
Nach außen hin schien sie alles zu haben: Ein großes Haus, genügend Geld und eine glückliche Familie. Niemand ahnte, dass Maria B. aus Nürnberg (Namen und Wohnort geändert) seit Jahren von ihrem Partner schwer misshandelt wurde.
Dabei hatte alles so gut angefangen. „Er war der beste Mann der Welt“, sagt B. noch heute. „Zu Beginn unserer Liebe hat er mir die Sterne vom Himmel heruntergeholt.“ Das habe sich komplett geändert, als die gemeinsame Tochter auf die Welt kam. „Da war er plötzlich ein anderer Mensch.“
Nürnbergerin wurde fast bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt
Statt sich um seine Familie zu kümmern, sei er ständig auf Reisen gewesen, angeblich geschäftlich. Doch B. sagt, sie habe mehr als einmal Lippenstiftflecken auf seinem Hemd entdeckt. Als sie daraufhin mit der Trennung drohte, schlug er das erste Mal zu und würgte sie fast bis zur Bewusstlosigkeit. Außerdem habe er gedroht, mit der gemeinsamen Tochter und ihrer Tochter aus erster Ehe zu seiner Familie im Ausland zu fliehen, wenn sie ihn verlassen sollte.
B. blieb den Kindern zuliebe und hielt über Jahre hinweg die Schläge aus. Die 50-Jährige lebte in ständiger Angst vor dem nächsten Übergriff, dachte immer wieder an eine Flucht. Doch die Furcht, ein Neuanfang könnte für sie tödlich enden, wie ihr Mann ihr gedroht hatte, sei größer gewesen, sagt sie. „Ich wollte für meine Kinder am Leben bleiben.“
Erst der Tag, an dem ihr damaliger Partner sie erstmals im Beisein der gemeinsamen Tochter attackierte, änderte alles. Zusammen mit ihrem Kind gelang ihr die Flucht zur Polizei. Die Beamten handelten sofort und wiesen den Mann aus dem Haus. B. reichte die Scheidung ein, obwohl ihr Noch-Partner sie weiter bedrohte. Sie kämpfte um das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter - mit Erfolg.
Jetzt sitzt sie mit einem Schuldenberg da
Doch ein richtiger Neuanfang gelang ihr nicht: Im Zuge der Trennung stellte sich heraus, dass ihr Mann mit seinen verschiedenen Firmen einen Schuldenberg auf ihren Namen angehäuft hatte. Zum Teil habe er das Haus der Familie mit Schulden belastet, zum Teil habe er für Kredite sogar Unterschriften gefälscht. Die Verbindlichkeiten beliefen sich auf mehrere 100.000 Euro. Das Eigenheim wurde zwangsversteigert, B. stand mit ihrer Tochter auf der Straße. „Das war der absolute Tiefpunkt für mich.“
Der 50-Jährigen blieb nur der Weg in die Privatinsolvenz. Ihr Ex-Mann hatte sich ins Ausland abgesetzt. Mittlerweile soll er angeblich wieder in Deutschland leben, sodass B. nach wie vor mit der Angst lebt, dass er wieder auftauchen könnte. Die Meldeadresse der kleinen Wohnung, die sie mithilfe von Sozialberatern für sich und ihre Tochter gefunden hat, hält sie geheim. B. sei noch immer traumatisiert von der jahrelangen Gewalterfahrung, sagt die Sozialpädagogin, die sich um die beiden Frauen kümmert. „In mir ist alles schwarz.“
Doch trotz aller Herausforderungen versucht Maria B., nach vorn zu blicken. Sie hat sich mit Unterstützung der Arbeitsagentur zu einer Weiterbildung angemeldet und hofft, dass sie anschließend wieder selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen kann. Auch die Entwicklung der mittlerweile erwachsenen Tochter macht ihr Mut: Die 19-Jährige absolviert erfolgreich eine Ausbildung. Und die ältere Tochter hat sie zur Großmutter gemacht, ein weiterer Lichtblick für die Nürnbergerin. „Meine Kinder und Enkelkinder halten mich am Leben“, sagt B.
Die Geldsorgen nach der Insolvenz bleiben jedoch. Derzeit lebt Maria B. von Leistungen des Jobcenters und kommt gerade so über die Runden. Aber für zusätzliche Anschaffungen fehlt das Geld. Luxus-Wünsche hat sie nicht, doch fällt die Küche in ihrer kleinen Wohnung fast auseinander und müsste dringend erneuert werden. Auch ein Tablet oder Laptop für die geplante Fortbildung würde ihren Alltag erheblich erleichtern - ob es von den Behörden finanziert wird, ist noch offen. Die Weihnachtsaktion möchte Maria B. und anderen Betroffenen in einer ähnlichen Situation helfen.


