"Ich habe den Eindruck, dass kontroverse Debatten in der Stadt in der Zeitung nicht mehr stattfinden", merkt einer der Besucher an, "da wird viel Konsenssuppe drüber gekippt". Auch kritisch-einordnende Kommentare zu lokalpolitischen Themen vermissen einige Leser. Ein "Jungleser, der erst seit 36 Jahren die Zeitung abonniert hat", wie er augenzwinkernd anmerkt, findet es hingegen "großartig, dass die Redaktion fast 300 Ausgaben pro Jahr mit spannenden Themen füllt".
Persönlicher Kontakt
Es ist diese Bandbreite an Meinungen, die das Treffen mit den Lesern für die beiden NN-Chefredakteure Alexander Jungkunz, Michael Husarek und ihren Stellvertreter Armin Jelenik spannend machen. Normalerweise planen und organisieren die drei die täglichen Print- und Online-Angebote der Nürnberger Nachrichten von Nürnberg aus. Persönliche Gespräche mit den Leseren sind da eher selten, das Treffen mit den Kunden der Zeitung ist daher ein fester Bestandteil der "Chefredakteurs-Woche", wenn die drei einmal im Jahr zusammen mit dem Leiter der NN-Außenredaktionen, Hans Peter Reitzner, einen der Lokalteile vor Ort gestalten.
Auch von dem Abend in Schwabach nehmen sie einige Impulse mit: So wünschen sich viele Leser eine noch intensivere Auseinandersetzung mit der umstrittenen Stromtrasse P53 durch das Schwabachtal — eine Anregung, die Michael Husarek gleich auf der ersten Seite des heutigen Lokalteils aufgegriffen hat. Und ganz generell mehr Informationen aus der Goldschlägerstadt: 80 Prozent der Besucher würden gerne mehr aus Schwabach im Lokalteil lesen, nur rund 20 Prozent wünschen sich eine intensivere Berichterstattung aus Roth.
Volontäre überzeugten
"Die Schwabacher Reaktion macht eine sehr gute Arbeit", fasst einer der Gäste seine Meinung zusammen. Aber besonders positiv ist ihm und anderen die Woche im vergangenen Jahr in Erinnerung geblieben, als alle Volontäre (das sind Redakteure in der Ausbildung) der Nürnberger Nachrichten eine Woche lang den Lokalteil gestaltet haben.
Kritische Anmerkungen gibt es zum neuen, im April eingeführten Layout, das bei einigen immer noch für Irritationen sorgt. Außer einiger kleinere Änderungen werde sich daran aber nichts mehr ändern, muss Alexander Jungkunz allzu große Hoffnungen enttäuschen — nicht zuletzt, weil viele Leser durchaus sehr zufrieden seien mit den optischen Änderungen. Eine Leserin wünscht sich im Hauptblatt mehr positive Beispiele im Kampf gegen die Wohnungsnot, ein anderer einen kritischen Bericht über den Beitrag der Frachtschiffe zum Klimawandel, der deutlich größer sei als jener der Kreuzfahrtschiffe.
Mit viel Emotion
Aber es wird auch engagiert darüber diskutiert, wie die Zeitung wieder attraktiver für jüngere Leser werden könne und wie Bezahlangebote im Internet gestaltet sein müssen.
Viel Lob haben die Besucher für die Karikaturen von Horst Haitzinger übrig, für die "Hallo-Nürnberg"-Glosse von Anette Röckl und die Wanderreporter, die dieser Tage wieder durch das NN-Verbreitungsgebiet laufen.
"Wir sind immer wieder beeindruckt und begeistert, mit wie viel Emotionen unsere Leser unsere Arbeit begleiten", meint Alexander Jungkunz zum Abschluss der angeregten Diskussion. Ein Vertrauen, das mit jeder Ausgabe wieder neu verdient werden muss.