Hof - Ein Unternehmen mit langer Tradition kämpft um sein Überleben - und eben Tradition ist ursächlich für seine Krise. Die Verantwortlichen streben nun eine Neuausrichtung an.

In Hof an der Saale fertigt die „Müller Maßmanufaktur“ seit 1954 Maßkleidung an. Mit den Worten „Individuelle Maßanfertigung in feinster Vollendung“ wirbt das Unternehmen stolz auf seiner Website und blickt auf eine lange Tradition der Schneiderei zurück. Auch die Kundinnen und Kunden zeigen sich zufrieden: In den vergangenen beinahe zehn Jahren wurden für alle Standorte der Manufaktur überwiegend positive Bewertungen hinterlassen.

Dennoch kämpft das Traditionsunternehmen, seine Zukunft ist jüngst ungewiss - und die Verantwortlichen streben eine Neuausrichtung an.

Geschäftsführer Matthias Müller-Trunk hat gegenüber dem Nachrichtenportal inFranken bestätigt, dass man einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestellt hat. Ein solches Verfahren ermöglicht, dass sich ein Unternehmen in der Krise unter eigener Regie sanieren kann, erklärt Rechtsanwalt Jörg Franzke, Anwalt für Insolvenzrecht.

Die rechtliche Grundlage hierfür sind die §§ 270a ff. InsO, wodurch den betroffenen Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern ein Rahmen geboten wird, innerhalb dessen aktive Maßnahmen zur Sanierung des Unternehmens ergriffen werden können, während sie gleichzeitig Schutz vor Vollstreckungsmaßnahmen ihrer Gläubiger erhalten. Franzke erklärt, dass ein Antrag auf Eigenverwaltung eine klare Sanierungsstrategie enthalten und darlegen muss, wie das Management plant, das Unternehmen zurück in die Gewinnzone zu führen.

Florian Guth, Prokurist der Müller Maßmanufaktur GmbH, erklärt auf Anfrage, dass das Unternehmen im Wesentlichen plant, interne Abläufe und Strukturen zu optimieren, das bisherige Filial- und Vertriebsmodell zu überprüfen sowie moderner und digitaler zu werden - „aus heutiger Sicht sehen wir gute Fortführungsperspektiven.“

Ob deshalb Mitarbeitende entlassen werden müssen, kann das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen. Ziel ist es, „so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“. Aktuell läuft noch eine detaillierte Analysephase, erklärt die GmbH.

Geschäftsbetrieb wird fortgeführt

North-Data-Angaben zufolge befindet sich das Unternehmen seit geraumer Zeit in den roten Zahlen. Während die Bilanzsumme seit 2021 stetig sank, lag der Jahresfehlbetrag im vergangenen Jahr bei über 400.000 Euro.

Die Marktnachfrage im Bereich der klassischen Herrenmode sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert hat, betont Guth - doch: „Unsere Neuausrichtung bedeutet jedoch keine Abkehr von Hemden und Anzügen.“

Vielmehr plant das Unternehmen, seine Angebote „gezielt zu ergänzen und weiterzuentwickeln - beispielsweise durch modernere Schnitte, neue Stilrichtungen und zusätzliche Produktlinien“. In diesem Sinne bleibt die Maßanfertigung weiterhin ein zentrales Element. Zusätzlich möchte man den aktuellen Trends und Kundenbedürfnissen entsprechen. Während des Sanierungsverfahrens soll der Geschäftsbetrieb vollumfänglich fortgeführt werden.

Immer topaktuell informiert bleiben über die wichtigsten Themen aus der Region? Über unseren WhatsApp-Kanal erfahren Sie alle Neuigkeiten aus erster Hand.

Hier geht es direkt zum WhatsApp-Channel - eine „Schritt für Schritt“-Anleitung finden Sie hier.