Deren Projekt "Brücken bauen — Menschen begegnen" hat die Jury im Bereich künstlerisch-ästhetisches Handeln überzeugt. "Brücken bauen — Menschen begegnen" lautet auch der Titel eines Buches, das die zwölf geflüchteten Jugendlichen aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine zusammen mit ihrem Lehrer Alois Dorner erstellt haben. Es enthält Geschichten über das Leben in der früheren Heimat, ihre Flucht und ihr neues Leben in Deutschland.
Außerdem haben sie im Kunstunterricht mit Lehrerin Melanie Köhler Radierungen mit Ansichten aus ihren Heimatländern angefertigt und daraus einen Kalender gemacht. Buch und Kalender wurden jeweils in einer Auflage von 200 Stück gedruckt und gegen Spenden abgegeben. Das Geld, insgesamt 1100 Euro, kam einem Krankenhaus im syrischen Aleppo zugute. Das Projekt wurde vom Amt für Nachhaltigkeit und vom Lions Club Neumarkt gesponsert.
Fünf Mädchen aus Syrien
Von den zwölf beteiligten Schülerinnen sind fünf syrische Mädchen noch an der Mittelschule West: Die Schwestern Saly (15) und Elana (16) aus Damaskus, Israa (14) aus Latakia sowie Oscar (17) und Esra (16), beide ebenfalls aus Damaskus. Alle sind seit etwa zweieinhalb Jahren in Deutschland, sprechen sehr gut Deutsch, leben mit ihren Familien in Neumarkt beziehungsweise Sengenthal.
"Mit dem Kunst- und Buchprojekt wollten wir den Menschen in Aleppo helfen und zeigen, dass es in unseren Heimatländern nicht nur Krieg, sondern auch sehr viel Schönes gibt", sagt Saly. So zeigt ein Kalenderblatt etwa die berühmte Moschee Omayyabin in Damaskus, ein anderes den Traumpalast "Qasar al Ahlam" in Latakia.
Israa berichtet im Buch über den Libanon, das Land, aus dem ihre Oma und Mutter kommen. Sie erzählt auch von ihrem Vater, der ein bekannter FIFA-Schiedsrichter und unter anderem bei der WM 2006 in Deutschland dabei war. "Wir sind froh, dass wir dem Krieg in unserer Heimat entkommen sind und in Sicherheit leben können. Und jetzt pfeift er wieder als Schiedsrichter in der A-Klasse im Landkreis Neumarkt", schreibt Israa.
"Meine Schule in Syrien war schön und ich habe es geliebt, dorthin zu gehen. Ich ging in die 8. Klasse und musste dann abbrechen, weil meine Familie entschieden hatte, Syrien zu verlassen und Asyl zu beantragen", schreibt Oscar. Elana berichtet von der abenteuerlichen Flucht über die Türkei nach Griechenland mit einem kleinen Boot. "Diese Phase der Flucht war gefährlich und erschreckend. Die Überfahrt dauerte zweieinhalb Stunden und das bei Nacht. Die Menschen im Boot haben geschrien und geweint." Saly klärt über den Koran, Oscar über den Islam auf. Auch die Eltern der Kinder kommen in dem Buch zu Wort.
Die Schüler haben ihre Geschichten und ihr Projekt bereits mehrfach präsentiert, unter anderem im Bürgerhaus und im Rathaus der Stadt Neumarkt sowie am Willibald-Gluck-Gymnasium, und sie haben den bayerischen Landtag in München besucht.
Quali geschafft
Ihrer Zukunft blicken die Mädchen zuversichtlich entgegen: Oscar, Ilana und Esraa haben kürzlich den Quali bestanden — "auf Deutsch, nicht auf Arabisch", wie Schulleiter Martin Krämer betont —, alle fünf Schülerinnen streben die Mittlere Reife an. Oscar weiß schon, was sie einmal werden will: Polizistin. Lehrer Alois Dorner und Rektor Krämer sind sichtlich stolz, dass die Integration hier offensichtlich bestens gelungen ist.