Michigan, USA - Die Ernte einer bestimmten Sauerkirschsorte ist 2025 dramatisch ausgefallen. Die gestiegenen Rohstoffpreise könnten bald bei den Endkunden ankommen. Der nächste Winter wird entscheidend für nächste Ernte.

Franken ist bekannt für die Kirsche. Die Fränkische Schweiz um Forchheim gilt als eines der größten zusammenhängenden Anbaugebiet für Süßkirschen innerhalb Europas. Die dortigen Obstbauern können mit den diesjährigen Erträgen zufrieden sein. In Übersee jedoch verzweifeln Landwirte gerade bei der Kirschenernte, wie das Düsseldorfer Pharmaunternehmen „Cellavent Healthcare“ in einer Pressemitteilung vermeldet. Es handelt sich dabei um eine gänzlich andere Art: die Montmorency-Kirsche.

Diese Sauerkirschsorte landet in allererster Linie in Konzentraten und Pulvern. Sie enthält einen hohen Gehalt an Polyphenolen und Anthocyanen aus. Deshalb wird sie bei der Ernährung von Sporterlinnen und Sportlern oder naturheilkundlichen Arzneimitteln eingesetzt. Studien konnten nachweisen, dass Montmorency-Kirschen positive Auswirkungen auf Gicht und Entzündungsprozesse hat sowie regenerativ wirkt.

Hauptanbaugebiet sind die USA, besonders betroffen ist Michigan als Schlüsselregion. Hier fiel die Ernte 2025 um zwei Drittel geringer aus als im Vorjahr. Die Nachtfröste während des ungewöhnlich langen Winters im Norden des Bundesstaates schädigten Ende April die empfindlichen Kirschblüten erheblich. Dazu kommt: Wegen der kühlen, windigen Tage flogen weniger Bienen zur Bestäubung aus.

Zur gleichen Zeit kam es zu Ertragsausfällen in der Türkei und in Polen. Das führt insgesamt zu steigenden Rohstoffpreisen und wirkt sich unmittelbar auf die Versorgungslage aus, auch hierzulande. Die Nachfrage nach Montmorency-Produkten ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

Thomas Preuß, Leiter Einkauf und Produktentwicklung bei „Cellavent Healthcare“ geht davon aus, dass die gestiegenen Rohstoffkosten spätestens ab dem ersten Quartal 2026 auch auf Endverbraucherpreise durchschlagen werden. „Die Frage ist nicht, ob, sondern in welchem Umfang die einzelnen Anbieter Preisanpassungen vornehmen“, so Preuß.

Preise mehr als verdoppelt

Tiefkühlware ist bereits jetzt rund 75 Prozent teurer als noch 2024. Bei Rohware, die industriell verarbeitet wird, haben sich die Preise mehr als verdoppelt. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Hersteller die gestiegenen Beschaffungskosten zumindest teilweise an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben werden. Mittelfristig sind also auch die Endkunden betroffen.

Auf die Saison 2026 blicken die Obstbauern aus Michigan aktuell noch hoffnungsvoll. Zum einen sind deren Kirschbäume gesund, zum anderen folgen nach einem schwachen Erntejahr häufig hohe Erträge. Die Witterung während der nächsten Blüteperiode wird den Ausschlag geben. Fachkreise gehen davon aus, dass sich die Situation frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2026 entspannen könnte - sofern die kommende Ernte ohne klimatische Komplikationen verläuft.