Gunzenhausen - Die Stadtpolitik völlig neu zu überdenken, das fordert Peter Schnell. Das kommunale Handeln müsse sich "konsequent den globalen Erfordernissen anpassen". Und die heißen für den Grünen-Stadtrat ganz klar: Dem Klimawandel entschieden entgegenzutreten.

Schon in den vergangenen Jahren hatte Schnell seine Haushaltsrede bei der Jahresabschlusssitzung des Stadtrats jeweils unter ein aktuelles Thema gestellt, heuer führte da kein Weg am Klimawandel vorbei. Für den Grünen ist es keine Frage, ein "weiter so" darf es angesichts der "sozialen und ökologischen Situation" auf der Erde nicht mehr geben. Auch im kommunalen Bereich gelte es, "in neuen Kategorien zu denken".

Und da steht für Schnell an erster Stelle der Verkehr als "Klimakiller Nummer eins". Hier wurde nach seinen Worten in der Vergangenheit bereits viel getan, erst jüngst wurde das "gut funktionierende Stadtbussystem" durch den Rufbus ergänzt. Auch in Sachen Radverkehr habe man in Gunzenhausen schon früh "begriffen, dass wir den motorisierten Individualverkehr reduzieren müssen". Diesen Weg will der Sprecher der Grünen-Fraktion nun konsequent mit mehr sicheren und farblich abgesetzten Radwegen weitergehen. Unter Umständen müsse zugunsten der Verbreiterung eines Radwegs auch "die Verengung des Raumes für den Autoverkehr" in Kauf genommen werden.

Tempo 30 innerorts, eine bessere Vernetzung von Bus, Bahn und Rad mit den Ortsteilen, Barrierefreiheit am Bahnhof und an den Ampelanlagen sowie regelmäßige Geschwindigkeits- und Lärmkontrollen runden das Forderungspaket der Ökopartei ab. Zudem sollten die Stadtbusse nach und nach auf emissionsfreie Antriebssysteme umgestellt werden.

Auch Car-Sharing, das immer noch in den Kinderschuhen stecke, kann zur Reduzierung des Individualverkehrs beitragen. Und ebenso müsse die Elektromobilität durch mehr Ladestationen in der Stadt gefördert werden.

Ein wichtiger Bereich im Klimaschutz ist die Energie. Mit diesem Thema müsse sich Gunzenhausen "mit einer erhöhten Dringlichkeit" beschäftigen. So beziehe die Stadt ihren Strom zwar schon aus erneuerbaren Energien, ein weiterer Schritt wäre es, den städtischen Fuhrpark auf alternative Antriebe umzustellen und bei Neuanschaffungen auf Elektrofahrzeuge zu setzen. Eine Forderung, die auch Werner Falk (FDP) in seiner Haushaltsrede stellte.

Gemäß der Devise, dass auch Kleinvieh Mist macht, sagt Schnell zudem motorbetriebenen Laubbläsern und -saugern den Kampf an: Sie sollen nach Meinung der Grünen auf städtischen Grünflächen, Straßen und Plätzen nicht mehr verwendet werden.

Die logische Konsequenz für Schnell: Gunzenhausen braucht dringend ein Klimaschutzkonzept. Die Verwaltung solle deshalb bis Mitte nächsten Jahres einen konkreten Zeitplan erstellen, bis wann die Altmühlstadt CO2-Neutralität erreichen kann.

Eine "Agenda 2030", als Fortschreibung der bisherigen Agenda 21, braucht Gunzenhausen nach Meinung von Harald Romanowski, andere Städte seien hier schon viel weiter. Darin festgelegt sind 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die die Bereiche Soziales, Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen berücksichtigen, so der Ortssprecher von Aha, der für die Fraktion der Freien Wähler die Haushaltsrede hielt. Die Umsetzung einer solchen Agenda 2030 bietet nach seiner Überzeugung die große Chance, eine emissionsarme Lebens- und Wirtschaftsweise zu verwirklichen und somit "unser Verhalten endlich enkeltauglich zu machen".

Die Freien Wähler erwarten künftig einen "jährlichen Energiebericht einschließlich CO2-Fußabdruck" über den städtischen Energieverbrauch. Auch Romanowski geht davon aus, dass früher oder später die Stadtbusse auf andere Antriebstechniken umgestellt werden müssten. Derzeit stoßen die Stadtbuslinien auf den rund 140 000 gefahrenen Kilometern pro Jahr rund 150 Tonnen CO2 aus, rechnete der "Freie" vor. Schließlich würde auch eine Direktverbindung nach Nürnberg mit einem Hybridtriebwagen zum Klimaschutz beitragen.