Bremen - Ein Straßen-Interview von Bremen Next sorgt für einen Shitstorm: Auch die Künstlerin äußert sich - und der Sender rudert zurück.

Als Rapperin und Schauspielerin hat sich Nura längst als feste Größe in der deutschen Musik- und Kulturszene etabliert. Doch offenbar kennen nicht alle die „Discounter“-Darstellerin: Als der Radiosender Bremen Next Passantinnen und Passanten fragt, ob sie Nura kennen, fallen Aussagen, die heftige Diskussionen auslösen.

Für einen Beitrag, der inzwischen nicht mehr abrufbar ist, war Bremen Next auf der Straße unterwegs, um ältere Menschen zu fragen, ob sie mehrere jüngere Künstlerinnen und Künstler einordnen können. Was als witzige Idee gedacht war, scheiterte jedoch in der Umsetzung - denn der Sender veröffentlichte mit dem Video auch diskriminierende Antworten.

Auf die Frage, was die Rapperin Nura beruflich machen könnte, antwortet eine Frau: „Model würde ich nicht sagen. Dafür ist sie zu fett.“ Ein weiterer Mann kommentiert: „Pornogeschäft oder sowas Ähnliches?“ Derweil mutmaßt jemand, Rapper SSIO könne einen Kebab-Imbiss führen.

Doch nicht nur die Aussagen sorgen für Empörung, sondern auch der Umgang des Senders mit der Kritik. Nutzerinnen und Nutzer dokumentieren Kommentare, die vor der Löschung des Beitrags unter diesem erschienen sein sollen.

Fans und Star reagiert auf diskriminierendes Video

Screenshots zeigen angebliche Antworten des Senders: Auf die Frage „Wie kann man sowas posten?“ soll Bremen Next geantwortet haben: „War ganz einfach.“ Auf den Kommentar „Hilfe, diese Aussagen sind überhaupt nicht witzig, was soll das?“ soll der Sender erwidert haben: „Bisschen schon.“

Auch auf die Kritik „Wie kann man das bitte so unkommentiert stehen lassen?“ soll Bremen Next geantwortet haben: „Caption: ‚Warum hat sie aber Nura so gottlos gedisst?‘ – ist unser Kommentar.“

In den sozialen Medien wird das Vorgehen scharf kritisiert - auch von den Betroffenen selbst. Nura äußert sich in einem Tiktok-Beitrag: „Das ist also euer Humor, Bremen Next. Im Jahr 2025 habt ihr euch gedacht: ‚Hey, lass mal auf den Weihnachtsmarkt gehen, besoffene Omis und Opis anlabern und ein paar rassistische und fat-shamende Takes einfangen. Und – hmh – lass uns das am besten auch nicht einordnen, einfach genau so hochladen.‘ Und dann noch alle Journalisten vom Sender in die Kommentarspalte schicken, damit sie fragen, wie krass das war.“

Nura teilt Kämpfe mit Essstörung

Auf anderen Plattformen wird Nura noch deutlicher. In einem Statement auf Instagram erklärt die Rapperin, dass sie seit Jahren mit einer Essstörung kämpft. „Welchen Mehrwert hat euer Video eigentlich?“, fragt sie. Außerdem stellt sie die Frage, ob es Zufall sei, dass Personen mit Migrationshintergrund im Video Berufe wie Döner-Verkäufer oder Porno-Darstellerin zugeschrieben bekommen.

Nura legt weiter offen: Während ihrer Zeit im Duo SXTN habe sie stets weite Pullis getragen. „Damals war ich die Kampflesbe, die Dicke von SXTN. Dann habe ich ein bisschen Haut gezeigt – und plötzlich war ich die Hure vom Dienst.“ Solche Kommentare und Bewertungen des Körpers seien mitverantwortlich für ihre Essstörung, betont Nura.

Auf die Kritik reagierte der Sender mit einem ausführlichen Statement. Auf Instagram veröffentlichte Bremen Next eine temporäre Story, die als Highlight festgehalten ist. Darin heißt es, das Video mit Nura sei entfernt worden. Der Sender räumt ein, dass im Beitrag diskriminierende, sexistische und bodyshamende Äußerungen gefallen seien und diese vom Sender nicht ausreichend eingeordnet wurden. „Wir stehen keinesfalls hinter diesen Äußerungen“, betont Bremen Next.

@nuraberlin @bremennext 😂😂😂😂 so funny 🥰 #bodyshaming ♬ Originalton - Nura

Sender zeigt Einsicht: „In diesem Fall maximal Fehl am Platz“

Zur Erklärung teilt Bremen Next mit, dass der Sender regelmäßig ältere Menschen zu jungen Themen befragt: „Damit wollen wir unterschiedliche Ansichten zwischen Generationen aufzeigen und dabei unterhalten. Wir wollten damit keine Rassismen, Stereotypen oder Ähnliches verbreiten und vor allem niemanden persönlich triggern oder verletzen.“

Der Sender betont zudem, sich nach dem Shitstorm bei Nura entschuldigt zu haben. Die Künstlerin widerspricht jedoch: „Ihr habt etwas in eure Story gepostet, ohne es einzuordnen, und habt mich nicht erwähnt. Ihr ignoriert meine Nachrichten und löscht Kommentare. Ist das ein einsichtiges Verhalten? Ich denke nicht!“

Stunden später reagiert Bremen Next erneut - diesmal mit einer direkten Entschuldigung an Nura: „Es lag und liegt nicht in unserem Interesse, dich oder jemand anderen zu verletzen, zu diskriminieren oder bloßzustellen – aber das haben wir“, heißt es auf Instagram. Die Redaktion räumt ein, dass sowohl bei der redaktionellen Abnahme als auch im Community-Management Fehler passiert sind. „Denn flapsig und witzig ist häufig unser eigentlicher Stil in den Kommentaren, aber in diesem Fall maximal fehl am Platz.“ Aktuell berate man sich „intensiv und kritisch“ innerhalb der Redaktion.