Nürnberg - Auf TikTok und Instagram wirken sie wie die perfekte Familie. Drei Kinder, sechs Kaninchen und ein Hund, das war einmal. Drei der Kaninchen sind nun tot, drei im Tierheim. Ein Welpe kam dazu. Was ist passiert?

Die Inflencerin Alicia Vosgrau zählt auf ihrem TikTok-Account "aliciasmumlife" 1,5 Millionen Follower, auf ihrem Instagram-Kanal sind es 455.000. Dort dreht sich alles um ihre Familie. Die 27-Jährige ist dreifache Mutter, ihr jüngstes Kind kam erst im Sommer diesen Jahres auf die Welt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann posten sie normalerweise zahlreiche Einblicke in ihr Leben. Auch ihre Haustiere waren Teil ihres Contents. Noch vor wenigen Monaten besaß die Familie einen Hund und sechs Kaninchen. Zwei der Kleintiere seien plötzlich verstorben. Dann waren auch die restlichen vier plötzlich nicht mehr in den Videos zu sehen, geblieben ist nur der Hund.

Auf Nachfrage ihrer Follower erklärte Vosgrau, ihr Mann und sie hätten sich dazu entschieden, die Kaninchen wegzugeben. Sie seien in guten Händen, versicherte die 27-Jährige. Die Realität sah für die vier Fellnasen jedoch völlig anders aus.

Influencerin setzt Haustiere im Wald aus - und lügt Follower an

In Wirklichkeit setzte das Ehepaar die vier Kaninchen jedoch im Wald aus, zahlreiche Medien berichteten bereits über den Vorfall. Auch auf Social-Media sorgte der Skandal für viel Aufregung. Die Familie soll die Kaninchen wohl bereits am 23. August ausgesetzt haben, etwa zwei Monate nach der Geburt ihres jüngsten Kindes.

Die Wahrheit kam ans Licht, als das Tierheim Henstedt-Ulzburg einen öffentlichen Post mit Bildern der Kaninchen veröffentlichte. Dem Tierheim wurden vier ausgesetzte Tiere im Rantzauer Forst in Schleswig-Holstein gemeldet. Drei der Tiere konnten die Mitarbeiter lebendig sichern und mitnehmen, ein Kaninchen war jedoch bereits tot. Nach Angaben des Tierheims sollen Menschen vor Ort gesehen haben, wie das Tier von einem Hund gejagt worden ist, was zum Tod geführt haben könnte.

Auf den vom Tierheim veröffentlichten Fotos sollen Follower der Influencerin die Kaninchen erkannt haben. Das Tierheim erstatte anschließend eine Anzeige gegen die Influencer-Familie.

Influencerin äußert sich nach Kaninchen-Skandal öffentlich

Als im September in einem Live-Video die Frage nach dem Verbleib der Kaninchen gestellt wurde, erklärte die 27-Jährige: "Es ging einfach nicht mehr." Nachdem bereits zwei der Tiere plötzlich verstorben seien hätte die Familie lange überlegt, was sie machen soll. "Wir haben zum Glück jemanden gefunden, der alle nehmen konnte und dann ist das Thema durch", erklärte sie damals. Ausschnitte aus dem Video sind auch weiterhin auf TikTok zu finden, zahlreiche Creator und Creatorinnen reagieren aktuell darauf.

Nachdem die Wahrheit ans Licht gekommen ist, äußerste sich die dreifache Mutter am 4. Dezember öffentlich auf ihrem Instagram-Account mit einer Story.

Der Tod der beiden Kaninchen, die bereits bei der Familie zu Hause gestorben sind, sei "ein richtiger Schock" für die Familie gewesen. In dieser Zeit seien sie und ihr Mann Jan Vosgrau "nervlich am Ende" gewesen und wussten nicht weiter. Sie nannte dies "die wohl schwerste Zeit" in ihrem Leben. Daraufhin seien sie auf den "unglaublich dummen Gedanken" gekommen, die vier verbleibenden Tiere im Wald freizusetzen. Damals seien sie überzeugt davon gewesen, den Kaninchen würde es dort gut gehen. Es habe ihnen das Herz gebrochen zu erfahren, dass eines der Tiere es nicht überlebt hat. "Aufgrund der Gesamtsituation haben wir uns Unterstützung geholt und helfen lassen. Dies hat uns ein ganzes Stück entlastet", heißt es weiter. Rückblickend könne sie sich diese Entscheidung nicht mehr erklären und wurde es "bis heute zutiefst" bereuen.

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Dieses Statement veröffentlichte die Influencerin Anfang Dezember auf ihrem Instagram-Account. © Instagram: aliciasmumlife

Auf Instagram ging der letzte Post der 27-Jährigen am 27. November raus, die Kommentarfunktion unter einigen Beiträgen ist geschlossen. Auf TikTok liegt die Veröffentlichung des letzten Videos noch einen Monat weiter in der Vergangenheit. Unter den älteren Videos finden sich zahlreiche Kommentare, in denen die Influencerin von Nutzern auf das Thema angeschrieben wird.

Mittlerweile sollen mehrere große Werbepartner die Zusammenarbeit mit Vosgrau eingestellt haben. Auch die Tierrechtsorganisation PETA veröffentlichte eine Pressemeldung und äußerte sich zu dem Vorfall.

„Wer Tiere im Wald aussetzt, handelt nicht aus Unwissen, sondern übernimmt keine Verantwortung – und riskiert bewusst ihren Tod. Dieses Leid ist kein Einzelfall, denn unzählige Kleintiere werden als Kinderspielzeug angeschafft, vegetieren dann oftmals allein und in viel zu kleinen Käfigen dahin und werden bei Überforderung häufig wie Wegwerfware entsorgt", wird Jana Hoger von PETA zitiert.

Die Organisation habe die zuständigen Behörden kontaktiert und ein Tierhalteverbot gefordert, das derzeit geprüft werde. "Bis dahin appellieren wir an die Familie, ihre Hunde in fachkundige Hände abzugeben und nie wieder ein Tier nach Hause zu holen", so Hoger. Erst kürzlich soll sich die Familie noch einen Welpen geholt haben, einen erwachsenen Hund hatten sie bereits.

Das Tierheim Henstedt-Ulzburg erklärte in einem Post, die Kaninchen seien umfassend versorgt worden. Zwei der Tiere hätte man bereits vermittelt.