Kals - Am 18. Januar 2025 ist eine 33-jährige Frau bei einer Besteigung am Großglockner erfroren. Ihr Freund ließ sie alleine, um Hilfe zu holen. Jetzt muss er wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht.

"Schutzlos, entkräftet, unterkühlt und desorientiert", so soll ein 36-Jähriger am 18. Januar 2025 seine 33 Jahre alte Freundin etwa 50 Meter unterhalb des Gipfels des Großglockners zurückgelassen haben. Als er wenige Stunden später mit Hilfe antraf, war die Frau bereits tot.

Nun wirft die Staatsanwaltschaft Innsbruck dem 36-Jährigen grob fahrlässige Tötung vor. Am 19. Februar 2026 wird er sich vor Gericht verantworten müssen. Dabei droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

Frau stirbt am Großglockner - Anklage wirft ihrem Freund neun Fehler vor

Im Gegensatz zu der Verstorbenen sei der 36-Jährige mit alpinen Hochtouren bereits sehr erfahren, schreibt die Staatsanwaltschaft Innsbruck in einer Pressemeldung. Weil er zudem die Tour geplant haben soll, sei er als verantwortlicher Führer der Tour anzusehen. In neun Punkten zählt die Anklage auf, welche Fehler dem 36-Jährigen vorgeworfen werden.

  1. Begehung einer alpinen Hochtour trotz Unerfahrenheit der Freundin und herausfordernder winterlicher Verhältnisse
  2. Start der Besteigung zwei Stunden zu spät angesetzt
  3. Kein Notfall-Equipment, wie Biwak-Notausrüstung, mitgeführt
  4. Freundin mit ungeeigneter Ausrüstung und Schuhwerk (Splitboard und Snowboard-Softboots) unterwegs
  5. Trotz schwieriger Wetterverhältnisse mit Windgeschwindigkeit bis zu 74 Kilometer pro Stunde und „Windchill“-Effektes um minus 20 Grad nicht rechtzeitig umgekehrt
  6. Kein Notruf vor Einbruch der Dunkelheit abgesetzt
  7. Stillstand ab etwa 20.50 Uhr - trotzdem kein Notruf oder Signal an vorbeifliegenden Polizeihubschrauber
  8. Von der Alpinpolizei trotz mehrerer Versuche nicht mehr zu erreichen und Telefon auf lautlos gestellt
  9. Freundin nicht an einen möglichst windgeschützten Platz gebracht und weder ihren Biwaksack noch vorhandene Alu-Rettungsdecken verwendet, um sie vor Auskühlung zu schützen

Frau stirbt am Großglockner - Webcam nimmt wohl letzte Lebenszeichen auf

Wie zunächst die Bild schrieb, sollen auf einer Webcam-Aufnahme die Lichter der Stirnlampen des Pärchens zu erkennen sein. Gegen etwa 20 Uhr ist das Licht noch gut zu erkennen. Später bricht der 36-Jährige alleine auf, um Hilfe zu holen, auf den Aufnahmen von 2.30 und 3 Uhr ist ein Licht an der anderen Seite des Großglockners zu sehen. 6,5 Stunden blieb seine Partnerin in der Kälte und völlig alleine.

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Auf den Aufnahmen einer Webcam sind die Lichter der Stirnlampen der Bergsteiger zu erkennen. © foto-webcam.eu

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde während der Ermittlungen ein gerichtsmedizinisches Gutachten eingeholt, Mobiltelefone und Sportuhren des Paares sowie Lichtbilder und Videos wurden ausgewertet und Zeugen vernommen.

Gegenüber der Bild erklärte der Anwalt des Angeklagten: "Es tut ihm sehr leid, wie es gekommen ist. Wir gehen von einem tragischen, schicksalhaften Unglück aus."

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