoffnung wird hier nicht aufgegeben."

Familien zu Gast - endlich!

Gursel Özer, Gesellschafter und Geschäftsführer des Hotels Smart-Inn in der Fürther Straße ist ebenfalls froh über den Lockerungsschritt: "Gleich am 21. Mai hat nach über einem Jahr wieder eine Familie mit zwei kleinen Kindern für eine Woche ein Zimmer gebucht", freut sich Özer. "Sie besuchen Erlangen, um hier Ausflüge nach Nürnberg und Fürth zu machen und einfach einmal rauszukommen." Der Hotelier berichtet, dass nun auch vermehrt Durchreisende auf dem Weg nach Österreich Buchungen vornehmen sowie Gäste aus den Niederlanden und Belgien: "Die buchen gerade wie verrückt." Keine Probleme bereiten ihm die Testvorschriften: "Unsere Gäste sind sehr verantwortungsvoll, vorsorglich und hilfsbereit. Sie fragen sogar direkt nach, wie sie es uns am einfachsten machen können und wir haben da bislang sehr gute Erfahrungen gemacht."


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Hoffnung auf den Radtourismus

Auch für das Erlanger Altstadthotel "Grauer Wolf" und dessen Geschäftsführerin Therese Langhammer war Corona ein schwerer Einschnitt. Dass es nun Lockerungen gibt, freut auch sie. Buchungen aber kämen trotzdem nur verhalten. "Aber das ist ja auch kein Wunder", so die Hotelleiterin, "es fehlen die Gründe zum Verreisen: Öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte, Festivals oder die Bergkirchweih finden ebensowenig statt wie Geburtstage und Hochzeiten im größeren Stil." Hoffnung macht Langhammer der Radtourismus. Anfang des Jahres habe es für das Frühjahr viele Buchungen von Radlern gegeben, die dann allerdings wieder storniert werden mussten. "Aber jetzt kommen für Juli, August und September wieder vermehrt Buchungen von Radfahrern." Viele Gäste, so hat Langhammer den Eindruck, sind doch noch vorsichtig und das häufige Testen mache die Sache auch nicht einfacher. Auch sie teilt die Bedenken ihrer Kollegen, dass viele Veranstaltungen – gerade in Bezug auf Geschäftsreisende – nicht mehr in bisher gewohnter Art und Weise stattfinden werde. Optimistisch sei sie trotzdem, "es bleibt uns ja auch gar nichts anderes übrig und wir haben die Zeit auch sinnvoll zum Renovieren und Umbauen genutzt."


Weitere Lockerungen der Corona-Regeln in Erlangen


Telefone laufen heiß

Im Gegensatz zum Grauen Wolf hatte das größte Erlanger Hotel, das erst 2019 eröffnete und 186 Zimmer umfassende "Holiday Inn Express" am Rande der Erlanger Höfe, zeitweise sogar komplett geschlossen. Es sei in den Monaten Januar und Februar wirtschaftlicher gewesen, die Türen komplett zuzusperren, erinnert sich dessen General Manager Maximilian Sperber. Im März sei der Betrieb dann langsam wieder angelaufen und sogar eine 30-prozentige Auslastung erreicht worden. Die Ankündigung, dass Urlaub wieder möglich sei, sei eine freudige und tolle Nachricht gewesen: "Mit der Lockerung sind unsere Telefone heiß gelaufen", berichtet der General Manager. "Man hat gemerkt, dass die Leute auch wirklich buchen und verreisen wollen. Das hat uns sehr gefreut, denn davor hatten wir am meisten Angst, dass ein Großteil eher verhaltend reagiert."

"Nur digital ist nicht umsetzbar"

Die bisherigen Erfahrungen mit den Test-Auflagen seien positiv, die Gäste vorbereitet und die Auslastung mit etwa 45 Prozent zufriedenstellend, fasst Sperber zusammen. "Sicherlich wird es künftig Einbußen bei Geschäftsreisenden geben, aber wir sind überzeugt, dass das nicht sehr zu Buche schlagen wird. Nur digital ist nicht umsetzbar und wir gehen davon aus, dass sobald die Maßnahmen gelockert werden können, auch das Leben hier in die Stadt und die Firmen zurückkehrt – Arbeit ist auch ein sozialer Aspekt, der nun lange gefehlt hat."