ERLANGEN - Früher mussten Jugendliche im Raum Erlangen bangen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Heute können die meisten zwischen zahlreichen Angeboten wählen.

Wolfgang Mevenkamp, der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf, gehört zur Generation der Baby-Boomer und erinnert sich gut an die Zeiten, als die Betriebe bei den Ausbildungsstellen aus einem Stapel an Bewerbungen auswählen konnten. Dieses Verhältnis habe sich heute um 180 Grad gedreht und gelte auch für das neue Lehrjahr, das im September beginnt.

Vor allem für Berufe wie Bäcker, Metzger, Lebensmittel-Fachverkäufer oder in der Gastronomie sei es mittlerweile schwierig, Azubis zu finden. Neben dem demografischen Wandel spiele hier die "Akademisierung der Gesellschaft" eine Rolle,

Viele Eltern glaubten, ihre Kinder müssten unbedingt das Abitur ablegen und anschließend studieren. Mevenkamp: "Wer jedoch mehr praktisch veranlagt ist, wird in einem handwerklichen Beruf meist glücklicher. Nicht zuletzt durch die Digitalisierung werden dort die Tätigkeiten immer anspruchsvoller und sind auch finanziell durchaus attraktiv."

Laut Jürgen Wursthorn, Pressesprecher bei der Agentur für Arbeit, liegen vom Juli aktuelle Zahlen für die Stadt Erlangen vor. Hier standen 470 Bewerber 1567 gemeldeten Ausbildungsstellen gegenüber. Hinzukommen 122 Jugendliche, die noch nicht wissen, ob sie weiter die Schule und danach eventuell eine Universität besuchen oder lieber eine Lehre anfangen wollen.

"Ständig in Bewegung"

Die Zahlen seien freilich mit Vorsicht zu betrachten, hebt Wursthorn hervor. So werde nicht jede Stelle der Agentur gemeldet. Gerade bei großen Firmen würden die Kontakte oft durch eigene Initiativen geknüpft. Mundpropaganda sollte gleichfalls nicht unterschätzt werden.

Auch nach dem 1. September kämen noch Ausbildungsverträge zustande. "Der Markt ist ständig in Bewegung und hat eine starke Dynamik", so der Sprecher der Agentur für Arbeit. Junge Geflohene spielten statistisch nur eine unbedeutende Rolle. Trotzdem freue er sich, dass viele Firmen aktiv auf diese Gruppe zugingen und in vielen Fällen ein Vertrag zustande komme, wenn eine Anerkennung im Zuge des Asylverfahrens vorliege.

Bei der Unternehmensgruppe "Mauss Bau", die ihre Zentrale in Erlangen hat, ist es keineswegs so, dass reihenweise Ausbildungsstellen unbesetzt wären. Nicht zuletzt durch die Bekanntheit und die Größe des Unternehmens gebe es eine ausreichende Anzahl an Bewerbern, erläutert Personalleiterin Kira Börger.

Allerdings betreibe die "Mauss Bau GmbH & Co. KG" seit Jahren auch einen erheblichen Aufwand, um auf die Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Hierzu zählen Präsentationen bei Messen, Stellenanzeigen, der Besuch bei Schulen oder umgekehrt Informationstage bei der Firma.

Bewährt haben sich auch Praktika, wo beide Seiten feststellen können, ob die jeweilige Stelle zu dem Betreffenden passt. Einschließlich des neuen Ausbildungsjahres ab September sind in den drei Lehrjahren bei "Mauss Bau" 46 Azubis und junge Frauen und Männer, die ein Duales Studium bestreiten, beschäftigt.

Bei entsprechender Eignung hätte die Unternehmensgruppe noch Ausbildungsstellen für Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer, Maler und Lackierer, Anlagenmechaniker für Heizung, Klima und Sanitär (HKS) sowie Kanalbauer besetzt. Daneben kann bei "Mauss Bau" auch eine Lehre für Industrie- und Immobilienkaufleute, Fachinformatiker, Elektriker und bei "Sportland", das zur Unternehmensgruppe gehört, für Sport- und Fitnesskaufleute absolviert werden.