München - Einst war er ein gefeierter Fußballstar. Jetzt kehrt ein Weltmeister von 2014 nach einer Reihe von Skandalen als Hospitant zum FC Bayern zurück. In der Vergangenheit scheiterte ein Comeback am Fan-Protest - und diesmal?

Auf dem Fußballplatz hat er alles erreicht: Neunmal deutscher Meister, zweimal Champions-League-Sieger, fünfmal DFB-Pokal-Sieger, allesamt mit dem FC Bayern München – und 2014 der Weltmeistertitel mit der Nationalmannschaft. Sportlich gehört Jérôme Boateng zu den größten Namen der 2010er-Jahre im deutschen Fußball. Abseits des Rasens bröckelte das Image des Vorzeige-Innenverteidigers hingegen heftig: Boateng wurde gegenüber seinen Partnerinnen gewalttätig, das ist gerichtlich belegt. Auch deshalb könnte das geplante neuerliche Engagement des 37-Jährigen beim FC Bayern München nun für Empörung sorgen – nicht nur unter Fans des Vereins.

Seine aktive Karriere hat Boateng kürzlich offiziell beendet, zuletzt stand er für den LASK in der österreichischen Bundesliga auf dem Platz. Nun verkündet der Ex-Profi in einem Interview mit der Bild sein Comeback zum FC Bayern – diesmal als Hospitant von Trainer Vincent Kompany.

Gewalt gegen Frauen - physisch und psychisch

Ende der 2010er-Jahre wurden heftige Vorwürfe gegen Boateng laut, die sich in anschließenden Verfahren vor dem Münchner Landesgericht zumindest in Teilen bestätigten: Seine Ex-Partnerin, mit der Boateng auch Kinder hat, hat der Fußballer in einem gemeinsamen Karibik-Urlaub 2018 geschlagen, verletzt und beleidigt. Letztlich wurde der gebürtige Berliner der Körperverletzung schuldig gesprochen und zunächst zu einer Geldstrafe von 1,8 Millionen Euro verurteilt. Über das Revisionsverfahren wurde die Summe dann auf 200.000 Euro reduziert – auf Bewährung.

Auch seine spätere Partnerin Kasia Lenhardt hatte ähnliche Vorwürfe körperlicher Gewalt gegen Boateng erhoben, die jedoch nicht gerichtlich verhandelt wurden. Kurz nach einem Interview, in dem Boateng seiner Ex-Partnerin schwere Vorwürfe machte, nahm sich die damals 25-Jährige im Februar 2021 das Leben.

Sportliches Comeback nach Protesten gescheitert.

Boateng war bis 2021 als Profi für den FC Bayern tätig. Als im Jahr 2023 eine erneute Rückkehr als Spieler diskutiert wurde, war die Empörung aufgrund der genannten Vorfälle entsprechend groß. Unter anderem zeigten die Fans bei einem Heimspiel gegen den SC Freiburg Transparente mit Aufschriften wie „Misogyne Gewalt ist keine Privatsache“ oder „Kein Platz für Charakterschweine im Verein – weder auf dem Feld noch im Vorstand!“


Hinweis der Redaktion

Gewalt an Frauen geschieht meist im Verborgenen und hat viele Gesichter. Psychische, physische oder sexuelle Gewalt kann jede Frau betreffen. Stalking, Schläge oder Missbrauch sind oft nur ein Teil davon. Wenn auch Sie das Gefühl haben betroffen zu sein, können Sie die kostenlose Nummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ wählen. Unter der 08000/116016 haben Sie die Möglichkeit, rund um die Uhr anonym und vertraulich Kontakt zu Beraterinnen aufzunehmen. Die Beratung kann auch über einen Online-Chat oder per E-Mail erfolgen. Das Frauenhaus in Nürnberg erreichen Sie ebenfalls 24 Stunden am Tag unter der 0911/333915, das Frauenhaus in Fürth rund um die Uhr unter 0911/729008. Von Gewalt betroffene Männer können sich beim „Hilfetelefon Gewalt an Männern“ unter der 0800/1239900 ebenfalls Unterstützung suchen.

Deshalb sah der FC Bayern letztlich von einem weiteren Engagement Boatengs als Aktiver ab. Nun folgt dennoch also die Rückkehr als Passiver, Karriereziel: Profitrainer. „Den Lehrgang und die Prüfung zur B-Lizenz habe ich erfolgreich absolviert. Bis Januar möchte ich jetzt einige Hospitanzen absolvieren“, zitiert Bild den Ex-Profi. Wie die Anstellung Boatengs beim FC Bayern von der aktiven Fanszene wahrgenommen wird, dürfte sich spätestens am Samstagabend zeigen: Dann spielen die Münchner im Topspiel der Bundesliga zuhause gegen den BVB.

Anmerkung der Redaktion: Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen und Suizidversuche, außer sie erfahren durch die gegebenen Umstände besondere Aufmerksamkeit. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie 24 Stunden am Tag Hilfe und Beratung.