Kanzlergräber: Hier ruhen Deutschlands bekannteste Politiker
23.11.2019, 05:43 Uhr
Früher erhielten die Herrschenden wie Könige und Kaiser prunkvolle Bestattungen. Doch wie sehen die Gräber der bereits verstorbenen Bundeskanzler aus? Wir haben die letzten Ruhestätten von Konrad Adenauer bis Helmut Kohl besucht.

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Ludwig Erhard
1/14 - Ludwig Erhard, Regierungschef mit fränkischen Wurzeln, ruht weder in Bonn, wo er seine politischen Erfolge feierte, noch in Fürth, wo er geboren wurde, sondern im Bergfriedhof des Örtchens Gmund am Tegernsee. Dort hatte er in den letzten Jahren seines Lebens in einer Villa des Architekten Sep Ruf gelebt, der nur einige Gräberreihen entfernt von ihm liegt. © Harald Baumer
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Ludwig Erhard
2/14 - Die Umgebung von Erhards Grab könnte kaum idyllischer sein. Gleich dahinter beginnt eine Bergwiese, aus unmittelbarer Nähe sind Kuhglocken zu hören und der See liegt gerade mal zehn Gehminuten entfernt. © Harald Baumer
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Helmut Schmidt
3/14 - Helmut Schmidts letzter Weg führte nach Hamburg-Ohlsdorf. Dieser Friedhof ist einer der größten Europas. Man kann ihn als Besucher mit dem Auto befahren oder wahlweise eine der beiden vorhandenen Buslinien nehmen. Zu Fuß dauert es vom Eingangstor bis zum Ex-Kanzler fast eine halbe Stunde. Sein Name steht, Gipfel der Bescheidenheit, nicht mal auf dem eigentlichen Grabstein, denn dort waren alle verfügbaren Plätze bereits von Verwandten belegt. An Loki und Helmut Schmidt erinnert lediglich eine schlichte Steinplatte, die schräg auf der Erde liegt. Das Grab ist deswegen auf Anhieb gar nicht leicht zu finden. © Harald Baumer
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Helmut Schmidt
4/14 - In den ersten Monaten nach Schmidts Tod im Jahre 2015 legten Anhänger des Kanzlers dort häufig Mentholzigaretten und Schnupftabak ab. Das hat nachgelassen. Aber unmittelbar vor dem Grab hat jemand seine Kippe ausgedrückt. Vielleicht ein passionierter Raucher vom Schlage Helmut Schmidts. Einer, der nicht einmal während seines Friedhofsbesuchs von der Zigarette lassen konnte? Oder einer, der im Gedenken an den Kanzler eine rauchen wollte, weil der es ja selbst nicht mehr kann? © Harald Baumer
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Kurt Georg Kiesinger
5/14 - Kurt Georg Kiesinger dürfte in Tübingen der einzige unter den Kanzlern sein, der auf seinem Friedhof nicht die meisten Besucher anzieht. Keine 100 Meter entfernt von ihm ruht nämlich Friedrich Hölderlin, einer der bekanntesten deutschen Dichter. Seine Verehrer werden vor allem nächstes Jahr, zum 250. Geburtstag, in Scharen erwartet. Kiesinger dürften sie links liegen lassen. © Harald Baumer
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Kurt Georg Kiesinger
6/14 - Besucher sind an den Kanzlergräbern von Ohlsdorf bis Gmund am Tegernsee nur höchst selten anzutreffen. Fast immer ist man der einzige Gast. Bei Kiesinger ist ein frisches Gesteck mit einer Gedenkschleife in den Deutschlandfarben zu entdecken, von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bestellt. © Harald Baumer
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Willy Brandt
7/14 - Am bequemsten ist es für die Lebenden bei Willy Brandt auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf. Dort hat die örtliche SPD schon vor Jahren – zum 20. Todestag – unmittelbar neben dem Grab zwei Parkbänke, natürlich in der Farbe Rot, aufstellen lassen. © Harald Baumer
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Willy Brandt
8/14 - Die langjährige Ehefrau Rut liegt übrigens in einiger Entfernung in einem eigenen Grab. Man war ja schon geschieden. © Harald Baumer
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Konrad Adenauer
9/14 - Konrad Adenauer liegt auf einem Friedhof hoch über dem Rhein. Ein Besuch bei ihm läuft fast wie früher ab. Zu Lebzeiten machte sich „der Alte“ in seiner am Hang gelegenen Rhöndorfer Villa einen Spaß daraus, seine Gäste die vielen Treppenstufen zum Anwesen hochsteigen zu lassen und sie dann oben selbst ganz ausgeruht zu begrüßen. © Harald Baumer
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Konrad Adenauer
10/14 - Auch im Tode funktioniert das noch ganz gut. Ein Besuch an seinem Grab im letzten, obersten Winkel des Waldfriedhofs kostet einigen Schweiß. Man ist atemlos, wenn man vor dem ersten Kanzler der Bundesrepublik steht. © Harald Baumer
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Helmut Kohl
11/14 - Helmut Kohl steht sogar als Toter noch unter Personenschutz. Zugegeben, nicht so streng wie zu Lebzeiten. Aber eine vergitterte, hüfthohe Absperrung, die an einen Gartenzaun erinnert, verhindert jede Annäherung an sein Grab. Nur durch ein Türchen könnte man das kleine Areal betreten. Wenn man den Schlüssel dazu hätte. Eine Videokamera wacht aus großer Höhe darüber, ob die Passanten ausreichend Abstand halten. © Harald Baumer
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Helmut Kohl
12/14 - Die Ruhestätte des längstgedienten deutschen Regierungschefs ist kein Ort, an dem beim Besucher Besinnlichkeit aufkommen will. Das könnte an einer gewissen Überregulierung liegen. Mit Hilfe von zwei Hinweisschildern werden sogar diejenigen Stellen exakt bezeichnet, an denen man seine mitgebrachten Blumen ablegen soll. Außerhalb der Einfriedung, versteht sich. © Harald Baumer
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Helmut Kohl
13/14 - Besucher sind an den Kanzlergräbern von Ohlsdorf bis Gmund am Tegernsee nur höchst selten anzutreffen. Bei Kohl schauen immerhin an einem regnerischen Nachmittag gleich drei Touristen vorbei. „Da isser ja“, rufen sie aus, als sie das Grab entdeckt haben, und holen nach kurzem pietätvollem Innenhalten ihre Smartphones aus der Tasche. Für Erinnerungsfotos. © Harald Baumer
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Helmut Kohl
14/14 - Die Wahl der Grabstätte und die Tatsache, dass sie fast zwei Jahre lang sehr provisorisch aussah, stießen auf Kritik. Kohls Sohn Walter nannte den Ort „würdelos“, Kohls Neffe Harald Getrey stört sich vor allem an der Absperrung. Er verriet dem Magazin Bunte: „Onkel Helmut hätte einem Zaun nie zugestimmt. Ausgerechnet um sein Grab. Wo er doch der Kanzler der Einheit war und die Mauer einreißen ließ.“ © Harald BaumerAnzeige