FORCHHEIM - Dies ist ein Text, der auch gute Nachrichten enthält. Obwohl er sich mit der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen auf einige hiesige, größere Betriebe beschäftigt. Gute Nachrichten im Zusammenhang mit Corona, kann es die überhaupt geben? Na ja: So gut, wie sie eben derzeit sein können.

Zum Beispiel läuft bei Piasten die Produktion von Schoko-Dragees, Schoko-Linsen, Weinbrand-Bohnen und Co. "in der normalen Auslastung", wie Geschäftsführer Bertram Strothmann sagt.

Schokolade macht glücklich, nicht nur Zahnärzte. Daher ist das süße Produkt-Segment wahrscheinlich sogar systemrelevant, ohne dass dies jedem bekannt wäre. Allerdings: "Es ist nicht abzusehen, ob wir auch in Zukunft von jedem Zulieferer konstant beliefert werden", schränkt Strothmann ein. Sollten in Übersee mal wochenlang keine Schiffe mit Erdnüssen für Piasten mehr ablegen können, "dann haben wir ein Problem".

Rund 450 Stamm-Mitarbeiter zählt die Schokoladenfabrik im Stadtnorden. Momentan ist der Krankenstand sehr hoch, aber "wir haben noch keinen Corona-Fall im Unternehmen". Schon vor Wochen wurden "vorsorglich einige Laptops" eingekauft, so dass nun einige Büroarbeitsplätze ins Homeoffice verlagert werden konnten: "Vor allem aufgrund des Problems der Kinderbetreuung." Am Arbeitsplatz in der Firma ist, neben der Hygiene, Abstandhalten das Gebot der Stunde. So viele Mitarbeiter wie möglich sitzen nun in Einzelbüros, in der Kantine dürfen maximal zwei Personen an einem Tisch sitzen.

Ständiges Nachjustieren

Tägliche Sitzungen des Krisenstabes, ständiges Nachjustieren von Maßnahmen und Anordnungen aufgrund einer neuen Nachrichtenlage: Dieses oder Ähnliches berichten alle Firmenleitungen, die wir befragten. Kurzarbeit wurde ebenfalls schon vielfach beantragt, zum Beispiel bei der Neunkirchener Achsenfabrik (NAF) in Neunkirchen am Brand. 620 Beschäftigte sind davon betroffen, so Pressesprecher Helmut Wagner.

Der Grund: Anders als bei Piasten brechen die Lieferketten für Zahnräder, Lenkzylinder und Guss-Rohteile schon jetzt langsam weg. Vor allem fehlen die Teile aus Nord-Italien (dort wurden alle Firmen geschlossen), woher die NAF sehr viel bezieht, aber auch deutsche Firmen haben zunehmend Probleme.

Wagner verzagt aber nicht: "Wir müssen uns der Situation stellen und sind auch guter Dinge, die Krise relativ gut zu überleben."

Denn: "Dafür haben wir in den letzten Jahren einfach zu gut gewirtschaftet." Sorge macht ihm bei allem Optimismus der Faktor Zeit. Wie lange dauert dieser Zustand noch? "Darauf kann uns niemand eine Antwort geben."

Die IHK für Oberfranken Bayreuth hat unter ihren Mitgliedsbetrieben nach dem Stand der Dinge gefragt. Die Antworten fallen wie zu erwarten düster aus. 82 Prozent der befragen Unternehmen erwarten für das laufende Jahr einen Umsatzrückgang, jedes dritte Unternehmen rechnet sogar mit Personalabbau.

Kurzarbeit angemeldet hat auch Daniela Singer, Geschäftsführerin von Schmetterling-Reisen in Obertrubach. Etwa 220 Beschäftigte stehen beim größten Busverkerkehrsunternehmen Nordbayerns in Lohn und Brot, darunter vor allem Busfahrer und -fahrerinnen: "Die können aber nicht geringfügig nebenher jobben", sagt Daniela Singer, um den Unterschied zu anderen Branchen deutlich zu machen.

Sie bricht eine Lanze für den Berufsstand: "Vor der Krise haben in Deutschland 20 000 Fahrer gefehlt." Maximal 167 Stunden dürften sie im Monat fahren, bei einem Stundenlohn von maximal 14 Euro: "Und dann dürfen sie sich dauernd Sachen anhören…" Daniela Singer könnte ein Buch füllen mit unverschämten Sprüchen: "Vielleicht entsteht durch diese Krise eine andere Wertschätzung für unsere Fahrer."

Und nun wieder zu den guten Nachrichten: "Die Produktion läuft unter Beachtung aller notwendigen Hygiene- und Vorsorgemaßnahmen uneingeschränkt weiter." Das teilt Peter Kuhmann mit, Kommunikationsleiter bei Loparex Forchheim (besser bekannt als Folienfabrik, rund 750 Beschäftigte). "Leichte Einschränkungen" seien beim Thema Transportkapazitäten festzustellen. Grund: europaweite Staus an den Grenzen.

Mitarbeiter, die nicht in der Produktion tätig sind, sollen von zu Hause aus arbeiten. Möglich macht dies eine "perfekte IT-Infrastruktur".

Auch bei der Folie werden laut Kuhmann die empfohlenen Verhaltensregeln eingehalten: Mindestabstand, soziale Kontakte auf das Minimum reduzieren, die Kantinenversorgung wurde eingeschränkt. "Risikosituationen wie beim Schichtwechsel wurden aufgelöst." Täglich trifft sich um 8 Uhr der Krisenstab, "um die aktuelle Situation im Bezug auf unsere Belange zu bewerten und dementsprechend zu reagieren".

Eine Mitarbeiter-App informiert

Neue Entwicklungen und Reaktionen werden den Mitarbeitern anschließend mitgeteilt: "Hierzu nutzen wir unsere eigene Mitarbeiter-App, elektronische Bildschirme und Aushänge an den Stechuhren, dadurch erreichen wir unsere Mitarbeiter zügig und schnell."

Auch bei der Sparkasse (rund 380 Beschäftigte) tagt der Krisenstab regelmäßig, teilt Pressesprecher Michael Gößwein mit: "Wir haben ihn schon frühzeitig gegründet, um die Situation immer wieder neu zu bewerten." An den Schaltern wurden auf dem Boden Hinweise zum Abstandhalten angebracht, Plexiglas-Aufsteller sollen zudem in größerer Zahl angeschafft werden: "Wir geben auch Informationen zu Fragen wie: ,Wie kann ich mein Immunsystem stärken?‘" Auf der Homepage würden überdies häufige Kundenfragen rund um die Krise beantwortet: Corona, so Gößwein, ist zurzeit das Thema, "das unser Tagesgeschäft beherrscht".

Anya Müller-Eckert ist Geschäftsführerin von Schmetterling International in Geschwand. Ihr Unternehmen (400 Beschäftigte, jetzt in Kurzarbeit) unterstützt europaweit Reisebüros mit Dienstleistungen. Und wenn sie an die vielen kleinen Betriebe denkt, hat sie schlimmste Befürchtungen: "Die Reiseveranstalter erstatten den Kunden die Kosten für nicht durchgeführte Reisen – und holen sich von den Reisebüros dann die Provisionen zurück." Das bedeutet: Die örtlichen Reisebüros müssen Geld zurückgeben für eine Dienstleistung, "die sie bereits erbracht haben". Anders als, sagt Müller-Eckert, "beim Schnitzel, das Sie im Gasthaus gegessen und bezahlt haben". Das Geld nimmt dem Gastronomen niemand mehr weg.

Müller-Eckert regt an, bei Reisebüros ähnlich solidarisch zu verfahren wie bei Einzelhändlern. Bei Letzteren können jetzt Gutscheine geordert und später eingelöst werden. So könnten Reisende, die jetzt nicht fortfahren können, aus ihrer Sicht auch "einen Gutschein buchen für eine bezahlte Reise, die abgesichert ist" und dann einfach später fahren.

Ganz andere Erfahrungen mit der Corona-Krise macht Susanne Fischer, Leiterin des Pfalzmuseums. Ihr Haus ist geschlossen, die Kassenkräfte bleiben zuhause, von der dreiköpfigen Verwaltung ist immer eine Kraft im Büro. Und die dreht nicht Däumchen: "Jetzt kann ich endlich die Sachen erledigen, von denen ich immer dachte: Wie soll ich das bloß schaffen", so Fischer.

Beispielsweise die deutsch-englische Beschriftung der Museumsexponate: "Die alte Beschriftung stammt von 2004, damals hatten wir noch gar keinen Computer." Rund 500 Stücke sind in der Dauerausstellung der Pfalz zu sehen, aber über 10 000 liegen in diversen Depots: "Ich kann jetzt die Datenbank aufbauen mit allen unseren Objekten, die dann online jedermann zugänglich sein wird." In Text und Bild.

Da wird dann zum Beispiel dieser Neuzugang verzeichnet sein: Eine Modell-Eisenbahn, die "täuschend echt" wie eine Märklinbahn aussieht, aber 1945 von einem Jungen "aus Trümmern des zerstörten Berlin" gebastelt wurde. "Unglaublich", so Fischer. Sie kommt regelrecht ins Schwärmen. Kein Wunder: Es ist ja auch niemand da, der sie unterbrechen könnte.