
Wann werden die Schulen wieder öffnen? Mitte Februar wohl noch nicht. Doch wie der Schulalltag auch in der Pandemie durchführbar wäre, steht in einer Leitlinie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung nun veröffentlicht wurde und der Redaktion vorliegt. Grundlage für diese Leitlinien war die Auswertung von rund 40 internationalen wissenschaftlichen Studien zum Infektionsgeschehen an Schulen.
Regelmäßig Lüften, Masken, Abstand halten, Hände waschen, kleinere Klassen, Wechselunterricht. Diese Vorgaben sind bekannt. Neu ist allerdings, dass sich Experten mit der Frage beschäftigt haben, ob Musik- und Sportunterricht wieder stattfinden könnten. Sie kommen zum Ergebnis: Ja. Allerdings soll in Innenräumen auf das Singen und Spielen auf Blasinstrumenten verzichtet werden.
Auch Singen soll draußen möglich sein
Beim Musikunterricht im Freien hingegen kann auch gesungen werden – natürlich mit Abstand "in alle Richtungen", wie es in den Leitlinien heißt. Nicht geklärt ist, ob Musikunterricht mit Gesang und Trompete nur als Einzelunterricht möglich ist oder in großen, gut gelüfteten Räumen auch in kleinen Gruppen.
Die Experten befürworten zudem Sportunterricht, weil "die positiven gesundheitlichen Wirkungen die Risiken überwiegen". Aber auch hier gilt die Einschränkung: Gymnastik oder Fußball nur draußen oder in kleinen und konstanten Gruppen in der Turnhalle.
Mit laufender Nase im Unterricht
Tritt bei einem Schüler Fieber oder der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns auf, soll, so die Experten, eine Corona-Infektion angenommen werden – solange ein Test nicht das Gegenteil beweist.
Schüler mit leichteren Krankheitszeichen sollen erst nach einer symptomfreien Phase von 48 Stunden wieder am Präsenzunterricht teilnehmen. Kinder mit laufender Nase, Halskratzen oder Räuspern dürfen weiterhin am Unterricht teilnehmen, empfehlen die Experten.
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Schüler und Lehrer, die nach einem Risikokontakt außerhalb der Schule als Kontaktpersonen der Kategorie II gelten, dürfen weiterhin zur Schule, wenn sie keine Symptome zeigen. Bei einem Corona-Fall in der Klasse sollen nur direkte Sitznachbarn in Quarantäne, wenn Masken getragen und Abstände eingehalten wurden.
Wenn keine Masken im Unterricht getragen wurden, gelten alle Schüler und Lehrer als Kontaktpersonen der Kategorie I. Wer direkten Kontakt zu einem Infizierten hatte, also eine Kontaktperson der Kategorie I ist, muss nach wie vor für 14 Tage in Quarantäne.
Alle 20 Minuten lüften
In ihren Ausführungen weisen die Experten - federführend haben die vier Fachgesellschaften für Epidemiologie, für Public Health, für Kinder- und Jugendmedizin und für pädiatrische Infektiologie sowie das Robert-Koch-Institut, mehrere Gesundheitsämter, Landeselternräte, Lehrerverbände und Schüler an den Leitlinien gearbeitet - nochmals deutlich auf regelmäßiges Lüften hin.
Alle 20 Minuten sollen die Fenster für drei bis fünf Minuten geöffnet werden, im Sommer alle zehn bis 20 Minuten. Klassenzimmer, in denen keine Lüftungsmöglichkeiten vorhanden sind, scheiden aus. Außerdem sollen ergänzend Luftreiniger zum Einsatz kommen.
Wenn alle Vorkehrungen befolgt werden, sei ein Schulunterricht möglich, heißt es in dem Papier. Einzelne Maßnahmen seien hingegen nicht effektiv genug, warnen die Experten. Nur das Paket sei wirkungsvoll.
FFP2-Masken für Risikogruppen
Zu diesem Paket gehören auch FFP2-Masken. Diese sollen von Schülern und Lehrern, die ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, getragen werden. Bei einem hohen Infektionsgeschehen soll der Unterricht zeitversetzt stattfinden, um volle Schulbusse oder Bahnen zu vermeiden. Zuerst sollen Grundschüler zum Präsenzunterricht zurückkehren.
Trotz vieler Einschränkungen und Auflagen dürften die Leitlinien ein kleiner Lichtblick sein. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek sagte bei der Vorstellung zwar "dass jetzt nicht die Zeit für Lockerungen ist, damit wir die mühsamen Erfolge gegen das Virus nicht zunichte machen". Sie betonte aber auch: "Wir wollen möglichst viel Präsenzunterricht bei möglichst großer Sicherheit für alle in der Schule."
Die Frage der Öffnung von Schulen und Kitas dürfte bei den Corona-Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am morgigen Mittwoch eine wichtige Rolle spielen.
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