
In der Debatte um mehr Verbraucherschutz schlägt die SPD-Bundestagsfraktion derzeit ein umstrittenes Gesetz vor, mit möglichen weitreichenden Konsequenzen für den deutschen Onlinehandel: Künftig sollen Kundinnen und Kunden, die per Rechnung oder Ratenkauf zahlen wollen, eine schriftliche Bestätigung per Post abliefern müssen, bevor ihr Kauf endgültig freigegeben wird.
Morgen, am 20. November 2025, soll die EU-Verbraucherkreditrichtlinie in deutsches Recht umgesetzt werden. Kurz davor, so berichten Insider gegenüber der WirtschaftsWoche, bringt die SPD einen Änderungsantrag ein, um den Rechnungskauf stärker zu regulieren. Ziel sei es, Verbraucherinnen und Verbraucher vor Überschuldung zu schützen: Sie sollen die Möglichkeit haben, den Kauf mit Zahlungsaufschub nach dem Abschluss noch einmal zu überdenken.
Die SPD schlägt konkret ein „Schriftformerfordernis“ vor, per Brief und Post. Wer online auf Rechnung oder in Raten kauft, muss dann innerhalb weniger Tage einen Brief unterschreiben, der ihm die Risiken dieser Zahlungsform bewusst macht, bevor der Händler liefert, so die WirtschaftsWoche.
Ein umstrittener Vorschlag
Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel nennt den Vorschlag gegenüber der WirtschaftsWoche „völligen Irrsinn“. Er befürchtet massive Störungen im E-Commerce: „Niemand wird diese Zahlarten noch nutzen“. Besonders Käufer auf Rechnung, die laut Verbänden und Unternehmen wie Zalando oft einfach die Ware erst sehen wollen, bevor sie zahlen, würden abgeschreckt. Zalando teilt mit, dass bei ihnen zwei Drittel aller Kundinnen und Kunden in Deutschland den Rechnungskauf nutzen, nicht aus Zahlungsnot, sondern aus Komfort und Sicherheit.
Auch Otto meldet laut der WirtschaftsWoche Bedenken an: Ein postalisches Schriftformerfordernis sei im digitalen Handel kaum praktikabel. Laut Otto schaffe dies nur zusätzlichen Aufwand für Händler und Kunden und widerspreche sogar dem Koalitionsvertrag, der vorsieht, Schriftformerfordernisse möglichst digital abzuschaffen.
„Buy Now, Pay Later“-Modelle als Schuldenfalle
Kritiker warnen auch, dass ein solches Gesetz kaum wirkungsvoll sei, stattdessen könnten Kundinnen und Kunden zu unsicheren oder weniger bewährten Zahlungsmethoden abwandern. Gleichzeitig stehen jedoch auch immer häufiger die „Buy Now, Pay Later“-Modelle wie Klarna oder Paypal in der Kritik. Die Verbraucherzentrale warnt auf ihrer Website, dass kurzfristige Kredite bei Online-Bezahlmodellen leicht zur Schuldenfalle werden können, weil die Rückzahlungsfrist oft kurzfristig und die Bedingungen undurchsichtig sind.
Ob der Gesetzesvorschlag der SPD tatsächlich umgesetzt wird und falls ja, wie er im Alltag von Händlern und Kundinnen und Kunden funktionieren würde, bleibt unklar.