Nürnberg - Unionskanzlerkandidat Armin Laschet bindet Friedrich Merz in sein Wahlkampfteam ein. CDU und CSU können einen wie Merz gut gebrauchen - wenn dieser seine eigene Rolle nicht überschätzt, kommentiert NZ-Chefredakteur Stephan Sohr.

Im Bewerberfeld um den CDU-Vorsitz waren sie Konkurrenten, und was Friedrich Merz, der damals Unterlegene, wirklich von Armin Laschet und seiner Befähigung hält, der Union das Bundeskanzleramt zu sichern, darf als nicht zweifelsfrei gesichert gelten.


Kanzlerkandidat Laschet holt Merz in sein Wahlkampfteam


Ziemlich gesichert ist hingegen, dass es Merz egal ist, wer unter ihm Parteivorsitzender ist. Die Rollen sind jedenfalls verteilt: Laschet soll das scheinbar Unmögliche bewerkstelligen, Merz wird im Hochsauerlandkreis mit Sicherheit das Direktmandat für den Bundestag bekommen - und beide sind Politprofis genug um zu wissen, dass man einen Wahlkampf nur gewinnen kann, wenn alle Beteiligten sich hinter dem Anführer scharen. Wenn das nicht so ist, geht selbst ein anfangs aussichtsreiches Rennen verloren - der seinerzeitige SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat es leidvoll erfahren müssen.

Und weil man in der CDU solche Fehler nicht wiederholen will, üben sich Merz und Laschet schon jetzt im Schulterschluss, was klug ist. Laschet lobt Merz für seine Wirtschafts- und Finanzkompetenz und hält ihn für einen der "besten Köpfe", den man im Wahlkampfteam habe; Merz meint, dass man mit Laschet "alle Chancen" habe, den Wahlkampf zu gewinnen - fügt aber hinzu, dass man im Sommer aufgrund der dann viel größeren Anzahl an Geimpften eine "völlig andere Grundstimmung" habe. Nun ja, auch dieser Nachsatz ist interpretationsfähig, er könnte so verstanden werden, als dass Laschet auf diese andere "Grundstimmung" hoffen müsse, um Kanzler zu werden - aber geschenkt. Was zählt, ist das Team.

In der Tat ist es klug von Laschet, einen Friedrich Merz als Wahlkämpfer mit einzubinden. Er dient all jenen unter den durch die Merkel-Ära zumindest irritierten Unionswählern als Symbolfigur dafür, dass CDU/CSU doch noch irgendwas übrig haben für bürgerlich-konservatives Denken, das sich aber klar abgrenzt zu den Rechtsaußen von der AfD. Er ist ein überzeugend argumentierender Marktwirtschaftler, muss aber sein Portfolio noch schärfen, wenn er das Megathema unserer Zeit - die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in das Zeitalter der Klimaneutralität - prägen und es nicht den Grünen überlassen will.
Die Frage ist, wie sehr sich Merz im Wahlkampfteam einordnet und wieviele Freiheiten Laschet ihm lässt. Wenn beide am selben Strang ziehen, sind sie stärker als alleine.


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