HERZOGENAURACH - Das kann in jeder Ehe vorkommen – Meinungsverschiedenheiten in Sachen Politik. Der Herzogenauracher FDP-Bürgermeisterkandidat Michael Dassler hat zum Thüringer Landtagsdebakel "eine leicht andere Auffassung" als seine Ehefrau. Und die ist immerhin die FDP-Bundestagsabgeordnete.

Britta Dassler hatte gestern gegenüber unserer Zeitung betont, dass sie anstelle von Thomas Kemmerich die Wahl nicht angenommen hätte. Den Händedruck mit Björn Höcke hätte sie auch nicht erwidert. Für die FDP sei dies eine Zerreißprobe.

"Herzlichen Glückwunsch"

Auf seiner Facebookseite hat der Herzogenauracher Bürgermeisterkandidat Michael Dassler allerdings am Mittwoch gepostet: "Herzlichen Glückwunsch an Thomas Kemmerich". Eine andere Perspektive auf das Thema, wenngleich ein Link von Michael Dassler auf einen Artikel der Neuen Zürcher Zeitung ("Wahl in Thüringen: ein Tabubruch, ein Skandal? Nein, Demokratie") dann doch ein Like von Gattin Britta bekommen hat.

Was bedeutet der Post von Michael Dassler mit Blick auf seine eigene Kandidatur? Das macht zunächst ein Blick auf die Gemeinsamkeiten der Dasslers klar. Denn auch Michael Dassler betont, "dass es für die FDP keine inhaltliche Zusammenarbeit mit der AfD gibt". Jeder, der anderes behaupte, kenne die Liberalen nicht.

Grundsätzlich aber zeige Thüringen, so die Sicht von Michael Dassler, die Schwierigkeiten im parlamentarischen Umgang mit der AfD. Für den Fall, dass AfD-Kandidaten in den Herzogenauracher Stadtrat einziehen, könne man ja jederzeit AfD-Anträge ablehnen, mit denen man nicht einverstanden sei. "Aber was ist, wenn der eigene Antrag von der AfD mitgetragen wird?"

Insbesondere den kurzzeitigen Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich nimmt Michael Dassler in Schutz. "Ich kenne ihn seit Jahren. Er ist ein absolut integrer Mensch, ein erfolgreicher Unternehmer." Er und seine Ehefrau haben ihn schon mehrfach getroffen, etwa bei der FDP-Bundesvereinigung "Liberaler Mittelstand", wo Kemmerich Vorsitzender ist. 2016 war der FDP-Politiker Redner beim FDP-Neujahrsempfang in Herzogenaurach.

Wie es insgesamt zu der verfahrenen Situation kommen konnte, "kann ich von Herzogenaurach aus natürlich nicht sagen". Michael Dassler tippt darauf, dass Kemmerich selbst von der Wahlkonstellation überrascht worden sei. "Es ging darum, einen Kandidaten der Mitte zu präsentieren." Die AfD habe das für einen Coup ausgenutzt. Das FDP-Krisenmanagement in der Folge sei allerdings schlecht gewesen.

Bedenkliche Zeichen

Fehler hätten aber auch andere gemacht: "Herrn Kemmerich einen Blumenstrauß vor die Füße zu werfen, so wie die Linken es gemacht haben, ist keine gute Kinderstube", schreibt Dassler, übrigens im Einvernehmen mit Ehefrau Britta. Und dass die FDP-Bezirksgeschäftsstelle Mittelfranken polizeilich habe geschützt werden müssen, sei ein bedenkliches Zeichen. "Von Morddrohungen gegenüber Thüringer Parteifreunden ganz zu schweigen", schreibt Dassler auf facebook.

Dort hat Michael Dassler mittlerweile aber auch notiert: "Man kann die Ereignisse der letzten 24 Stunden so oder so bewerten. Ich werde mich dazu an dieser Stelle nicht mehr äußern."

Gesprächsstoff dürfte es für ihn dennoch bleiben, in Diskussionsrunden, bei Veranstaltungen, zumindest daheim mit Ehefrau Britta.