
Die Stadt Nürnberg plant gemeinsam mit dem Verlag Nürnberger Presse in der ehemaligen NS-Parteizentrale am Willy-Brandt-Platz in Nürnberg einen Lernort einzurichten. Wie die Stadt in einer Pressemitteilung informierte, beauftragte der Stadtrat am Mittwoch die Verwaltung die erforderlichen Projektschritte weiterzuverfolgen und einen möglichen Kostenrahmen zu ermitteln.
Konkret betreffen die Pläne die Marienstraße 11: Das Gebäude war einst Parteizentrale des „Gauleiters von Franken“ und Herausgebers des antisemitischen Hetzblatts „Der Stürmer“, Julius Streicher. Seit der Nachkriegszeit fungierte es als Hauptsitz des Verlag Nürnberger Presse, der im Frühjahr 2025 neue Räumlichkeiten bezogen hat. Mit dieser Historie steht das Gebäude für die wechselvolle Geschichte der Stadt und deren demokratische Entwicklung.
Oberbürgermeister Marcus König betonte die erinnerungskulturelle Bedeutung: Oberbürgermeister Marcus König: „Die Stadt Nürnberg trägt eine besondere Verantwortung, die Geschichte und Lehren aus der NS-Zeit sichtbar und lebendig zu halten. Das ehemalige ‚Gauhaus‘ verbindet die dunkle Vergangenheit mit dem Hoffnungszeichen einer freien Presse, die für unsere Demokratie unverzichtbar ist.“
Künftig soll die Marienstraße 11 als Ausgangspunkt für ein pädagogisches und politisches Bildungsangebot: Menschen aller Altersgruppen sollen sich vor Ort mit Themen wie Pressefreiheit, Medienkompetenz und Demokratiebildung befassen und beispielsweise Fake News und Hate Speech kritisch reflektieren können.
„Ergänzung des vielfältigen Bildungsangebots“ in Nürnberg
Das Projekt soll in Kooperation mit bestehenden Einrichtungen wie dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände oder dem Memorium Nürnberger Prozesse umgesetzt werden. Insgesamt soll ein breitgefächertes Programm entstehen. Auch Partnerschaften mit Wissenschaftseinrichtungen und politischen Bildungswerken sind möglich.
Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner erhofft sich dadurch eine „bedeutende Ergänzung des vielfältigen Bildungsangebots zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in Nürnberg“ und erklärt: „Indem die Geschichte des Hauses mit den Herausforderungen der heutigen Medienwelt verbunden wird, wird ein reflektierter Umgang mit Informationen gefördert, der die demokratische Streitkultur stärkt und somit nachhaltig den gesellschaftlichen Zusammenhalt befördert.“