
Ein Schuss, ein Tor: Der klassische Jubelruf, den man insbesondere vom FC Bayern kennt, spricht für Effizienz. Wenn man ihn negativ auslegen will aber auch für wenige Torchancen. Beides trifft auf den 1. FC Nürnberg, der mit der gleichen Startelf wie in der Vorwoche antrat, im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig zu.
In der Anfangsphase spielt sich die Partie überwiegend im Mittelfeld ab. Beide Teams versuchen, erstmal ins Spiel zu finden. Dies gelingt den Gästen deutlich besser: Zwar wird auch die Elf von Cheftrainer Heiner Backhaus selten wirklich gefährlich, verlagert aber das Spiel zunehmend in die fränkische Hälfte. In der elften Minute wird es erstmals gefährlich: Tim Drexler lässt sich an der Grundlinie zu leicht von Leon Bell Bell abkochen, den anschließenden Querpass des Braunschweiger Schienenspielers klärt Berkay Yilmaz im Fünfmeterraum vor dem einschussbereiten Christian Joe Conteh.
Wenig später zappelt der Ball dann tatsächlich im Nürnberger Netz: Nach einem Eckball befördert ein Braunschweiger das Leder per starkem Kopfball ins lange Eck. Weil Torhüter Jan Reichert dabei aber zu Boden geschubst wurde, entscheidet der Schiedsrichter unverzüglich und richtig auf Offensivfoul (15. Minute).
Gnadenlos effizient
Bis zur 19. Minute müssen sich die Fans des 1. FC Nürnberg gedulden, um den ersten Torschuss ihres Herzensvereins zu sehen – dürfen dann aber direkt einen Treffer bejubeln: Yilmaz leitet eine Flanke von Artem Stepanov, der am rechten Flügel viel Platz hat, mit der Brust auf Julian Justvan weiter, allerdings gerät das Zuspiel etwas zu weit. Der Nürnberger Kreativspieler entscheidet sich clever gegen einen Abschluss, sondern flankt von halblinks im Strafraum vor das Tor. Dort nimmt Mohamed Ali Zoma den Ball direkt und trifft gleichermaßen kompromisslos und wuchtig ins Netz (19.).
Der Treffer ändert aber nicht die Statik der Partie, weiterhin haben die Gäste mehr vom Spiel – aber die Tore erzielt nur der Club: Yilmaz, einer der auffälligsten Spieler im ersten Durchgang, erobert per Grätsche den Ball und schickt Zoma am linken Flügel auf die Reise. Der spielt einmal quer durch den Strafraum, Justvan – erneut mit einer smarten Entscheidung – lässt den Ball passieren, sodass Finn Ole Becker mit einem präzisen Flachschuss die Führung ausbauen kann (33.).
Gnadenlos effizient und defensiv stabil präsentiert sich der 1. FC Nürnberg, dennoch täuscht das Zwischenergebnis über die gebotenen Auftritte beider Teams in der ersten Hälfte hinweg. Die Braunschweiger, die bis dato dominieren, aber zu wenigen Chancen kommen, belohnen sich kurz vor der Pause für ihre Mühen mit dem Anschlusstreffer: Kevin Ehlers bugsiert eine Freistoßflanke aus neun Metern ins Tor (37.). Mit einem 2:1-Vorsprung für die Hausherren geht es damit zum Pausentee.
Extrem passiv nach der Pause
Beide Teams starteten unverändert in den zweiten Durchgang – sowohl personell als auch spielerisch. Weiterhin agiert Braunschweig viel im Vorwärtsgang, ohne aber allzu gefährlich zu werden – auch weil etwa Stürmer Levente Szabo Abschlussqualität vermissen lässt. Der Club bekommt seinerseits wenig auf die Kette, präsentiert sich in dieser Phase sehr passiv und fehleranfällig. Dass Nürnberg weiterhin 2:1 führt, ist zu diesem Zeitpunkt mehr dem Braunschweiger Unvermögen und der Harmlosigkeit der Gäste als der Leistung der Gastgeber zu verdanken.
So setzen die Löwen im Laufe der zweiten Hälfte drei Abschlüsse mehr in Richtung Seitenaus als aufs Tor, kommen trotz viel Ballbesitz zu wenigen Chancen und wenn sie einmal vor der Kiste sind, machen sie sich die Möglichkeit durch mangelhafte Abschlussqualität selbst zunichte. Der Club präsentiert sich derweil durchweg im Verwaltungsmodus.
Keine Chancen
Womöglich in der Hoffnung, frischen Wind und neue Energie auf den Platz zu bringen, entscheidet sich Miroslav Klose nach gut einer Stunde für einen Dreifachwechsel. Semir Telalovic, Pape Demba Diop und Tim Janisch ersetzen Artem Stepanov, Rafael Lubach und Tim Drexler (67.). Keine Nürnberger Torchance - oder anders formuliert: zehn Minuten - später der erneute Wechsel: Torschütze und Vorlagengeber Zoma hat Feierabend, dafür soll Kapitän Robin Knoche dabei helfen, den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Weitere fünf Minuten später bringt Klose Sturmtank Adriano Grimaldi für Justvan. Die Tatsache, dass alle FCN-Wechsel an dieser Stelle direkt hintereinander erwähnt werden, ohne Zwischenbemerkungen zu Offensivavancen, spricht für sich. Abgesehen von einer Ecke und einem Kopfball von Tim Drexler tritt der Club nach Wiederanpfiff nicht vor dem Gästetor in Erscheinung.
Kritisch wird es nochmal in der Nachspielzeit: Jan Reichert fängt eine Freistoßflanke von der linken Seite ab, kollidiert dabei aber mit Kevin Ehlers. Schmerzhaft für beide. Wichtig für Reichert und den Club. Bitter für Ehlers, der für sein riskantes Einsteigen die Gelb-Rote Karte sieht (90.+4).
Letztendlich bringt der Club die 2:1-Führung über die Zeit. Wohlwollend könnte man sagen, der Club macht aus wenig ganz, ganz viel. Aber der Club macht auch schlichtweg: wenig. Das reicht gegen die ebenfalls kriselnden Braunschweiger, dürfte aber in dieser Liga seltenst genügen.
