Er könne sich noch gut daran erinnern, als von einer ökonomischen Nische gesprochen wurde, sagte der Landrat. Davon könne heute keine Rede mehr sein. Wägemann weiß, wovon er spricht – er ist Vorsitzender des Tourismusverbands Fränkisches Seenland, der weit in die Landkreise Ansbach und Roth reicht. Das gesamte Seenland wird heuer wie schon im Vorjahr die Eine-Million-Grenze bei den Übernachtungen "knacken". Nach den Worten des Landrats bietet der Tourismus inzwischen rund 3170 Personen ein Primäreinkommen (Stand von 2015). Dazu kommen noch weitere Beschäftigte, die anteilig vom Tourismus leben.
Früher sei die Überschneidung der beiden Tourismusregionen Naturpark Altmühltal und Fränkisches Seenland im Landkreis oft als eher nachteilig gesehen worden. Die beiden Regionen arbeiteten sehr eng miteinander und füreinander, auch menschlich stimme da alles. Vor diesem Hintergrund biete die genannte Überschneidung sogar viele Vorteile: "Die Touristen, die bei uns Urlaub machen, haben die Möglichkeit, mit kurzen Wegen gleich zwei Urlaubsgebiete kennenzulernen."
Eine Vier-Sterne-Unterkunft
Bei den privaten Neuansiedlungen in dieser Branche hob Wägemann das "Floating Village" in Ramsberg hervor. Hier sei ein Beherbergungsbetrieb in der Größenordnung eines mittelgroßen Hotels im entsprechenden "High-End-Bereich" entstanden, der mittlerweile mit vier Sternen zertifiziert wurde. Als Zweites nannte er die neue Wakeboardanlage bei Absberg. Hier habe man im Juni dieses Jahres ein "weiteres Highlight am Brombachsee" einweihen können – die 13. Wakeboardanlage in Bayern. Die Sechs-Mast-Anlage auf der Badehalbinsel ermögliche ein zusätzliches Freizeit- und Sportvergnügen im Fränkischen Seenland. In diesem Zusammenhang wurde eine Zufahrtsstraße errichtet, weitere Parkflächen und Wohnmobilstellplätze geschaffen und die Gastronomie in diesem Bereich deutlich verbessert.
Sehr zufrieden ist Wägemann auch mit dem, was sich heuer am Hahnenkammsee abspielte. Die Sanierung des Strandhauses durch den Zweckverband für diesen See (Vorsitzender: Gerhard Wägemann) habe einen großen Schritt nach vorne bedeutet. Aus dem in die Jahre gekommenen Betriebsgebäude sei ein modernes Strandhaus, das "Haus am See", mit 50 Sitzplätzen innen und 140 Sitzplätzen außen entstanden. Der Zweckverband habe hier rund 440 000 Euro ausgegeben, um eine "echte Bereicherung" für ganz Altmühlfranken zu erreichen. Der Landrat erwähnte auch die Maßnahmen zu Verbesserung der Wasserqualität des Sees, es zeigten sich erste Erfolge. Im Übrigen sei die Algenproblematik vielschichtig, heuer habe man beim Hahnenkammsee ganz einfach auch Glück gehabt.
Der frühere Landtagsabgeordnete (ab 2003) erinnert sich – mit Schmerzen – an die Zeit, als der Freistaat sein Klostergebäude in Heidenheim abstoßen wollte. Das konnte schließlich abgewendet werden, und nach etlichen Jahren der Vorbereitung konnte der örtliche Zweckverband eine Bildungs-, Begegnungs- und Dokumentationsstätte schaffen. Die Einweihung war im März 2019. Hier sei ein "ganz wichtiges Infrastrukturprojekt für Heidenheim und den Hahnenkamm" realisiert worden. Der Landkreis unterstützte den ersten Bauabschnitt mit einem freiwilligen Zuschuss in Höhe von 150 000 Euro. Zusätzlich fließen über die Lokale Aktionsgruppe Altmühlfranken Leader-Fördermittel in Höhe von fast 210 000 Euro in den Klosterladen, den Seminarbereich und die Ausstellungsräume. In direkter Nachbarschaft baute ein Privatinvestor ein historisches Gebäude zum Klostergasthof um, dieser sei "sehr schön" geworden und wichtig für den Hahnenkamm.
Der Ausbau von Geh- und Radwegen entlang von Kreisstraßen kommt Einheimischen und Gästen zugute. Hier führte Wägemann Weiboldshausen (im Jahr 2011) und Pflaumfeld-Aha (2017) an. Darüber hinaus wolle der Landkreis die Beschilderung der Radwege verbessern und nach und nach die touristischen Radwege auf das deutschlandweit einheitliche Beschilderungssystem umstellen. Der Anfang wurde beim neuen Fränkischen WasserRadweg gemacht.
Kreisstraßen wurden ausgebaut
Beim Thema Verkehr erinnerte der Landrat an den kontinuierlichen Ausbau der Kreisstraßen. Neuere Projekte waren die Ortsdurchfahrten in Cronheim (2014–16), Bergen (2015/16), Geyern (2016/17) und Bechthal (2019). Ausgebaut wurden unter anderem die Verbindungen Cronheim–Stetten und die Strecke westlich von Gräfensteinberg. Aktuell engagiert sich der Kreis baulich in Pappenheim und Bergen.
Seit Jahren laufen die Bemühungen um die Reaktivierung der Hesselbergbahn. "Ich bin überzeugt, sie wird kommen", betonte Wägemann. Alle Voraussetzungen dafür seien geschaffen worden, was insbesondere Innenminister Joachim Herrmann zu verdanken sei. Die vorübergehende Reaktivierung während der Landesgartenschau in Wassertrüdingen sei ein Erfolg gewesen.