Nürnberg - Der fusionierte Warenhaus-Konzern und Verdi haben sich nach langem, zähen Ringen geeinigt. In der normalen Tarifwelt sind die Beschäftigten allerdings noch nicht.

Für Thomas Vieweg und seine Mitstreiter waren es anstrengende Tage, doch nun ist die Kuh vom Eis: Die Gewerkschaft Verdi und Galeria Karstadt Kaufhof haben sich auf einen gemeinsamen Tarifvertrag für die fusionierten Warenhäuser geeinigt.


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"Wir sind erleichtert: Es gibt eine deutliche Anhebung der Entgelte für die Karstadt-Beschäftigten, keine Absenkung bei Kaufhof und ein damit einheitliches Niveau", erklärte Vieweg, der Betriebsratsvorsitzender des Nürnberger Karstadt-Cityhauses ist und der Verdi-Tarifkommission angehört.


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Laut Verdi werden ab dem 1. Januar 2020 die Entgelte der Beschäftigten von Kaufhof und Karstadt Warenhaus bei 97 Prozent des Flächentarifniveaus liegen. "Das bedeutet: Für Kaufhof-Beschäftigte, die derzeit drei Prozent unter dem Flächentarifniveau entlohnt werden, gibt es keine monatlichen Entgeltkürzungen. Beschäftigte von Karstadt Warenhaus erhalten im neuen Jahr eine Entgeltsteigerung von rund 12,65 Prozent", rechnet die Gewerkschaft vor. Da die Flächentarifverträge von Bundesland zu Bundesland leichte Unterschiede aufweisen, wie Vieweg ergänzte, liege das Plus für die Karstadt-Beschäftigten in Bayern bei gut elf Prozent.

Allerdings gibt es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch eine dicke Kröte zu schlucken: Für die Jahre 2020 bis 2024 müssen sie auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. "Mehr war wirtschaftlich nicht leistbar", begründet Vieweg dieses Verhandlungsergebnis. Was aus seiner Sicht besonders wichtig ist: Es wurde eine Standortsicherung für alle Filialen einschließlich der Doppel- und Mehrfachstandorte bis Ende 2024 vereinbart sowie eine Beschäftigungssicherung mit Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen, ebenfalls bis Ende 2024.

Tarifvertrag für Mitarbeiter

Karstadt-Kaufhof-Arbeitsdirektor Miguel Müllenbach betonte, durch die Einigung gewinne das Unternehmen nun Planungssicherheit für die nächsten Jahre. Die beiden Warenhäuser, deren Fusion im Herbst 2018 besiegelt worden ist, sollen im Januar auch rechtlich miteinander verschmolzen werden. Konzernchef Stephan Fanderl erklärte zu dem Verhandlungsergebnis: "Wir haben im ersten gemeinsamen Jahr von Karstadt und Kaufhof die wirtschaftlichen Voraussetzungen für diese Tarifeinigung geschaffen und freuen uns, dass wir die Ergebnisse dieser harten Arbeit so früh in der Phase des Zusammenwachsens an die Beschäftigten weitergeben können." Besonders begrüßte er, dass der Abschluss Spielraum für leistungsabhängige Vergütungsbestandteile, "wie wir sie bei Karstadt erfolgreich eingeführt haben", auch für Kaufhof-Mitarbeiter lasse.

Der nach langem Ringen nun vereinbarte Tarifvertrag gilt für fünf Jahre. Zu den darin enthaltenen Punkten zählt laut Verdi, dass Beschäftigte und gewerkschaftliche Interessenvertreter "umfangreich" an der strategischen Unternehmensentwicklung beteiligt werden, etwa bei Fragen der Sortimentspolitik, Modernisierung von Filialen oder dem Umbau zum Omni-Channel-Händler. Außerdem verpflichtet sich demnach der Arbeitgeber zu einer Mindestbesetzung in den Filialen; Details dazu würden mit dem Gesamtbetriebsrat geregelt.

Bei Kaufhof und Karstadt Warenhaus arbeiten in insgesamt 173 Filialen inklusive Zentrale knapp 22.200 Frauen und Männer.