Nürnberg - Eine Freiwillige Feuerwehr aus Nürnberg geht mit ihren selbstironischen Videos auf Instagram viral. Die Truppe wurde dafür sogar mit einem Preis ausgezeichnet. Hinter den lustigen Clips steckt eine wichtige Botschaft.

Die Freiwillige Feuerwehr (FFW) aus dem Nürnberger Stadtteil Gartenstadt teilt mit ihren etwa 4.600 Followern auf Instagram regelmäßig Videos, in denen sie Situationen aus ihrem Alltag überspitzt und mit viel Scherz darstellen. Das meistgeklickte Reel zeigt einen bärtigen Feuerwehrmann, wie er mit Sonnenbrille auf der Nase in einem Liegestuhl entspannt. Im Hintergrund steht ein Löschfahrzeug. In der einen Hand hält der Mann eine Flasche Cola, in der anderen eine Zigarre, von der er genüsslich einen Zug nimmt. Auf dem Schoß des Feuerwehrmannes liegt eine Tüte Chips. Über dem Video steht: „Der Maschinist auf Einsatzstelle, sobald die Pumpe läuft.“ Der Clip hat etwa 738.000 Aufrufe und 21.900 Likes auf Instagram.

Großes Interesse an der Feuerwehr aus der Gartenstadt

Seit etwa eineinhalb Jahren lädt der Löschzug aus der Gartenstadt zweimal im Monat witzige und überspitzte Inhalte auf Instagram hoch. Dabei spielen sie oft mit Klischees innerhalb der Feuerwehr und zeigen Situationen aus ihrem Einsatzalltag. „Insider erkennen sich oft wieder“, sagt Herbig. Aber nicht nur Leute aus dem Feuerwehrumfeld kann die FFW Gartenstadt für sich begeistern. Der Feuerwehrmann erzählt, dass das Team am Tag der offenen Tür im September einen deutlich größeren Ansturm als in den Vorjahren erlebt habe. Herbig selbst ist auch oft in den Videos zu sehen und bleibt den Zuschauern mit seinem langen Bart und dem unverkennbaren fränkischen Dialekt im Gedächtnis. „Ich wurde bereits von vier oder fünf fremden Leuten angesprochen, die mit ihrer Familie den Tag der offenen Tür besucht haben und ein Foto mit mir machen wollten.“ Kommunalpolitiker wie Oberbürgermeister Markus König oder Bürgermeister Christian Vogel wurden auch schon auf den Löschzug aufmerksam und besuchten die Einheit.

Onetaker sind meistens am besten

Zusammen mit vier Kollegen überlegt sich Herbig immer wieder neue Videoideen. Das fünfköpfige Team tauscht sich dafür häufig über WhatsApp miteinander aus. „Oft sieht jemand von uns einen coolen Beitrag auf Social Media und dann überlegen wir, ob wir das so ähnlich machen könnten.“ Manche Clips würden aber auch völlig spontan aus einer Situation heraus entstehen. Dabei sind „die Onetaker die Besten“, so Herbig. Nach der fünften Aufnahme würde die Spontanität fehlen. Das Team benötigt etwa eineinhalb bis zwei Stunden pro Video. Als erstes überlegen sich die Feuerwehrmänner ein grobes Konzept, dann wird gedreht und anschließend wird das Video geschnitten. Eine große Kamera braucht die Truppe dafür nicht. „Wir machen das alles am Handy“, sagt Herbig.

Preis für kreative Social-Media Beiträge erhalten

Die FFW Gartenstadt hat sogar schon mit einem Preis für ihr außerordentliches Engagement in den sozialen Medien erhalten. Das Team wurde mit dem ersten bayerischen Social-Media-Award 2025 in der Kategorie „Netzwerk-Creator“ ausgezeichnet und konnte sich hierbei gegen 192 Mitstreiter durchsetzen. Die Jury lobte vor allem die Verbindung von Kreativität, strategischer Klarheit und niedrigschwelliger Ansprache. Das Ziel des Awards ist es, das vielfältige ehrenamtliche Engagement in Bayern sichtbar zu machen und innovative Vereinsarbeit im digitalen Raum zu würdigen. Neben einer Urkunde erhielten die Feuerwehrleute aus Nürnberg auch eine Prämie in Höhe von 2.000 Euro.

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Die Freiwillige Feuerwehr Nürnberg-Gartenstadt bei der Preisverleihung des bayerischen Social-Media-Awards fürs Ehrenamt. Von links nach rechts: Felix Fehn, Steffen Schlicker, Andreas Stock (1. Vorstand) Dr. Fabian Mehring (bayerischer Staatsminister für Digitales), Max Karg, Timo Buers, Roland Herbig © Roland Herbig

Spaß und Begeisterung fürs Ehrenamt sichtbar machen

Mit ihren unterhaltsamen Clips wollen die Feuerwehrleute vor allem ihr Ehrenamt sichtbarer machen und bei den Menschen in der Region mehr Begeisterung dafür wecken. Mit lustigen Inhalten habe das gut funktioniert, so Herbig. Die FFW Gartenstadt möchte zeigen, dass sie jung und modern ist und, dass es „neben dem ernsten Teil auch einen spaßigen Teil“ der freiwilligen Arbeit gibt. „Das ist das Rückgrat der Feuerwehr, ohne Spaß und Kameradschaft funktioniert es nicht“, so Herbig. Der Feuerwehrler erzählt, dass in der Vergangenheit bereits neue Mitglieder über die sozialen Medien zur FFW Gartenstadt gefunden hätten. „Gerade, wenn Leute von weiter weg nach Nürnberg ziehen und in ihrer Heimat bereits aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr waren, suchen sie auf Social Media nach ähnlichen Angeboten hier und stoßen auf unser Profil.“ Aktuell seien alle Spinde im Stadtteil Gartenstadt belegt, aber andere Einheiten im Raum Nürnberg suchen dringend Leute, so Herbig.

Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Spaß finden

Die Einheit Nürnberg-Gartenstadt ist eine von 18 Freiwilligen Feuerwehren der Metropolregion. Sie umfasst aktuell 60 aktive Einsatzkräfte, die bei Notfällen ausrücken. Anders als die Berufsfeuerwehr, die in den sozialen Medien vor allem sachliche Einblicke des Dienstbetriebes teilt, sind auf dem Instagram-Kanal der FFW Gartenstadt oft lustige Videos zu sehen. Roland Herbig, aktives Mitglied der FFW Gartenstadt, erklärt, dass es wichtig sei, die ernste Seite der Feuerwehr zu präsentieren, aber auch den Spaß zu zeigen, den das Team bei den gemeinsamen Übungen hat. Für diese Mischung drehen die Berufsfeuerwehr und die FFW Gartenstadt auch oft zusammen Videos für Social Media.