Corona: Am Erlanger CEG blieb alles ruhig

06.03.2020, 14:01 Uhr

ERLANGEN - Das Corona-Virus hat immer mehr Auswirkungen in Erlangen: Wegen des Gesundheits-Risikos wurde das Christian-Ernst-Gymnasium (CEG) geschlossen. Im städtischen Marie-Therese-Gymnasium (MTG) und im Albert-Schweitzer-Gymnasium schickte die Schulleitung "als reine Vorsichtsmaßnahme" Kinder nach Hause, die Geschwister im CEG haben.

Seit Donnerstag hat sich viel in Erlangen geändert. Am Donnerstag erklärte das Robert-Koch-Institut Südtirol zum Corona-Risikogebiet, am Freitag wurde das Risiko-Areal präzisiert: "Provinz Bozen/Südtirol". Wegen des Gesundheits-Risikos wurde das Christian-Ernst-Gymnasium (CEG) geschlossen, und im städtischen Marie-Therese-Gymnasium (MTG) schickte die Schulleitung "als reine Vorsichtsmaßnahme" Kinder nach Hause, die Geschwister im CEG haben. Das gleiche Verfahren gab es auch im Albert-Schweitzer-Gymnasium.

(Platzhalter))Ebenfalls werden vom MTG die Kinder nach Hause geschickt, die in den Ferien in Südtirol waren, die Schulleitung reagiert damit auf die veränderte Einstufung von Risikogebieten durch das Robert-Koch-Institut.

In CEG hatte am Freitag Schulleiter Thomas Kellner die Stellung gehalten. "Es blieb alles ruhig", sagt der Oberstudiendirektor. Das Gesundheitsamt sei unterwegs, um die Kontakte der Familie zu überprüfen, bei der das Corona-Virus positiv getestet wurde. Die Familie wurde "wegen ihres stabilen Gesundheitszustandes nicht in ein Krankenhaus eingewiesen".

"Als wir aus dem Skigebiet Drei Zinnen zurück nach Erlangen fuhren, war Südtirol noch kein Corona-Risikogebiet", erzählt die Mutter. Das Robert-Koch-Institut habe die Region dazu erst am Donnerstag dazu erklärt. In der Familie gebe es keinerlei Symptome, die auf eine Erkrankung hinweisen, obwohl der Familienvater beruflich länger in Südtirol gewesen war.

Ein anderer Vater, dessen Sohn nicht in die Schule durfte, schimpft: "Ja, Vorsorge zu treffen ist gut, wachsam zu sein auch, aber was da jetzt passiert, ist echt irre. Das hat mit Vorsorge und Vorsicht nichts zu tun. Das ist blinder, hysterischer Aktionismus. Ohne Verstand, ohne Nachzudenken in völliger Beliebigkeit."

Hier gibt es alles zum Thema Coronavirus in Franken

(Dieser Artikel wurde um 14 Uhr aktualisiert)

7 Kommentare

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06.03.2020, 17:29

Bereits während der Faschingsferien war bekannt, dass in Italien, auch Südtirol, ein hohes Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus bestand. Meines Erachtens war es verantwortungslos seitens der Behörden, nicht sofort nach den Faschinsferien sämtliche Schulen und Kindergärten zu schließen und bis Ostern geschlossen zu lassen. So hätte man möglicherweise die Ansteckungsketten noch unterbrechen können. Für die unterrichtsfreie Zeit hätten die Schulen über Internet Arbeitsanweisungen an die Schülerinnen und Schüler versenden können, die diese bis Ostern erledigt haben müssen. Die Ernsthaftigkeit der Bearbeitung hätte man durch eine unmittelbar nach den Ferien anberaumte Prüfung feststellen können. Eigentlich wäre es nötig gewesen, dass alle Italienrückkehrer in zweiwöchiger häuslicher Quarantäne bleiben. Nur wenn alle Menschen für eine Zeitspanne von etwa zwei bis drei Wochen auf Distanz zu allen anderen bleiben, kann möglicherweise die massenhafte Ausbreitung von Corona in Deutschland noch verhindert werden.

el_tren73

06.03.2020, 14:16

@Hans Huckebein: Grundsätzlich schon richtig was Sie schreiben. Auf die Schulen könnten wir noch am ehesten temporär verzichten, aber langsam wird ne Massenhysterie draus und Angst ist ein schlechter Ratgeber! Wenn die Schulen geschlossen sind, freuen sich zumindest die Kinder. Meine Tochter wartet auch schon sehnsüchtig darauf, dass ihre Schule geschlossen wird. Kann ich auch verstehen. Ich hätte mich über "zusätzliche Schulferien" früher auch gefreut. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass Teile der Bevölkerung in Panik verfallen und genau deshalb die Krise noch verschärfen! Wenn Arztpraxen und Krankenhäuser keine Schutzausrüstung mehr bekommen weil "Prepper" Desinfektionsmittel und Schutzmasken horten, dann müssten die auch alle schließen. Da arbeiten nämlich die Menschen, die dieses Equipement am dringendsten benötigen. Wenn in Deutschland lebende Asiaten angepöbelt und bedroht werden, weil sie angeblich hier Seuchen einschleppen, dann werden alle Grenzen überschritten. Eine Kollegin hat Anfang der Woche live miterlebt wie ein Mann in einer Warteschlange wüst beschimpft wurde, nur weil er mal gehustet hat. Wenn die sich ausbreitende Hysterie nicht langsam abebbt und wieder gelegentlich die Stimme der Vernunft gehört wird, dann steht unsere Gesellschaft vor dem Zusammenbruch! Spannend wird´s, wenn neben Nudeln und Reis das Benzin knapp wird, weil viele Tanklasterfahrer daheim bleiben müssen. Gibt´s dann Staus und stundenlange Warteschlangen an den Tankstellen und gelegentliche Gewaltexzesse? Angenommen ein Arbeiter im Kernkraftwerk Isar 2 würde grippeähnliche Symptome zeigen, müssten die dann die Stromproduktion einstellen und die Anlage runter fahren? Und dann? Klingt kaum vorstellbar, aber ist es deswegen unrealistisch?

magermixer

06.03.2020, 13:44

Das Problem ist, daß die ergriffenen Maßnahmen einfach nicht konsistent erscheinen. Im Artikel davor steht "Die vierköpfige Familie, bei denen das Sars-CoV-2-Virus positiv getestet wurde, war aus Italien zurückgekehrt. Während die Eltern nicht in die Arbeit gingen, besuchten die Kinder nach den Faschingsferien einen Tag das CEG.". Träger von Corona waren also einen Tag lang am diesem Gymnasium zugegen. Wenn man davon ausgeht, daß diese beiden Kinder an dem einen Tag das Virus in der Schule verbreitet haben könnten, dann müsste man aber nicht nur die Schüler dieser Schule zu Hause lassen, sondern das auch auf deren Familien ausweiten (z.B. auf Geschwisterkinder, die auf andere Schulen oder Kindergärten gehen, sowie die Eltern natürlich). Denn ein angestecktes Kind wird ja mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Familie anstecken.

LaaferBimberla

06.03.2020, 13:34

Diese "strategische Vorgehensweise" lässt nur erahnen, was passiert, wenn wir wirklich mal den Katastrophenfall ausrufen müssten. Einfach so "Wegmerkeln" (Wir schaffen das !) läuft da nicht mehr ...

Nachfrager2018

06.03.2020, 13:32

Als betroffener Elternteil hier die erschreckende Realität, die nicht im der Zeitung steht: Über die sozialen Medien kommt Donnerstagabend die Information, dass die Schule am Freitag geschlossen bleibt und umgehend informiert wird, sobald Informationen seitens des Gesundheitsamts vorliegen. Kinder der betroffenen Schule hat abends Fieber, Geschwisterkind das andere Schule besucht, ebenfalls. Besorgte Eltern melden Geschwisterkind deshalb Verantwortungsbewusst krank und versuchen, Gesundheitsamt Erlangen zu erreichen: Ansage, dass Nummer erst ab 10.00 erreichbar ist. Ab 10.00 dann 90 mimütiger Versuch, die Nummer zu erreichen: Dauerbesetzt. Dann Mitarbeiterin am Telefon, die Postleitzahl abfragt, und andere Hotline angibt, die auch in den EN genannt wird. Dort Ansage, dass Nummer nicht existiert. Derweil Nachrichten im Klassenchat, dass Geschwisterkinder von anderen Schulen heimgeschickt wurden. Gegen 13.00 dann neuer Artikel in dem EN. Fazit: absolut ungenügende Information seitens Schule und Gesundheitsamt. Offensichtlich überfordertes Krisenmanagement. Ich stimme anderem Kommentator absolut zu, dass man vorsichtig sein muss und grade Kinder vieles verbreiten. So jedoch wird das nicht funktionieren: keine Ahnung, ob unsere Kinder das Virus nun haben oder nicht. Alt war nicht erreichbar. Sollte die Schule am Montag nicht weiter geschlossen bleiben, werden die Kinder -sofern fieberfrei- auch wieder dort hingehen. Was um alles in der Welt soll eine eintägigen Schließung bringen? Wenn ich es richtig verstehe, müsste das Gesundheitsamt alle betroffenen Mitschüler testen. Bei uns hat sich bisher niemand gemeldet und das wird sicherlich auch so bleiben. Sehr beunruhigend. Gute Besserung!