Nürnberg - Die Kauflaune der Verbraucher ist prächtig – und das, obwohl sie die Wirtschaftslage sehr skeptisch sehen. Viele Menschen geben ihr Geld wegen niedriger Zinsen lieber aus, als es auf die Bank zu tragen.

Der Klimaschutz gehört seit Monaten zu den Top-Themen in den Medien – und das nicht nur wegen Greta Thunberg. Mit Blick auf die eigenen Weihnachtseinkäufe hängen viele Verbraucher das Thema allerdings deutlich tiefer. Das zumindest ergab eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Mente>Factum im Auftrag der Firma "Das Telefonbuch-Servicegesellschaft", für die 1004 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren befragt wurden.

Gute Nachrichten für Einzelhandel

Dabei gaben 34 Prozent der Befragten an, sich bei ihren Einkäufen fürs Fest mit dem Klimaschutz überhaupt nicht auseinanderzusetzen. Lediglich ein Fünftel (21 Prozent) achtet demnach beim Geschenkeverpacken auf umweltfreundliches Material. "Wenn dem Klimaschutz an Weihnachten überhaupt Beachtung geschenkt wird, dann beim Kauf von Produkten aus der eigenen Region – die somit keine langen Lieferwege hinter sich haben (sagen 43 Prozent). Oder auch, dass die Einkäufe häufiger mal mit Bus oder Bahn erledigt werden (34 Prozent)", heißt es in der Pressemeldung zu der Studie.

 

 

Für den stationären Einzelhandel haben die Meinungsforscher eine frohe Botschaft im Gepäck: Gut ein Drittel, konkret 36 Prozent, der Verbraucher gab an, die Präsente in lokalen Läden und Geschäften erwerben zu wollen, in die man hineinlaufen kann. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil den Angaben zufolge bei 30 Prozent.

Der Handelsverband Deutschland sieht unterdessen beim Umsatz noch Luft nach oben, was die Überschrift einer Presseinformation Mitte Dezember belegt: "Durchatmen vor dem Endspurt". Läuft alles wie (fast) immer, dann hat der Einzelhandel ab diesem Samstag noch zweieinhalb heiße Tage bis zum Fest – am 24. Dezember werden erneut die Last-Minute-Käufer zur Hochform auflaufen.

Strafzinsen bald in Mode?

Die Zeichen für gute Geschäfte stehen auch nach Weihnachten nicht schlecht, sagt Rolf Bürkl. Denn die Verbraucher, so der Konsumexperte des Nürnberger Marktforschungsunternehmens GfK, sind weiter in Kauflaune. Und das, obwohl sie in Sachen Konjunktur alles andere als froh und munter gestimmt sind: Die Tendenz des entsprechenden Indikators zeigt seit knapp zwei Jahren nach unten; aktuell liegt er bei minus 4,4 Punkten und damit etwas unter seinem langjährigen Durchschnitt von null Zählern. Der nach wie vor schwelende Handelsstreit der USA mit China und der EU, schwache Konjunkturdaten, aber auch die zunehmenden Meldungen über Stellenabbau, insbesondere in der Industrie, zeigen Wirkung.

Und zwar auch bei den Einkommenserwartungen, ein weiterer bestimmender Faktor des GfK-Konsumklima-Barometers. Der entsprechende Indikator sank binnen Monatsfrist um 10,5 auf nun 35 Punkte. "Die Einkommensstimmung weist zwar nach wie vor ein gutes Niveau auf, allerdings ist die Euphorie inzwischen verflogen", bilanziert Bürkl.

Niedrigzins-Kurs hält an

Dass die seit vielen Monaten nachgerade prächtige Kauflaune im Dezember trotzdem noch einmal zulegen konnte, liegt an den Währungshütern der Europäischen Zentralbank, die unbeirrt auf Niedrigzins-Kurs steuern. Was bedeutet: Sparer erhalten fast nichts mehr für ihre Einlagen. Schlimmer noch: Strafzinsen könnten in Mode kommen – wovon Bürkl überzeugt ist. Die Folge: Viele Menschen geben ihr Geld lieber aus, als es auf die Bank zu tragen. "Die Sparneigung ist auf ein neues Allzeit-Tief gestürzt", stellt Bürkl fest. Staatliche Eingriffe in das Preisgefüge der Geldhäuser hält der Volkswirt allerdings "nicht für opportun: Das hätte planwirtschaftliche Züge".

Wohl aber könnte die Politik dafür sorgen, dass die Bürger von den Vorteilen der Niedrigzinspolitik profitieren: Der Staat spart sich beim Bedienen seiner Schulden dadurch viel Geld. Eine Möglichkeit wäre, die Menschen im Land bei der privaten Altersvorsorge besser zu unterstützen. Zu Weihnachten darf man sich ja etwas wünschen...