
Zum ersten Mal auf Skiern. Das ist eine Herausforderung. Die Füße rutschen, die Bretter kreuzen sich. Da fehlt in den vierjährigen Beinen bald die Kraft. Zum Glück gibt es im Skigebiet Malbun in Liechtenstein den Übungshang „Malbi-Park“, den junge Urlauber und ihre Eltern ohne Skipass kostenlos nutzen dürfen. Ein Förderband zieht sie hoch, ein Karussell hilft beim Kurvenüben, Tierfiguren markieren die Abfahrt.
„Schöne, ertragreiche Alp“ - das bedeutet der Name des Dorfs mit knapp 3000 Einwohnern. Malbun ist ein kleines, aber feines Skigebiet. Bestens geeignet für Familien, um auf 23 Pistenkilometern den Nachwuchs im Blick zu behalten oder die Älteren auch mal allein losziehen zu lassen. Drei Sessellifte, zwei Schlepper und Hotels empfangen die Wintersportler hier auf 1600 bis 2000 Metern über dem Meer. Dazu gibt es drei Rodelstrecken und eine Schlittschuhbahn im schneesicheren Tal.
Viele stoppen in Liechtenstein auch für einen Stempel im Reisepass
Wobei das eigentliche Tal viel tiefer liegt. Die Hauptstadt Vaduz ist eine 15-minütige Autofahrt und einige Serpentinen entfernt. Wer lieber Profis fahren lässt, nimmt den Skibus. Die Straße führt am Schloss des Fürsten vorbei, das über dem Rheintal thront. Besichtigungen erlaubt er nicht, dafür den Besuch seiner Schatzkammer in der Innenstadt. Das moderne Landtagsgebäude, die Universität und das Kunstmuseum sind sehenswert. Das Landesmuseum zeigt Geschichte und Tierwelt eines der kleinsten Länder der Welt.
Allein das sorgt dafür, dass viele Menschen hier Halt machen. „Manche wollen nur den Stempel in ihrem Pass stehen haben“, weiß Isabelle Koch. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie die Jugendherberge Schaan-Vaduz. Die trägt zwar die Hauptstadt im Namen, liegt aber im Nachbarort. Doch der Weg ist kurz – schließlich erstreckt sich das Land mit 40.000 Einwohner auf nur 25 Kilometern zwischen Österreich und der Schweiz. Die Amtssprache ist Deutsch, Urlauber können mit Schweizer Franken und Euro bezahlen.
In der Jugendherberge werden viele Sprachen gesprochen. „Wir haben jedes Jahr Gäste aus rund 100 verschiedenen Nationen“, sagt Koch. Viele betreiben Länder-Hopping und landen dabei auch in Liechtenstein. Die meisten aber kommen aus Deutschland. Die Herberge ist für Familien aus dem Nachbarland, die auf dem Weg nach Süden halten, ein Geheimtipp. „Wer einmal hier war, bleibt beim nächsten Stopp ein paar Tage länger“, freut sich Isabelle Koch.
Das liegt auch am Preis. Die Jugendherberge in Schaan ist erschwinglich im Vergleich zu vielen anderen Unterkünften in Liechtenstein oder der Schweiz. Vor allem locken aber die Menschen und das Ambiente in der erst 2021 eröffneten, neu gebauten Jugendherberge. Familien quartieren sich in Zimmern mit Doppelbett, Stockbetten und eigenem Bad ein. Eine Bibliothek öffnet den Blick auf die Berge. Die Jüngeren sind mit Spielzimmer, Kicker, Tischtennisplatte und langem Brettspiele-Regal gut beschäftigt. Vor der Tür stehen Spielplatz, Fußballtore und ein Fuhrpark mit Rutschautos und Dreirädern bereit.
Yoga auf dem Berg in Malbun - schon der Aufstieg ist ein Teil der Entspannung
Auch an anderen Stellen lässt sich in Liechtenstein Geld sparen. Die Tourismuszentrale bietet ein vielfältiges Freizeitangebot kostenlos an. Wie etwa Yoga im Schnee mit Sabine Tschol, hoch oben auf dem Berg. Die Winterluft strömt dort in die Lunge, während die Yogalehrerin mit ruhiger Stimme die Gruppe anleitet. Vor auf die Zehenspitzen. Zurück auf die Fersen. Tief einatmen.
„Schnee macht die Landschaft so schön leise“, sagt Tschol. Selbst, wenn am Hang gegenüber ein Skirennen ist oder die Kinder am Schlittenberg jauchzen. „Man fühlt sich wie in Watte gepackt, das Weiß beruhigt und lenkt nicht ab.“ Für die Touristinnen verlegt sie ihr Yogastudio ins Freie. Es dürften Männer mit, aber „meistens genießen es die Frauen, zwei Stunden etwas für sich zu tun – ohne die Familie“.
15 Minuten lang geht es zunächst schweigend bergauf, jede geht in ihrem Tempo. Die Gedanken dürfen fließen. „Der Wind trägt sie mit sich“, rät Tschol. Mit 16 ist sie mit ihrer Mutter aus der Schweiz nach Liechtenstein gezogen und geblieben. Der Aufstieg auf den Berg ist ein wichtiger Teil ihres Kurses, sagt die 52-Jährige. „Entspannung auf Kommando ist schwierig, die Gehmeditation ist die Vorbereitung aufs Loslassen.“
Zusammen mit Siggi kümmern sich die Kinder um ihre Ponys
Unterwegs schaut sich jede Teilnehmerin einen Baum aus. Angekommen am Bergplateau spüren sie der Kraft und Sicherheit seiner Wurzeln nach und der Weite und Leichtigkeit der höchsten Blätter. Es folgen Yogaübungen, wie der Adler und die Kriegerin, die im Schnee ohne Matten gelingen können, bevor es gemütlich schlendernd zurück ins Tal geht.
Beim Abstieg begegnen Spaziergänger dann schon mal einem Familienvater, der gerade warten muss, weil seine Begleitung Pause macht. Für Papas bei einer Wanderung nichts Neues, genauso das ständige Nörgeln wegen Hunger. „Mmnnööö“. Nur kommt das nicht von dem Vierjährigen, der den Berg tapfer erklimmt. Sondern von Lama Yuri. „Der hatte eine lange Woche“, sagt Marc Schädler.
Zusammen mit seiner Frau Anna-Lena und den beiden Kindern betreibt er den Lama- und Alpakahof Triesenberg. „Wir haben mit drei Tieren angefangen, jetzt sind es 40“, sagt Marc, während er das Papa-Sohn-Gespann den verschneiten Wanderweg hinaufführt. Mit dabei sind die Tiere Pius und Yuri – und Letzterer lässt sich nach kurzer Zeit sogar vom Kind brav den Berg hinaufführen. Mit ihren Lamas und Alpakas bietet das Paar sogar Nachtwanderungen an. Außerdem sind Besucher jederzeit auf den Hof eingeladen.
Wer Tiere mag, ist auch bei Chicca und Cindy im fünf Minuten entfernten Weiler Galp richtig. Vor allem bei Schnee. Durch den toben die Pferde, die Kälte stört sie nicht. „Wir gehen jeden Tag spazieren“, erzählt Siggi Zoggi. Seit sieben Jahren kümmert sie sich hier um vier Ponys. Zweimal pro Woche dürfen ihr Kinder dabei helfen. Fell striegeln, Heusäcke füllen, Wasser holen, Pferdemüsli mischen. Der Höhepunkt ist dann ein 45-minütiger Spaziergang auf dem Rücken der Tiere, mit Helm und warmer Decke. Die Eltern laufen nebenher. Und genießen die Pause.
Weitere Informationen
Kleines Land, große Vielfalt an Möglichkeiten. So wirbt der Tourismusverband Liechtenstein auf tourismus.li, der zusammen mit den Schweizer Jugendherbergen die Reise ermöglicht hat. Infos zur Herberge in Schaan gibt es unter www.youthhostel.ch/de/hostels/jugendherberge-schaan-vaduz.
Mehr zum Skigebiet Malbun steht auf www.bergbahnen.li. Den Lama- und Alpakahof finden Sie auf www.lama-alpaka.li.
Das knapp 350 Kilometer entfernte Liechtenstein ist von Nürnberg aus in 3,5 Stunden bequem mit dem Auto zu erreichen.
Redaktioneller Hinweis: Die Recherche für manche Artikel in dieser Ausgabe wurde von Reiseveranstaltern, Hotels, Fluglinien oder Tourismusverbänden unterstützt.
Informationen des Umweltbundesamts über die Möglichkeit, den CO₂-Ausstoß Ihrer Reise zu kompensieren: www.umweltbundesamt.de/themen/freiwillige-co2-kompensation



