
Jedes Jahr benötigen allein in Deutschland mehr als 11.000 Menschen eine Stammzellspende, so das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD). Viele von ihnen leiden beispielsweise an Leukämie. Insgesamt sind mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland für eine Stammzellenspende registriert. Einer von ihnen ist Tobias Kolb aus Bamberg.
Normalerweise arbeitet der 28-Jähriger als Notfallsanitäter der Malteser und hilft Menschen beruflich, um dieses eine Leben zu retten, musste Kolb aber sieben Tage lang auf die Arbeit verzichten.
"Ich war echt überrascht", wird der 28-Jährige in einer Pressemeldung der Malteser zitiert. Bereits 2018 hatte er sich spontan während einer DKMS-Aktion als Stammzellenspender registriert. Sieben Jahre später erfuhr er durch eine E-Mail der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB), er komme als möglicher Stammzellenspender infrage.
Notfallsanitäter aus Franken spenden Stammzellen
Um zu prüfen, ob Kolb wirklich der passende Spender sein könnte, musste er zahlreiche Telefonate mit der AKB führen, Formulare und Fragebögen ausfüllen und sein Blut untersuchen lassen. Was im Normalfall beim Hausarzt passieren sollte, erledigte Kolb auf der Arbeit. Ein Kollege nahm ihm auf der Rettungswacht Blut ab. "Wir können das ja selber", erklärte der 28-Jährige.
Der Bluttest bestätigte Kolb als den passendsten Spender für einen schwerkranken Menschen. Vier Tage lang musste sich der Notfallsanitäter körpereigene Hormone in den Bauch spritzen, so kämen die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut, erklärte er. Diese Prozedur führt jedoch zu starken Knochenschmerzen in Schultern, Rücken und Becken, nach wenigen Tagen seien diese aber schon vorbei gewesen, so Kolb. Dann folgte schon die Stammzellenspende selbst. Drei Stunden lang musste der 28-Jährige dafür ruhig liegen, mit Zugängen in beiden Armen.
"Ich war stolz. Wirklich stolz, dass ich das für einen fremden Menschen getan habe", erklärte Kolb. Nach der Spende sei eine enorme Last von ihm gefallen. An erster Stelle sei für ihn die Hilfe gewesen, alles andere sei nachrangig. Dabei macht Kolb darauf aufmerksam, welche Rolle der Spender bei der Stammzellenspende spielt. Wird der auf die Spende angewiesene Patient erst vorbereitet, dann zerstört eine Chemotherapie alle eigenen Stammzellen. „Wenn der Spender dann abspringt, bedeutet das den Tod“, so Kolb.
Unterstützung von allen Seiten - Patient bleibt unbekannt
Ohne die Unterstützung seiner Familie, seiner Freunde und seiner Kollegen wäre die Spende aber gar nicht möglich gewesen, findet der Sanitäter. Die Dienstpläne auf der Arbeit würden schon zwei Monate im Voraus stehen, Kolb musste aber sieben Tage aussetzen. Zahlreiche Kollegen meldeten sich aber rasch, um seine Dienste zu übernehmen. Diese Unterstützung rühre ihn bis heute: „Mein ganzes Umfeld hat mir gezeigt, dass ich das Richtige tue.“
Wer dieser schwerkranke Mensch ist, dem Tobias Kolb seine Stammzellen gespendet hat, weiß es auch nach der Spende nicht. Es könnte sich um einen Nachbarn handeln oder aber um eine Person am anderen Ende der Welt. „Aber ich werde definitiv nachfragen“, versichert der 28-Jährige.
Grundsätzlich kann sich jede Person, die zwischen 17 und 45 Jahren alt und gesund ist, als potenzieller Stammzellenspender registrieren. Die Spende selbst kann noch bis zum vollendeten 60. Lebensjahr durgeführt werden. Um sich zu registrieren, muss der Spender eine Gewebeprobe mittels eines Wangenabstriches abgeben. Organisationen wie die AKB und die DKMS führen regelmäßig Informationsveranstaltungen durch, eine Registrierung und Durchführung der Gewebeprobe ist meist vor Ort möglich. Es besteht aber auch die Möglichkeit ein Set für den Wangenabstrich nach Hause zu bestellen. Nähere Informationen zur Registrierung, den Informationsveranstaltungen und Geldspenden können den Internetseiten der jeweiligen Organisationen entnommen werden.
Für Kolb sei eine Registrierung die Möglichkeit, das Leben eines anderen Menschen zu retten. „Und wer weiß: Vielleicht freut man sich eines Tages selber, dass es da draußen jemanden gibt, der einem helfen kann!“, so der 28-Jährige.