Sugenheim/Neumarkt - Zwei Standorte in der Region des Traditionsunternehmens „Staedtler“ stehen vor dem Aus. Ein Schritt, der vermutet wurde und doch plötzlich kam, kritisiert die IG Metall. Sie kündigt Widerstand an.

Als einer der größten Hersteller von Schreib-, Mal- und Zeichenprodukten in Europa hat sich die Nürnberger Firma „Staedtler“ längst auf dem Weltmarkt etabliert. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 2000 Mitarbeitende, davon knapp 1000 in Deutschland.

Seit Monaten kursieren Gerüchte über die Zukunft zweier Standorte – nun steht die Entscheidung fest: Die Werke in Sugenheim und Neumarkt in der Oberpfalz sollen geschlossen werden. Nach Angaben des Unternehmens soll die Maßnahme dazu dienen, die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern und weiteres Wachstum zu ermöglichen. In Sugenheim sind derzeit rund 100 Personen beschäftigt, in Neumarkt etwa 200. Über die geplanten Schließungen informierte die IG Metall Bayern am Freitag.

Staedtler will zwei Standorte schließen: „Werden wir nicht einfach hinnehmen“

Im Zuge einer Neuausrichtung will der „Staedtler“-Vorstand die Produktion künftig am Hauptsitz der Unternehmensgruppe in Nürnberg bündeln. Die Aktivitäten der Werke in Sugenheim und Neumarkt sollen bis Ende 2028 schrittweise integriert werden.

Die IG Metall kündigte umgehend Widerstand gegen die Standortschließungen an. „Wir werden diese Entscheidungen nicht einfach hinnehmen“, betont Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. „Gemeinsam mit den Betriebsräten und Belegschaften werden wir Alternativen erarbeiten und mit dem Unternehmen diskutieren. Unser Ziel ist es, beide Standorte zu erhalten.“

Die IG Metall kritisiert darüber hinaus, dass der Arbeitgeber seiner Pflicht nicht nachgekommen sei, den Wirtschaftsausschuss rechtzeitig und umfassend zu informieren. Eva Wohlfahrt, zweite Bevollmächtigte der IG Metall Westmittelfranken, zeigt sich entsprechend verärgert: „Wenn der Vorstand glaubt, die Belegschaft monatelang im Ungewissen zu lassen, um sie vor vollendete Tatsachen zu stellen, hat er die Rechnung ohne uns gemacht! Wir sind bereit, für die Rechte der Beschäftigten zu kämpfen.“

Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen sollen zeitnah aufgenommen werden. Wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt, sind insgesamt rund 250 Mitarbeitende in Sugenheim und Neumarkt von der Maßnahme betroffen. Allen Beschäftigten sollen jedoch Arbeitsplätze in Nürnberg angeboten werden. Parallel dazu plant die Unternehmensleitung Investitionen in einen neuen Produktionsstandort in Osteuropa. "Dieser Schritt stärkt die Unternehmensgruppe aufgrund besserer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und trägt somit auch zur Sicherung der Arbeitsplätze am Standort Deutschland bei", erklärt das Unternehmen. Insgesamt sollen die geplanten Maßnahmen das Unternehmen, auch das Unternehmen als ein eigenständiges, stärken.

Massive Veränderung der Lebensrealität

„Wir als Betriebsrat sind enttäuscht über die Art und Weise, wie diese Entscheidung getroffen wurde“, sagt Johann Seger, Betriebsratsvorsitzender bei „Staedtler“ Neumarkt. „Die Beschäftigten wurden vor vollendete Tatsachen gestellt – ohne echte Beteiligung oder Prüfung von Alternativen. Das ist kein verantwortungsvoller Umgang mit den Menschen, die über Jahre hinweg zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben.“

Auch Olga Redda, zweite Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg, kritisiert die sogenannte „Verlagerung nach Nürnberg“ als irreführend. Für viele bedeute sie den Verlust des Arbeitsplatzes oder eine massive Veränderung der Lebensrealität. „Längere Pendelzeiten, höhere Kosten und familiäre Belastungen sind nur einige der Folgen“, so Redda. "Staedtler“ zeigt mit diesem Vorgehen exemplarisch, wie wirtschaftliche Entscheidungen zunehmend losgelöst von sozialer Verantwortung getroffen werden."

Die Entscheidung treffe nicht nur die Mitarbeitenden, sondern schwäche auch die regionale Wirtschaft und das soziale Gefüge in Neumarkt. Das Unternehmen muss seiner sozialen Verantwortung gerecht werden und gemeinsam mit den Beschäftigten tragfähige Lösungen entwickeln, fordert Redda.

Die örtliche IG Metall kündigt an, Alternativen zu den vorgelegten Plänen zu erarbeiten und „mit Nachdruck auf ernsthafte Gespräche mit dem Arbeitgeber zu drängen“. Ziel sei der Erhalt der Standorte – eine Protestaktion sei nicht ausgeschlossen.