
Der viel zitierte Bock - er wackeltete, er zitterte, doch fallen wollte er am Freitagabend lange Zeit nicht. Gegen Preußen Münster mühte sich das Kleeblatt wacker, präsentierte sich leidenschaftlich in den Zweikämpfen und versuchte es immer wieder nach vorne. Zweimal stand eine Abseitsposition dem Führungstreffer im Wege, auf der Gegenseite wuchs Prüfrock über sich hinaus und verhinderte ein spätes Gegentor. Als alles nach einem torlosen Remis aussah, versetzte Jannik Dehm den Ronhof mit einem Traumtor in Ekstase - und stieß den Bock für die Spielvereinigung am Ende doch noch um.
Vor der Partie hatten die Trainer beider Mannschaften mit Personalsorgen zu kämpfen. So stellte sich die Innenverteidigung des Kleeblatts an diesem Freitagabend beinahe von selbst auf: König und Bjarnason fehlten verletzt, Ziereis musste wegen einer Gelbsperre passen. Für ihn rückte Itter an die Seite von Dietz und Münz - der einzige personelle Wechsel beim Kleeblatt im Vergleich zum 1:2 in Paderborn. Bei den personell schwer gebeutelten Preußen standen mit Jaeckel und Meyerhöfer zwei Ex-Fürther im Kader, letztgenannter saß zunächst auf der Bank.
Intensive Anfangsphase - Abrangao vergibt früh
Vom Anstoß weg entwickelte sich eine intensive Partie. Beide Mannschaften versuchten, durch hohes Pressing den Spielaufbau des Gegners früh zu stören. Dem Kleeblatt bot sich die große Chance zur Führung bereits in der 4. Spielminute: Nach einem schnellen Umschaltmoment ergab sich eine Überzahlsituation in der Hälfte der Münsteraner, am Ende schoss der aufgerückte Abrangao neben das Tor - da war deutlich mehr drin. Die Fürther blieben dran, suchten in der Anfangsphase über direktes Spiel in die Spitze immer wieder den Weg vors Tor der Münsteraner, kamen zunächst aber zu keinen klaren Gelegenheiten mehr.
Die Gäste brauchten etwas, um in die Partie zu kommen. Nach elf Minuten verbuchte Lokotsch per Kopf eine erste Torannäherung, Prüfrock packte sicher zu. Eine Minute später leistete sich Itter einen katastrophalen Fehlpass: Der Fürther Verteidiger spielte den Ball direkt vor die Füße von Preißinger, der von der Strafraumgrenze abschloss, aber verzog. In der Folge ging es hin und her, beide Teams überbrückten zügig das Mittelfeld und suchten den Weg ins letzte Drittel, kamen aber zu keinen klaren Torgelegenheiten.
Futkeu lässt den Ronhof jubeln - doch dann meldet sich der VAR
Nach der hektischen Anfangsphase war die Partie nicht mehr ganz so temporeich, wurde aber ruppiger. Besonders die Münsteraner brachen den Spielfluss immer wieder mit Foulspielen, aus den daraus resultierenden Freistößen konnte das Kleeblatt aber kein Kapital schlagen. Nach 28 Minuten ging es dann doch ganz schnell: Futkeu erlief am Mittelkreis einen Fehlpass und leitete den Angriff ein. Hrgota bediente Klaus, der flach in die Mitte passte - dort drückte der eingelaufene Futkeu den Ball zum 1:0 in die Maschen. Doch der Jubel im Ronhof verflachte schnell: Der VAR schaltete sich ein - Futkeu war mit der Fußspitze im Abseits gestanden, der Treffer wurde aberkannt.
Das Kleeblatt blieb aber auch danach das engagiertere Team und war vor allem in den Zweikämpfen präsent. Immer wieder verzeichneten die Fürther hohe Ballgewinne, ließen im Kombinationsspiel aber immer wieder die nötige Präzision vermissen. Exemplarisch die 41. Minute: Hrgota eroberte den Ball auf dem Flügel und bediente Futkeu zentral. Dessen Ablage auf den mitgelaufenen Abrangao geriet aber zu kurz - Chance vertan. Bis zur Pause ergaben sich für das Kleeblatt noch weitere vielversprechende Ansätze, doch der viel zitierte letzte Pass kam zu oft nicht an. So blieb es zur Pause beim 0:0 - die Spielvereinigung betrieb einen hohen Aufwand, konnte sich bislang aber noch nicht dafür belohnen.
Greens Freistoß nur minimal zu hoch
In den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel ergriffen zunächst die Gäste die Initiative, wurden dabei aber nicht gefährlich. Das Kleeblatt wurde erst nach 52 Minuten wieder auffällig: Klaus holte rund 25 Meter zentral vor dem Tor einen Freistoß gegen Kirkeskov heraus. Green nahm sich der Sache an - und ließ den Ronhof aufraunen, sein Versuch strich nur knapp über die Querlatte. Kurz darauf ergab sich die bis dato größte Chance für die Preußen: Einen langen Einwurf verlängerte Lokotsch auf Makridis, der den Ball am zweiten Pfosten jedoch nicht aufs Tor brachte - Reich konnte die Situation entschärfen (57.).
Nach einer knappen Stunde machte sich Ex-Fürther Jaeckel mit einem Ellenbogencheck gegen Klaus unbeliebt im Ronhof, doch das Schiedsrichtergespann übersah das Foulspiel. Hendrix feuerte nach 62 Minuten einen Distanzschuss ab, Prüfrock parierte den Flatterball. Zwei Minuten später gelang dem Kleeblatt einmal mehr ein hoher Ballgewinn in der Hälfte der Münsteraner, Greens Versuch aus der Distanz wurde aber zur Ecke abgewehrt. Nach dem folgenden Standard reklamierten die Fürther auf Elfmeter, Abrangao bekam im Sechzehner einen klaren Stoß. Das Schiedsrichtergespann hatte minimal zuvor jedoch ein Offensivfoul wahrgenommen und entschied auf Freistoß für die Gäste, auch der Kölner Keller meldete keine Bedenken an.
Prüfrock verhindert den Rückstand
Das Kleeblatt blieb im Anschluss bemüht, hatte aber nach wie vor Probleme, klare Chancen zu kreieren. Bei den vielen Standards blieben die Fürther weiter zu ungefährlich. Den nächsten nennenswerten Abschluss verbuchte Klaus nach 79 Minuten, seinen Flachschuss aus der zweiten Reihe lenkte Schenk um den Pfosten, den fälligen Eckball verwehrte Schiedsrichter Timo Gansloweit der Spielvereinigung aber. Für die Schlussoffensive tauschte Thomas Kleine zweimal, brachte Kleine Sillah und Keller für Futkeu und Hrgota (80.).
Druck entfachten nun aber noch einmal die Gäste: In der 84. Minute konterte Preußen Münster gefährlich, am Ende klärte Dietz nach Hereingabe von Batista Meier in höchster Not. Wenig später bereinigte Prüfrock eine weite Flanke in den Fünfmeterraum. Sekunden später stand der Fürther Schlussmann erneut im Fokus, als er einen Volley-Knaller von Hendrix reaktionsstark an den Pfosten lenkte - Aufatmen im Ronhof (87.).
Keller knapp im Abseits - Dehms Volley ins Glück
Zwei Zeigerumdrehungen später ging die emotionale Achterbahnfahrt weiter: In der 89. Minute jubelten die Fürther Fans zum zweiten Mal an diesem Abend, doch abermals vergeblich: Nach einer Co-Produktion der Joker Sillah und Keller tauchte der Schweizer links im Sechzehner auf und schloss eiskalt ins kurze Eck ab - doch abermals verhinderte eine Abseitsstellung die ersehnte Führung fürs Kleeblatt.
In der fünfminütigen Nachspielzeit warfen die Fürther noch einmal alles nach vorne, doch die Preußen verteidigten konzentriert und hielten den Angriffsbemühungen der Hausherren stand. Doch eine Pointe hielt die Partie noch bereit - und was für eine: Nach einem Einwurf klärten die Münsteraner zu kurz, Dehm nach dem Ball vor dem Strafraum Volley - und hämmerte ihn zur späten Führung unter die Latte (90.+5). Artistisch bejubelte der Außenverteidiger seinen traumhaften Treffer.
In den letzten Sekunden der Partie ließ das Kleeblatt nichts mehr anbrennen und feierte einen eminent wichtigen Sieg im Abstiegskampf. Nach der Länderspielpause reist die Spielvereinigung zum Top-Spiel des 13. Spieltages nach Darmstadt.
