
Willkommen in Nürnberg, Miro! 483 Tage nach seiner Vorstellung als Cheftrainer hat der Weltmeister spätestens jetzt den fränkischen Herz- und Schmerzverein in all seiner Dramatik erlebt: Mehr als einmal stand der 47-Jährige vor dem Aus. Mehr als einmal war er den Tränen nahe. Und mehr als einmal folgte auf Euphorie bittere Ernüchterung. Und auf bittere Ernüchterung wieder Euphorie, und auf Euphorie wieder Ernüchterung und manchmal auch auf Ernüchterung Ernüchterung. Nun ja.
In seinem Ausgang – nicht aber in seinem Wesen – untypisch für den Club war das jüngste Zweitligaspiel: Mit reichlich Drama, unzähligen Wendungen und einem späten 3:2-Sieg bezwang der FCN am Samstag Fortuna Düsseldorf.
„Das war das mental anstrengendste Spiel meiner Trainerkarriere“, bekannte Klose erschöpft – und ergänzte mit einem Lächeln: „Ich brauche bald einen Herzschrittmacher.“ Wenn regelmäßiges Drama ein Risikofaktor für Bradykardie wäre, müssten in Nürnberg und der Region überdurchschnittlich viele Schrittmacher im Einsatz sein – nicht nur beim Trainer.
Zwar fiebern die Fans ebenso mit und leiden oft schon ein halbes oder ganzes Leben lang mit dem Club. Doch für Klose ging es gegen Düsseldorf nicht nur um Punkte, sondern auch um seine berufliche Zukunft – ebenso wie für sein Gegenüber. Entsprechend erschöpft saßen beide Trainer auf der Pressekonferenz nebeneinander: „Das war brutal intensiv. Es war brutal abwechselnd, was die Emotionen angeht“, resümierte Klose das Spiel, das ein Endspiel war. Angesichts des Sieges aber nicht für ihn, sondern für seinen Kollegen. Fortuna Düsseldorf stellte zwei Tage später Daniel Thioune frei und präsentierte Markus Anfang als neuen Chefcoach.
Das Kuriose daran: Hätte der Club das Spiel verloren, hätte eben dieser Markus Anfang auch beim FCN als Trainer vorgestellt werden können – als Klose-Nachfolger. Medienberichten zufolge war der 51-Jährige zumindest ein Kandidat.
Wobei. Angeblich stand der Job des Weltmeisters zu keiner Zeit zur Disposition. Sportvorstand Joti Chatzialexiou sagte nach dem Spiel in der ARD: „Wir hatten intern keine Diskussionen rund um Klose. Das waren Themen, die von extern kamen. Wir sind ruhig geblieben und bleiben es weiterhin.“ Aber: Noch vor der Partie vermied Chatzialexiou ein Bekenntnis: „Was danach ist, kann ich nicht sagen.“
Wie dem auch sei: Miroslav Klose bleibt (vorerst) Trainer des 1. FC Nürnberg – weil ihn seine Mannschaft, wie schon in der Vorsaison beim Derbysieg, wie auch gegen den VfL Bochum kurz vor Zwölf noch einmal gerettet hat. Entsprechend gerührt zeigte sich der 47-Jährige nach Abpfiff in der Merkur Spiel-Arena. „Wenn ich Spieler umarme und wir beide feuchte Augen haben – dann ist das genau das Richtige“, erklärte Klose. Zuvor hatte er unter anderem Torschütze Rafael Lubach innig gedrückt.
Ja, die Mannschaft scheint ihren Trainer zu mögen. Das Umfeld schätzt dessen zurückhaltende, bodenständige Art. Und der Trainer – der liebt den Verein (fast schon). Klose sagte: „Das ist fast schon Liebe. Wenn man die Mannschaft sieht, wenn du siehst, wie emotional das dann mit den Fans nach dem Spiel ist. Das ist richtig geil.“

