München - Seit gut einer Woche ist die ikonische Eisbachwelle verschwunden. Jegliche Versuche, sie wiederzubeleben, sind bisher gescheitert - nun haben offenbar ein paar Surfer die Sache selbst in die Hand genommen.

Sie ist eine Institution in München, die der Bavaria und dem Oktoberfest in Sachen Bekanntheit in nichts nachsteht - und doch ist sie quasi über Nacht verschwunden: Die Rede ist von der Eisbachwelle, einer Ableitung der Isar im Englischen Garten der Stadt. Surfer aus aller Welt haben sie schon in Angriff genommen, gerade im Sommer tummeln sich dort Wellenreiter und Zuschauer. Doch nach der alljährlichen Reinigungsaktion der Stadt hat sich die Welle nicht mehr aufgebaut - oder etwa doch? In einem Video, das der Surfclub München am Wochenende auf Instagram veröffentlicht hat, scheint die legendäre Stelle wieder surfbar zu sein. Was ist da los?

Die Eisbachwelle gilt als weltweit konstanteste und größte Flusswelle mitten in einer Großstadt und ist seit über 40 Jahren besurfbar - bis sie vor etwas mehr als einer Woche verschwand und sich seitdem nicht mehr erhoben hat. Experten gehen davon aus, dass bei einer Bachauskehr zu gründlich aufgeräumt und zu viel Kies mit dem Sediment entfernt wurde, obwohl laut Oberbürgermeister Dieter Reiter nichts anders gemacht worden sei. Seitdem wird nach Lösungen zur Wiederbelebung der Welle gesucht, Presseanfragen aus aller Welt laufen in München ein.

Die Stadt München will ihre Attraktion nach eigener Aussage schnell wiederhaben und hat dafür auch Wissenschaftler aus München und Hamburg ins Boot geholt. So schwierig wie in diesem Jahr sei die Reaktivierung der Welle noch nie gewesen, heißt es. Was den Experten nicht gelang, hat offenbar eine Gruppe Surfer in einer Nacht und Nebelaktion geschafft: Sie sollen die Welle mit einer Holzkonstruktion wiederbelebt haben. Diese ist zu Beginn des erwähnten Videos samt Werkzeug zu sehen. Anschließend wird der Eisbach mit einer neuen Welle gezeigt, auf der eine Person im dunklen Neo-Overall surft.

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Laut Beitrag soll sich die Szene gegen 1.30 Uhr nachts abgespielt haben. Das Video ist mit einem Effekt bearbeitet und mit Musik unterlegt. Wer genau auf der Eisbachwelle surft, ist nicht erkennbar. Das Material sei dem Surfclub nur zugespielt worden, soll ein Mitglied der Gruppe der Abendzeitung berichtet haben. Erlaubt ist die Aktion nämlich keinesfalls. Zwischen 22 Uhr und 5.30 Uhr ist das Surfen dort verboten.

„Wir wollten es veröffentlichen, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Es ist doch abstrus, einen Forscher aus Hamburg zu engagieren. Warum bezieht niemand die lokale Surf-Community mit ein, die teils seit 30 Jahren am Eisbach surft und dort Tausende Stunden verbracht hat?“, wird ein Sprecher des Clubs zitiert. Inzwischen sind die Holzkonstruktion und auch die Welle wieder verschwunden.

Im April war eine Surferin an der Eisbachwelle schwer verunglückt und gestorben. Die Staatsanwaltschaft München hat ihre Ermittlungen zwischenzeitlich abgeschlossen und den Fall als „ein äußerst tragisches Unglück“ bewertet.