
Im Landkreis Neumarkt ist in den fünf Jahren viel passiert: Zu Hochzeiten suchten hier über 1150 Menschen Zuflucht. Dabei ging Neumarkt einen anderen Weg als viele andere Landkreise. Man setzte zunächst auf dezentrale Unterbringung statt auf Massenunterkünfte.
"Der damalige Sozialreferent Gerhard Pfohl hat diesen Weg sicher aus mehreren Gründen gewählt. Wenn viele Menschen aus verschiedenen Ethnien zusammen untergebracht werden, kann es viel schneller zu Gewalt und Unruhen kommen. Außerdem fällt die Integration leichter und Antipathien werden abgebaut", sagt Maximilian Kühlwein. Er ist seit 2018 Sozialreferent in Neumarkt und glaubt zu wissen, warum die Entscheidung seines Vorgängers so gefallen ist.
Doch dieser Neumarkter Weg hat Vor- und Nachteile. Diese bekam Sengenthals Bürgermeister Werner Brandenburger zu spüren. Der Gemeinde südlich von Neumarkt wurden, gemessen an der Einwohnerzahl, ist." überproportional viele Geflüchtete zugeordnet.Im Jahr 2017 war Sengenthal unter den drei Kommunen im Landkreis mit den meisten Geflüchteten.
In einem Gespräch mit den Neumarkter Nachrichten im Jahr 2015 berichtete Brandenburger von den Herausforderungen und Sorgen, die der Bürgermeister damals hatte.
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Vieles war da noch unklar: Wie werden beispielsweise die Schulpflicht, Gesundheitskosten oder Vermitteln von Sprachkenntnissen geregelt? Trotzdem war er zuversichtlich und versprach den Unterstützern schnelle Hilfe "auf dem kurzen Dienstweg".
Momentan leben noch etwa 15 bis 20 Menschen mit Fluchterfahrung in der Gemeinde Sengenthal – zuHochzeiten waren es über 80 Personen. "Das war eine hohe Belastung.
Außerdem wussten wir nicht, wie viele Menschen noch kommen würden. Es herrschte viel Unsicherheit", erklärt Brandenburger.
Doch die dezentrale Unterbringung im Landkreis Neumarkt habe dazu geführt, dass sich die Menschen trotz Sprachbarrieren leichter in die Gesellschaft integrieren konnten.
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Rückblickend stimmt Brandenburger Angela Merkel zu: "Ich würde schon sagen, dass wir es geschafft haben. Man hätte sicherlich vieles besser machen können, aber wir haben getan, was wir konnten." Der Bürgermeister ist froh, dass damalige Befürchtungen nicht eingetreten sind und dass Sengenthal vielen Menschen helfen konnte: "Man muss sich in die Situation der Geflüchteten hineinversetzen. Wenn es um die Sicherheit der eigenen Familie geht, kann man gut verstehen dass Menschen ihre Sachen packen und flüchten."
Momentan leben noch 600 Personen mit Fluchterfahrung im Landkreis. Dabei hält Neumarkt weiter an einer Mischung aus dezentralen und großen Unterkünften fest; das habe sich bewährt, sagt Sozialreferent Kühlwein.
Auch er bestätigt rückblickend die Aussage der Bundeskanzlerin: "Am Anfang war die Belastung und der Zeitaufwand sehr groß. Es gab natürlich, wie überall, schwarze Schafe. Mittlerweile würde ich aber sagen, wir haben die Krise bewältigt. Auch wenn sie sicher noch nicht vorbei Nicht vorbei ist auch der Einsatz von Ingeborg Meyer-Miranda. Sie gibt seit mehreren Jahren Sprachkurse für Geflüchtete. Außerdem betreut sie Menschen mit Fluchterfahrung – besucht sie etwa in ihren Unterkünften.
Ihre Arbeit liegt ihr am Herzen, denn Sprache ist das A und O, wie sie sagt. Schlechte Erfahrungen mit Geflüchteten hat Meyer-Miranda in der ganzen Zeit nicht gemacht: "Der Umgang war mir gegenüber und auch untereinander sehr respektvoll." Rückblickend würde die Lauterhofenerin die Aussage Angela Merkels unterschreiben: "Durch die Krise ging offensichtlich nicht die Welt unter – auch wenn es mal schwierig wurde."
Das sieht Peter Fuhrmann ähnlich. Der Neumarkter FDP-Stadtrat ist im Verein "Chancen statt Grenzen" als Vorstand aktiv. Während der Krise halfen er und andere ehrenamtliche Mitglieder den Geflüchteten. Sie besorgten Kleidung und Einrichtungsgegenständen oder erledigten Behördengänge.
Mittlerweile ist er der Meinung, dass man die Situation in Neumarkt gut gemeistert hat. Doch er ist sich auch sicher, dass dies nur durch viele engagierte Menschen gelang: "Die Behörden waren total überlastet. Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre es sicher anders ausgegangen."