
Was als Herzensprojekt mit großen Träumen begann, steht nun auf der Kippe: Das Meadow-Festival, liebevoll von Fans auch als „Klein-Wacken von Süddeutschland“ bezeichnet, steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten. Die Veranstalter mussten Insolvenz anmelden und kämpfen jetzt mit aller Kraft um die Zukunft ihres Festivals.
2024 fand das Meadow-Festival, ein Festival für Metal-Fans, erstmals statt. Doch bereits bei der zweiten Veranstaltung 2025 kam es zu Problemen, eine Realisierung des Festivals im Sommer 2026 ist aktuell fraglich.
Ben Ambrosius, einer der Organisatoren, spricht im Gespräch mit unserer Redaktion offen über die Lage: „Der aktuelle Stand ist, dass wir immer noch nach Investoren suchen und wir warten gerade auf die nächste Stadtratssitzung von Feuchtwangen.“ Es sei notwendig, dass das Thema öffentlich diskutiert werde, denn: „Wir reden hier von circa 70.000 Euro, die uns einfach fehlen, und die wir brauchen, um das Festival weiter zu etablieren“.
Eigentlich wollte die Stadt Feuchtwangen das Festival laut Ambrosius finanziell unterstützen. Doch ein Problem sei die Kommunikation mit der Stadt. Die Veranstalter beantragten 80.000 Euro Zuschuss für das Festival 2025, erhielten jedoch ihrer Aussage nach nur 25.000 Euro. „Wenn ich das damals gewusst hätte, wie sich das entwickelt, hätte ich schon da gesagt: Ich kann 2025 nicht veranstalten“.
Auf Nachfrage unserer Redaktion bei der Stadt Feuchtwangen erklärt Bürgermeister Patrick Ruh (CSU): „Die Stadt hat alle zugesagten Zuschüsse ausbezahlt.“ Dies ließen sich in protokollierten Beschlüsse nachvollziehen. Weiter betont Ruh: „Der Zuschuss für das kommende Jahr 2026 ist auf Wunsch bereits vorab im Februar 2025 überwiesen worden. Die Stadt Feuchtwangen hat das Festival finanziell und technisch somit bislang mit etwa 80.000 Euro unterstützt“. Zur technischen Unterstützung gehören insbesondere Leitungsverlegungen.
Auch nach erneuter Nachfrage bei Organisator Ben Ambrosius bleibt er dabei, lediglich die bereits erwähnten 25.000 Euro für das Jahr 2025 von der Stadt bekommen zu haben, auch er habe dies schriftlich.
Die Insolvenz: Notbremse statt Kapitulation
Die Veranstalter mussten nun zuletzt Insolvenz anmelden, eine Entscheidung, die nicht leichtfertig getroffen wurde. „Wir haben Insolvenz angemeldet, weil man sonst irgendwann mit seinem Privatvermögen haftet und das wollten wir logischerweise vermeiden“. Mit drei Kindern und einem eigenen Haus sei das finanzielle Risiko einfach zu groß geworden.
Das bedeutet jedoch auch, dass die Veranstalter aktuell keine Entscheidungen treffen können. Zwar sind für 2026 schon erste Tickets verkauft und die Verträge der Bands sind ebenfalls schon unterschrieben, „das Problem an der ganzen Sache ist nur, damit du eine Band veröffentlichen darfst, musst du 25 Prozent der Anzahlung für diese Band machen. Die wiederum können wir aktuell nicht leisten, weil ja wir Rechnungen aus 2025 noch zu begleichen haben“, erklärt Ben Ambrosius im Gespräch mit unserer Redaktion.
In nächster Zeit darf nur der Insolvenzverwalter Entscheidungen treffen, es sei denn, es findet sich doch noch ein Sponsor oder Mitveranstalter. Zuletzt gab es jedoch erst wieder eine Absage.
Festival-Start bereits holprig
Schon der Start des Meadow-Festivals lief nicht wie erwartet. Die Besucherzahlen stiegen zwar von etwa 1.100 im Jahr 2024 auf rund 2.000 im Jahr 2025, jedoch waren es insgesamt deutlich weniger als die erhofften 4.000 Besucher. Die Resonanz war immerhin durchweg positiv, sogar bekannte Metal-Bands wie die „Emil Bulls“ unterstützten das Projekt leidenschaftlich, doch auch das half nicht gegen die Realität der Zahlen.
„Wir haben uns einfach bei vielen Dingen verschätzt“, gibt Ambrosius zu. „Zum Beispiel die GEMA. Ich bin fast vom Glauben abgefallen, als ich die erste Rechnung bekommen habe.“ Auch die Kosten für die Diesel-Generatoren „haben wir völlig falsch eingeschätzt“. Diese waren am Ende um das Zehnfache höher als geplant.
Dazu kamen unerwartete Ausgaben durch einen Sturm während des Aufbaus in diesem Jahr, beschädigte Bauzäune, neue Stromleitungen, befestigte Wege. „Das ist eigentlich so eine Verkettung aus Kleinigkeiten, die dazu geführt haben, dass die Kosten natürlich in die Höhe geschossen sind“, erklärt Ben Ambrosius unserer Redaktion.
Die Stadt stellt Forderungen
Um die weitere Unterstützung der Stadt Feuchtwangen zu bekommen, sieht der Stadtrat laut dem Beschluss vom 20. August zwei Dinge als notwendig an: „Einen Ausbau der kaufmännischen Seite, beispielsweise mit einem Steuerberater und den Einstieg eines weiteren Gesellschafters oder Investors“, so Patrick Ruh gegenüber unserer Redaktion.
Grundsätzlich haben die Organisatoren des Festivals nichts gegen die Forderungen. Doch die Erwartungen der Stadt seien nicht realistisch, findet Ben Ambrosius: „Welcher Investor investiert in eine Firma 100.000 Euro, die in der Insolvenz ist?“. Falls sich doch ein Gesellschafter oder Investor angesprochen fühlt, solle sich dieser bitte bei den Organisatoren melden.
Eine denkbare Notfall-Lösung, um Zeit und Geld zu gewinnen wäre laut Ambrosius, das Festival ein Jahr aussetzen zu lassen und für 2027 mit mehr Budget neu starten zu können. Das Worst-Case-Szenario wäre, dass das Festival nicht mehr stattfindet.
Dass es trotz allem weitergehen könnte, daran glaubt Ambrosius jedoch noch immer: „Das Festival ist geil, das Potenzial ist riesig. Wir wollen einfach, dass die Jugend hier auch mal was anderes erleben kann“. Er spricht weiter: „Wir sind für alles offen – Beteiligungen, Sponsoring, neue Gesellschafter. Es geht nicht um uns, sondern darum, dieses Festival für die Region zu erhalten“.

