Gunzenhausen - Eine Art "Gewinner" der bayerischen Kommunalwahlen an diesem Sonntag steht bereits fest. Es ist die Briefwahl. Sie ist beliebt wie nie. Vor sechs Jahren gab es bereits Rekordwerte, und die werden jetzt mit Sicherheit in sehr vielen Städten und Gemeinden noch übertroffen werden – auch in Gunzenhausen. Ob die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2014 steigen wird, ist indes in Zeiten von Corona eher offen.

In der Altmühlstadt gibt es 13 150 Wahlberechtigte, das ist ein minimaler Anstieg. Wahlberechtigt sind auch die EU-Ausländer, allerdings nicht die Menschen mit einem britischen Pass. "Davon gibt es tatsächlich ein paar bei uns", weiß Klaus Stephan, der Hauptamtsleiter im Rathaus. Er fungiert wieder als Gemeindewahlleiter. Wählen darf, wer am 15. Januar in der Kommune gemeldet war.

Das Stadtgebiet ist in 27 "Urnenstimmbezirke" eingeteilt (2014 waren es 28). Das bedeutet: In der Kernstadt wie auch in den Dörfern kann man ins Wahllokal gehen und dort seine Kreuze machen, nur in Nordstetten nicht. Zusätzlich wurden 14 Briefwahlbezirke gebildet (beim letzten Mal: 12).

Klaus Stephan geht von etwa 4400 Briefwählern aus. Vor sechs Jahren wurden hier 3600 registriert. Diese Bürger ziehen es vor, sich die Stimmzettel für die Wahl von Bürgermeister, Landrat, Stadtrat und Kreistag zuhause anzuschauen und auszufüllen. Der Zulauf sei ungebrochen, es gebe ja längst keinerlei Beschränkungen mehr bei der Briefwahl. Sie sei leicht zu beantragen, bis Mittwoch habe man das sogar online machen können, berichtet der Wahlleiter. "Immer weniger gehen ins Wahllokal", so sei der Trend.

Ob am eigenen Küchen- oder Wohnzimmertisch das Wahlgeheimnis so streng eingehalten wird wie in der Wahlkabine? Dazu kann Klaus Stephan keine Feststellung treffen, es sei ja auch nicht Sache der Verwaltung, das zu kontrollieren. Der Wahlbürger sei mündig genug, seine Stimmen souverän und für sich abzugeben, egal wo.

In jedem Wahllokal versehen am Sonntag sechs Helfer in zwei Schichten ihren Dienst. Hinzu kommen gegen Abend zwei Beisitzer für die Auszählung, die um 18 Uhr beginnt. Die Zahl von jeweils acht Helfern gilt auch für die Briefwahlbezirke. Vor sechs Jahren gab es eine jeweils sechsköpfige Wahlmannschaft.

Unterm Strich hat die Stadtverwaltung heuer 330 Wahlhelfer an ihrer Seite. Auch diesmal war es keine große Anstrengung, dieses "Personal" zu rekrutieren, und dafür ist der Wahlleiter mehr als dankbar. Da sind zum einen die Stammhelfer, ein buntes Völkchen, das einfach Lust hat, bei dieser demokratischen Wahl mitzuwirken. Das sind Studenten, Arbeitnehmer oder Ruheständler. Hinzu kommen die öffentlich Bediensteten. Der Staat erwartet von ihnen, dass sie dieses Ehrenamt ausüben. "Ablehnen darf man es nur in begründeten Fällen, etwa Krankheit oder Urlaub", weiß Stephan.

Allein wegen der bei der Auszählung aufwendigeren Briefwahl – jeder Umschlag muss ab 18 Uhr geöffnet werden – wurde die Zahl der Wahlhelfer gegenüber 2014 aufgestockt. Die 330 Männer und Frauen wurden an zwei Terminen geschult. Beim ersten stand die Auszählung mithilfe des Computers im Mittelpunkt (wurde 2014 schon praktiziert), am zweiten Abend wurden die rechtlichen Vorgaben durchgesprochen.

4C-GUN-WAHL-3_WEB_OBJ14506991_1.JPG
© Wolfgang Dressler

Das bayerische Kommunalwahlrecht sieht Klaus Stephan als offen, bürgerfreundlich und zugleich kompliziert. Andererseits ist es bekannt, hat sich bewährt und gibt dem Bürger relativ viel Einflussmöglichkeiten. Dass die Leute kumulieren und panaschieren können, wenn sie es wollen, darf man also voraussetzen. Der eine häufige Fehler kommt indes immer wieder vor: Die Wähler vergeben zu viele Stimmen, dann ist ihr Stimmzettel ungültig. Beispiel: 24 Kreuze bei der Stadtratswahl sind zulässig; wer nicht aufpasst, vergibt mehr, und dann war alles umsonst.

Es gilt zudem das generelle Prinzip für die Auszähler: Der Wählerwille muss klar erkennbar sein. Falls der örtliche Wahlvorstand auf ungültig entscheidet, dann ist die Sache noch nicht vorbei. Im städtischen Hauptamt schaut man sich diese Spezialfälle nochmals ganz genau an.

Ausgezählt wird in dieser Reihenfolge: Bürgermeister, Landrat, Stadtrat, Kreistag. Die Gunzenhäuser wollen alles am späten Sonntag geschafft haben. Klaus Stephan: "Genau dafür haben wir ja jetzt jeweils acht Helfer zur Verfügung." So können im weiteren Verlauf die Stadtrats- und Kreistagsstimmzettel parallel ausgezählt werden. An jedem PC versammeln sich drei Personen: Eine liest vor, eine tippt ein, eine kontrolliert. Das alles ist bis deutlich vor Mitternacht zu bewerkstelligen.

Corona spielt auch in den Gunzenhäuser Wahllokalen eine Rolle. Überall gibt es Aushänge mit den einzuhaltenden Hygienestandards. Desinfektionsmittel stehen bereit, um bei Bedarf oder Wunsch die häufig genutzten Oberflächen zu reinigen. Auch Waschbecken sind vorhanden. Klaus Stephan empfiehlt, das Wählen wie einen ganz normalen Vorgang zu sehen, etwa wie Einkaufen, und sich nicht abschrecken zu lassen. Eines ist klar: Über den Stimmzettel kann man sich nicht anstecken. Wer will, kann seinen eigenen Kuli von zuhause mitnehmen. Er sollte ihn aber nicht unbedingt den Wahlhelfern zeigen. Ist die Schriftfarbe etwa außergewöhnlich, dann könnte man den Schluss ziehen, dass das Wahlgeheimnis nicht ausreichend beachtet wurde. Die Auszähler könnten erkennen, wer den Stimmzettel ausgefüllt hat.