So sehen die meisten Befragten bei einer Beurteilung des Bildungssystems vor allem in den Grundschulen Handlungsbedarf. 83 Prozent der mehr als 1200 Studienteilnehmer sehen als wichtigstes Lernziel eine gute Beherrschung von Rechtschreibung und Grammatik. 76 Prozent der befragten Eltern und 72 Prozent aller Befragten sind außerdem der Meinung, dass Kindern mit Sprachproblemen zusätzliche Deutschkurse angeboten werden sollten und zwar verpflichtend.
Kleinere Klassen, individuelle Förderung bei schulischen Problemen und mehr Geld für die Ausstattung von Brennpunktschulen – auch das wünschen sich die Teilnehmer der bundesweiten Studie. Fast zwei Drittel fanden es wichtig, dass Schulen, die von besonders vielen Kindern aus sozial benachteiligten oder Zuwandererfamilien besucht werden, finanziell besser ausgestattet werden, um zusätzliche Lehrer oder Betreuungspersonal einzustellen.
Gut die Hälfte der Befragten schätzten die Aufstiegs- und Bildungschancen von Kindern aus einfachen Verhältnissen als weniger gut bis gar nicht gut ein. Ein Ergebnis, das schon von einigen anderen Studien zur Bildungsgerechtigkeit bestätigt worden ist. Wichtig finden viele der Befragten aber auch eine gute Allgemeinbildung (76 Prozent), Pünktlichkeit (68 Prozent) und Englischkenntnisse (63 Prozent); dicht gefolgt vom Anliegen, besonders begabte Kinder aus sozial schwachen Familien schon ab der Grundschule gezielt zu fördern (59 Prozent). Mehr als die Hälfte (57 Prozent) fordern eine bessere technische Ausstattung der Schulen im Zuge der Digitalisierung.
Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) kennt die in der Studie zusammengetragenen Anliegen der Eltern und betont: "Wenn die Gesellschaft eine Schule will, die den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird, brauchen wir einen Aufbruch." Die Ergebnisse zeigten, dass Wunsch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen, so Fleischmann.
Kleinere Klassen, gezielte Sprachförderung und eine bessere finanzielle Ausstattung für Schulen werden oft nicht erfüllt. Grundsätzlich brauche es mehr Personal und mehr Zeit, vor allem aber ein neues Verständnis von Bildung an den Schulen.
Martin Löwe, Vorsitzender des Bayerischen Elternverbands (BEV), sagt, die Studie fasse die Forderungen zusammen, die sein Verband seit Jahren an die Politik stellt: "Es fehlt an den Schulen an allen Ecken und Enden", betont Löwe. Von der Gebäudesanierung bis hin zur digitalen Ausstattung. Doch vor allem werden Lehrer benötigt – und diese müssten so ausgebildet werden, dass sie den Anforderungen an sie in der heutigen Zeit gerecht werden könnten.
Fehlende Chancengleichheit befürchtet der BEV-Vorsitzende im Zuge der Digitalisierung. Sein Verband setzt sich deshalb für die Einrichtung eines kommunalen Zweckverbands ein. "Ein gemeinsamer Topf, in dem alle Gelder für die Digitalisierung gebündelt und gerecht an die Kommunen verteilt werden, damit sich die Niveauunterschiede an den Schulen in Grenzen halten."