
Rund 84 Prozent sprachen sich für die Abschaffung der Zeitumstellung aus, als die EU-Kommission 2018 eine Online-Befragung zu dem Thema durchführte. Über 4,6 Millionen Menschen nahmen teil - ein Rekord. Die Kommission reagierte prompt und schlug vor, die halbjährliche Umstellung ab 2021 zu beenden. Das EU-Parlament stimmte 2019 zu. Danach passierte aber bis heute nichts, und das hat einen Grund.
Damit eine EU-weite Regelung in Kraft tritt, müssen sich auch die Mitgliedstaaten im Rat der EU einigen. Und genau hier hakt es, denn die Länder sind sich uneins: Einige wollen dauerhaft Sommerzeit, andere bevorzugen die Normalzeit (umgangssprachlich auch Winterzeit genannt). Wieder andere möchten gar nichts ändern. Eine einheitliche Lösung ist bisher nicht in Sicht.
Die Entscheidung, welche Zeit dauerhaft gelten soll, ist allerdings tatsächlich nicht unkompliziert, denn sie betrifft nicht nur den Biorhythmus der Menschen, sondern auch Wirtschaft, Verkehr und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Wenn jedes Land seine eigene Regelung trifft, droht ein Flickenteppich an Zeitzonen - mit potenziell chaotischen Folgen für Bahnfahrpläne, Flugverbindungen und Geschäftszeiten.
Prioritäten - so wichtig
Besonders Deutschland hatte sich stark für die Abschaffung gemacht, was nicht zuletzt daran liegt, dass zwei Drittel der Stimmen bei der Online-Befragung aus der Bundesrepublik kamen. Andere Länder empfinden das Thema jedoch als weniger dringlich - und so verschwand es nach dem Parlamentsbeschluss 2019 langsam von der politischen Agenda.
Seitdem ist viel passiert: Brexit, Pandemie, Energiekrise, Ukrainekrieg. Die Zeitumstellung rutschte da immer weiter nach unten auf der Prioritätenliste. Auch unter wechselnden EU-Ratspräsidentschaften wurde das Thema zwar gelegentlich erwähnt, aber nie ernsthaft vorangetrieben.
Und jetzt? Bleibt alles, wie es ist - zumindest vorerst. Solange sich die Mitgliedstaaten nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können, wird weiter zweimal im Jahr an der Uhr gedreht. Das nächste Mal am kommenden Sonntag. Wie immer.
