
Das Grün in der Landsweilerstraße in Falkenheim ist fast schon verschwenderisch. Viele Bäume, große Vorgärten und der Waldrand ist zum Greifen nahe. Seit 60 Jahren wohne er hier, sagt der freundliche Herr. Er könne sich kaum etwas anders vorstellen. 86 Jahre alt ist er heute. Doch zum Glück, so sagt er, fahre er noch gern und gut Auto. "Denn sonst wäre es echt kritisch."
Bei einem anderen Ortsteilbewohner ist es kritisch. 84 Jahre alt ist er, schlecht zu Fuß und an das Steuer eines Autos setzt er sich nicht mehr. "Ich bin froh um den Zusammenhalt, den es hier noch gibt." Denn wenn er etwas benötige, dann müsse er sich nur an die Nachbarschaft wenden. Einer fährt schon. "Aber immer will man auch nicht andere bitten müssen", meint er. Weswegen er sich auch schon mal mit dem Taxi zum Supermarkt fahren lässt. "Teuer und unpraktisch" sei das.
Keine Frage: Für die Bewohner der Siedlungen Süd ist mit der vorläufigen Schließung des Edeka-Marktes am Schießplatz ein Stück Lebensqualität abhanden gekommen: Es gibt nun kein fußläufig erreichbares Lebensmittelgeschäft mehr.
Die SPD setzt sich dafür ein, dass der Handel wieder zurück in den Stadtteil kehrt. Dies nicht zum ersten mal - aber man müsse jetzt den Druck erhöhen, fordern Anwohner. "Die Stadtverwaltung soll in Gesprächen mit den Wohnungsbaugesellschaften in der Gartenstadt und den Siedlervereinen in Siedlungen Süd intensiv nach möglichen Standorten für den Einzelhandel suchen", heißt es in einem Antrag, der vom Fraktionsvorsitzenden Thorsten Brehm und von Stadträtin Elke Härtel auf den Weg gebracht wird. "Wo Nachverdichtung mit Wohnungen möglich ist, wie in der Gartenstadt, sollten hierfür aus unserer Sicht auch Flächen für den Einzelhandel zur Verfügung stehen", findet Elke Härtel.
Auch der Neubau des "Nah und Gut", mit dessen Fertigstellung Ende des Jahres gerechnet werden kann, werde das Problem der langen Wege zu einem Einzelhandel nicht ausreichend lösen können. Aus Sicht der SPD-Fraktion ist deshalb vor Ort ein weiterer Einzelhändler mit Vollsortiment dringend erforderlich.
"Die Versorgung im Viertel ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig bergab gegangen", sagt Manfred Burger, der von seinem Fenster aus auf die steingrauen Reste des früheren Edeka-Marktes schaut. Viele Märkte hat er gehen sehen. Den Edeka-Markt in der Julius-Loßmann-Straße, die kleine Norma im Roxy-Kino, bei der es vor zehn Jahren sogar noch Pläne gegeben hat, das ganze Gebäude zu übernehmen. Als Verbraucher müsse man sich aber auch an die eigene Nase fassen, sagt Manfred Burger selbstkritisch: "Eine Zeitlang wollte man günstiger kaufen und immer mehr Auswahl haben."
Nun wären manche froh, gerade diese kleine Auswahl wieder zurückzubekommen. Eine ältere Anwohnerin der Pachelbelstraße berichtet, dass sie öfters von Menschen mit Auto in einen großen Discounter mitgenommen werde: "Dort ist die Auswahl dann so riesig, das mich das regelrecht überfordert und unter Druck setzt", sagt sie. "Ein kleines Geschäft in der Nähe mit Dingen für den täglichen Bedarf - das wär’s!"
Für die älteren Bewohner ist der geschlossene Edeka-Markt jedoch nicht nur wegen der aktuell fehlenden Einkaufsmöglichkeiten ein Verlust. Manfred Burger: "Es war auch ein zentraler Treffpunkt." Mit Masken und Abstand zwar, aber ein kleiner Plausch beim Einkaufen war immer drin. "Das vermissen die Menschen."
