Memmingen/Ansbach - Ein Spiel der Regionalliga Bayern zwischen dem FC Memmingen und der SpVgg Ansbach sorgt auch Tage später für Schlagzeilen - nicht wegen sportlicher Aspekte, sondern einer rassistischen Beleidigung, die im Raum steht.

Die Partie am vergangenen Freitag hätte allein aufgrund ihres Unterhaltungswerts die übliche Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung bekommen. So sahen die Ansbacher bei ihrem Gastauftritt in Schwaben dank einer 2:0-Führung eigentlich wie der sichere Sieger aus - doch Gastgeber Memmingen glich mit Toren in der 87. und 90. Minute noch zu einem Remis aus. Damit wäre die Geschichte des Spiels schnell erzählt gewesen - auf zum nächsten Spieltag.

Doch ein rassistischer Vorfall, den die SpVgg Ansbach im Anschluss bekannt machte, wird jetzt ein Nachspiel haben. So soll ein Spieler der Gästemannschaft in den Schlussminuten mehrmals von der Tribüne aus von einem Zuschauer verbal beleidigt worden sein.

SpVgg Ansbach reagiert mit öffentlicher Stellungnahme

In einer öffentlichen Stellungnahme schreiben die Ansbacher: „Ein Zuschauer auf der Tribüne hat einen unserer Spieler wiederholt mit Affenlauten beleidigt – ein inakzeptables und zutiefst beschämendes Verhalten. Rassismus hat in unserer Gesellschaft, im Fußball und insbesondere bei der SpVgg Ansbach absolut keinen Platz. Wir stehen als Verein für Respekt, Vielfalt und Zusammenhalt – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Geschlecht.“ Der betroffene Spieler habe „unsere volle Unterstützung und wir stehen geschlossen hinter ihm“. Es handelt sich dem Vernehmen nach um den äthiopischen Stürmer Noah Zerihun Gebre.

Vor einigen Tagen hat sich auch der Fußballclub Memmingen, aus dessen Anhängerkreis der Beschuldigte stammt, gemeldet: „Wir schließen uns der Stellungnahme der SpVgg Ansbach in vollem Umfang an, bedauern und verurteilen den Vorfall auf das Schärfste. Rassismus hat in Memmingen und in unserem Verein keinen Platz und wir werden tun, was in unseren Möglichkeiten steht, den Schuldigen zu ermitteln sowie um künftig derlei dummes und nicht akzeptables Verhalten zu verhindern“, erklärt der Vorsitzende Andreas Minkenberg.

Rassismus kann zu Spielabbruch führen

Rassismus im Fußball kann zu einem Spielabbruch führen, der Drei-Stufen-Plan der UEFA legt fest, dass Schiedsrichter nach einem Vorfall das Spiel unterbrechen und eine Lautsprecherdurchsage anordnen kann. Die Zuschauer werden über den Grund informiert und aufgefordert, ihr Fehlverhalten zu beenden. Geschieht dies nach Wiederaufnahme des Spiels nicht, unterbricht der Referee die Partie und schickt die Teams in die Kabinen. Sollten die rassistischen Anfeindungen dennoch weitergehen, bricht der Referee das Spiel endgültig ab.

Warum ist in diesem Fall nichts davon geschehen? Der FC Memmingen und das Schiedsrichter-Gespann waren laut Mitteilung erst am Spielende über den Vorfall informiert worden. Weder Schiedsrichter, Beobachter, der BFV-Spiel- und Medienbeauftragte noch FCM-Offizielle und Ordnungspersonal hätten die Beleidigungen durch den Zuschauer wahrgenommen, heißt es darin weiter.

Schiedsrichter Lothar Ostheimer hat den Vorfall nach Hinweis der Ansbacher im Spielbericht vermerkt. „Die SpVgg Ansbach verurteilt den rassistischen Vorfall beim Spiel gegen den FC Memmingen am vergangenen Wochenende auf das Schärfste. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Schritte einleiten, um diesen Vorfall aufzuklären und Konsequenzen für den Täter herbeizuführen“, heißt es von Seiten des Vereins weiter. Über den beteiligten Zuschauer ist bislang wenig bekannt, ein Gästeanhänger soll ein Foto vom mutmaßlich Schuldigen gemacht haben. Der Mann sei jedoch namentlich nicht bekannt und konnte bislang nicht ermittelt werden. Die Anzeige, die ein Mitglied der SpVgg Ansbach bei der Polizei gestellt hat, richtet sich somit zunächst „gegen Unbekannt“.

Die Memminger beenden ihr Statement mit einem Appell zu mehr Zivilcourage: „In einer solchen Situation, die sich hoffentlich nicht wiederholt, wünscht sich der FCM auch Zivilcourage der anderen Anwesenden, um solche unakzeptablen Beleidigungen zu unterbinden und sofort den Verantwortlichen im Stadion zu melden.“ Man hoffe auf ein weiterhin gutes und freundschaftliches Verhältnis zur SpVgg Ansbach und freue sich auf das nächste Treffen, ergänzen die Allgäuer.

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