
Das neue Ladenschlussgesetz hat in der Vergangenheit immer wieder für politische Diskussionen gesorgt. Besonders die CSU-Fraktion hält am Sonntagsschutz und an der Ladenschlusszeit um 20 Uhr fest. Dennoch konnte sich im Sommer dieses Jahres auf manche Änderungen geeinigt werden. Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband „Dehoga Bayern“ pocht jetzt auf eine Umsetzung der neuen Regelungen in Nürnberg.
Das hat sich verändert
Das neue bayerische Ladenschlussgesetz trat am 1. August 2025 in Kraft und löste damit das seit 1956 geltende Gesetz des Bundes ab. Kommunen dürfen jetzt auch ohne Anlass bis zu acht verkaufsoffene Nächte, an denen die Besucher bis 24 Uhr einkaufen können, pro Jahr veranstalten. Jedes Geschäft darf zusätzlich an bis zu vier Werktagen im Jahr länger als 20 Uhr geöffnet haben. Im Gegensatz zu den verkaufsoffenen Nächten gibt es bei den verkaufsoffenen Sonntagen keine Erhöhung der Tage - es bleibt bei maximal vier pro Jahr.
Die Dehoga drängt auf Umsetzung
Die neuen Regelungen sind jedoch zwecklos, wenn sie nicht auf kommunaler Ebene umgesetzt werden. In einer Pressemitteilung drängt Thomas Förster, 1. Vizepräsident von Dehoga Bayerns die Stadt Nürnberg dazu, nun Maßnahmen zu ergreifen. „Das neue Gesetz ist ein wichtiger Schritt, um unsere Innenstädte lebendig zu halten und den lokalen Betrieben Perspektive zu geben“, erklärt Förster.
Lange Einkaufsnächte und verkaufsoffene Sonntage würden eine Wechselwirkung zwischen Handel, Gastronomie und Kultur schaffen. Und genau das mache Innenstädte attraktiv und wirtschaftlich stark, so der Vizepräsident weiter. Förster sieht in den neuen Sonderöffnungzeiten Chancen für die Stadt neue Kunden zu erreichen, zusätzlichen Umsatz zu verzeichnen und Arbeitsplätze zu sichern. Deutlich fügt er hinzu: „Die Stadt Nürnberg sollte diese neuen Spielräume zügig in eine kommunale Satzung überführen, um sich auch für die Zukunft attraktiv aufzustellen.“ Ohne die Umsetzung der neuen Regelungen könnte Nürnberg im Vergleich zu anderen bayerischen Städten an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Das sind die Pläne der Stadt
Auch der Stadt Nürnberg ist bewusst, dass sie die Möglichkeiten des neuen Gesetzes ergreifen muss. Andrea Heilmaier, Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin der Stadt Nürnberg, berichtet, dass der Stadtrat am 22. Oktober eine Lösung finden wolle. In dieser Ratssitzung wird über einen Entwurf abgestimmt, der zwei verkaufsoffene Sonntage und vier lange Einkaufsnächte vorsieht. Auf die Frage, weshalb die Stadt nur die Hälfte der im neuen Ladenschlussgesetz vorgesehenen Möglichkeiten ausschöpft, antwortet Heilmeier, dass der Vorschlag ausgewogen sein solle und man alle Beteiligten berücksichtigen müsse. „Der Handel wünscht sich mehr Einkaufstage, während sich die Kirche, sowie die Gewerkschaften gegen die verkaufsoffenen Sonntage aussprechen.“ Diese Belange müssen in Einklang gebracht und ein Kompromiss gefunden werden.
Verkaufsoffene Sonntage kommen gut an
Heilmeier betont, dass die Sonntage, an denen die Geschäfte geöffnet haben, wichtige Events seien, um die Stadt zu beleben. Sie erzählt, dass sich die Innenstädte gewandelt haben und jetzt vermehrt ein Ort für Begegnung sind anstatt für reinen Konsum. Diese Verkaufsevents würden den Rahmen für dieses veränderte Verhalten der Menschen bieten.
Nürnberg öffnet jedes Jahr zweimal seine Geschäfte am Sonntag: einmal im Frühling und einmal im Herbst. Die Stadt führt dabei regelmäßig Frequenzmessungen durch, bei denen eine merkliche Zunahme der Besucher zu verzeichnen ist. Im April bummelten am verkaufsoffenen Sonntag rund 35.100 Menschen durch die Karolinenstraße, während es im September schon etwa 43.500 waren. Noch stärker ist der Anstieg im Vergleich zu den Zahlen von 2023 zu erkennen. Damals besuchten nur rund 28.200 Leute den verkaufsoffenen Sonntag im Herbst. „Durch diese besonderen Einkaufstage kommen Menschen in die Stadt, die sonst nicht gekommen wären. Das belebt die Innenstadt“ merkt Heilmeier an. Dennoch bleibt abzuwarten was bei der Abstimmung am 22. Oktober im Stadtrat konkret beschlossen wird. Die Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin hofft „auf ein gutes Ergebnis im Sinne der Innenstadt.“

