
Es ist ein Vorfall, der derzeit höhere Wellen schlägt. Hat Bundesliga-Spitzenklub Borussia Dortmund die Sprachbehinderung einer Frau ausgenutzt, um im Netz Likes zu sammeln? Genau das wirft die walisische Influencerin Jessie Yendle dem Verein aus dem Ruhrpott nun öffentlich vor.
Die 30-jährige Frau, die alleine auf der Plattform TikTok mehr als 3,5 Millionen Fans hat, setzt sich regelmäßig durch ihre Beiträge für mehr Bewusstsein für Menschen mit einer Sprachstörung ein. Der Vorfall, um den es nun geht, habe sich demnach laut t-online.de Anfang August 2025 zugetragen.
Damals postete der BVB einen Clip ebenfalls auf der Plattform TikTok, der Jessie Yendle beim Stottern zeigte. Die Wiederholung der Szene ging dann in einen beliebten Dance-Track auf der Plattform über, hier waren dann zusätzlich Szenen von BVB-Toptorjäger Serhou Guirassy zu sehen.
In einem Gespräch mit der BBC zeigte sich die Frau nun entsetzt über das Vorgehen. Sie sei „zutiefst schockiert und verletzt“ gewesen. „Auf öffentlicher Bühne“ habe man sich hier bewusst über eine Sprachbehinderung eines Menschen lustig gemacht. Der Clip ist mittlerweile gelöscht. Die Aktion des BVB sei für die Betroffene nichts anderes als „Clickbait auf Kosten einer Stotternden“ gewesen.
Wie BBC dazu weiter berichtet, sei die Szene mehr als 760.000 Mal aufgerufen worden – dann wurde sie gelöscht. Der Verein selbst meldete sich im Anschluss ebenfalls zu Wort. Man sei „zutiefst betroffen“ über den Vorfall und habe Yendle deshalb eingeladen, ein Champions-League-Spiel des Vereins zu besuchen, um zu zeigen, „dass wir bei Borussia Dortmund gute Menschen sind“.
Auf Nachfrage habe ein Sprecher des BVB zudem mitgeteilt, dass es nie die Absicht des Klubs gewesen sei, „jemanden in Verlegenheit zu bringen, zu beleidigen oder anzugreifen“. Die Betroffene selbst sei bislang nicht auf das Angebot eingegangen. Sie kritisierte aber zusätzlich, dass sich der Klub zwar entschuldigt, aber kein wirkliches Interesse an einer Auseinandersetzung mit dem Thema gezeigt habe.
Auf einer öffentlichen Bühne derart verspottet zu werden, „da dachte ich mir: ‚Nein danke, Sie können Ihre Fußballkarten behalten‘“, so Yendle im BBC-Interview weiter. Es sei nicht mehr als „eine Entschuldigung nach schlechtem Kundenservice“ gewesen.
Dies sei aber nicht der einzige Fall gewesen. So habe der Triathlon-Veranstalter Ironman ein ähnliches Video von Yendle gepostet – und dies ebenfalls später gelöscht. Auch hier zeigte sich die Frau über die anschließende Entschuldigung nicht wirklich zufrieden.
„Ich möchte, dass sie sich bei meiner Community entschuldigen, denn es gibt so viele Menschen mit Sprachbehinderungen, die sich dieses Video ansehen mussten.“ Man müsse im Jahr 2025 endlich diese Gespräche führen, denn: „Wenn ihr das Gesicht von jemandem verwendet und denkt, es sei ein Trend – besonders bei Themen wie Behinderung, Religion oder Sexualität –, dann habt ihr den Sinn völlig verfehlt.“
Der BVB äußerte sich darüber hinaus nicht genauer, wie und warum der Clip überhaupt entstanden und so freigegeben wurde.