Gunzenhausen - Wir müssen jetzt zusammenstehen, uns helfen, solidarisch zeigen, rücksichtsvoll agieren, vorsichtig sein. So klingt es landauf, landab – und alle haben sie Recht, von der Kanzlerin über Minister aller Art bis zum Ministerpräsidenten.

In der Tat müssen wir jetzt, in der größten Krise in der Geschichte der Bundesrepublik, auf uns achten – aber auch auf unser Umfeld: unsere Familien, unsere Freunde, unsere Nachbarn.

Aber wir sollten auch jetzt schon an die Zeit nach Corona denken. Und uns so verhalten, dass möglichst vieles von dem, was wir in unserem gewohnten Alltag schätzen, bis dahin durchhält und uns erhalten bleibt.

Ich denke dabei an das Café, in dem wir gerne unsere Freunde treffen; an den Buchladen, in dem wir unsere Lektüre kaufen, wo die Verkäufer uns und unseren Geschmack kennen; an den Schuhladen, der unsere Lieblingsmarke führt; an das Restaurant, in dem wir immer wieder mal unser Schäufele, unsere Pizza oder unser Chop Suey genießen; den Textilhändler, der genau jene Klamotten führt, die uns so gut passen, den Fahrradhändler, der uns immer so gut berät.

Sie alle machen derzeit eine schwierige, eine furchtbare Zeit durch, von der sie nicht wissen, ob sie ihnen die wirtschaftliche Existenz rauben wird. Von ihrer Angst vor dem Virus wollen wir hier ausnahmsweise mal gar nicht sprechen.

Die können wir ihnen auch nicht nehmen, aber wir könnten alle dazu beitragen, die wirtschaftlichen Folgen für all jene zu mildern, die jetzt ihre Geschäfte nicht öffnen dürfen, und jene, die darin jetzt nicht ihrem normalen Beruf nachgehen können. Und zwar allein schon dadurch, dass wir nicht die Internet-Krake Amazon füttern oder uns anderen Online-Kaufhäusern an den Hals werfen, sondern "unseren" Händlern vor Ort treu bleiben, so gut es geht.

Oder dass wir als Vermieter von Gewerbeflächen unseren Pächtern die Zahlungen stunden, sie erlassen – oder zumindest senken. Wir sitzen hier alle in einem Boot!

Amazon könnte der große Gewinner der Corona-Krise werden, wenn wir es zulassen. Der Konzern hat bereits die Schaffung tausender Jobs angekündigt, um die erwartete Bestellflut bewältigen zu können. Jobs, die weiß Gott wo entstehen, aber sicher nicht hier bei uns in Altmühlfranken. Und mit denen Umsätze und Gewinne gemacht werden, die weiß Gott wo versteuert werden, aber sicher nicht bei uns in Deutschland.

Viele unserer lokalen Einzelhändler und Gastwirte bieten telefonische Beratungen, Online-Bestellungen und Lieferungen ins Haus an. Bisweilen haben sie eigene Webshops, viele sind in sozialen Netzwerken vertreten oder bieten auf lokalen Internet-Plattformen wie ingunzenhausen.de oder

in-altmuehlfranken.de ihre Produkte und Dienstleistungen an. Und jene, die noch nicht in diesem Zug sitzen, hätten jetzt den Druck und die Chance, aufzuspringen – und ihre neuen Angebote kräftig zu bewerben.

Diese Offerten sollten wir nutzen, wenn wir nicht in einigen Wochen oder Monaten mit einem anderen, weniger liebenswerten Gunzenhausen konfrontiert sein wollen. Einem Gunzenhausen, aus dem Cafés, Restaurants und Shops verschwunden sind, in dem uns blinde Schaufenster anstarren, in dem einfach das Leben weniger Spaß macht.

Lassen wir es nicht so weit kommen. Unterstützen wir unsere lokalen Anbieter in diesen schweren Zeiten, bestellen wir bei ihnen unser Essen, unsere Bücher, unsere Klamotten. Und nicht in "Amazonien". Helfen wir mit, unsere Stadt so zu erhalten, wie wir sie kennen und schätzen; helfen wir mit, Existenzen und Arbeitsplätze zu retten. Und an die Einzelhändler der Appell: haltet durch, lasst euch nicht unterkriegen, bleibt aktiv und werdet noch aktiver, werbt um eure Kunden!

Es gibt eine Zeit nach Corona – und die möchten wir alle gerne gemeinsam erleben.