Nürnberg - Da kommt was auf uns zu! Ein Komet? Ein Alienraumschiff? Ein Harvard-Professor heizt die Gerüchteküche an. Doch worum handelt es sich tatsächlich bei 3I/ATLAS?

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2025. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs… Nein, nicht Enterprise und auch nicht Voyager, sondern 3I/Atlas. Komischer Name für ein Raumschiff, schon klar. Und in der Tat handelt es sich bei 3I/Atlas auch nicht um ein Raumschiff, sondern einen Kometen, der gerade durch unser Sonnensystem saust. Oder… Etwa doch nicht?

Das Objekt mit dem komischen Namen kommt von weit, wirklich verdammt weit aus den Tiefen des Alls. Zudem weist es derart ungewöhnliche Eigenschaften auf, dass selbst in der Wissenschaftsgemeinde spekuliert wird: Handelt es sich bei 3I/Atlas vielleicht um ein Alien-Raumschiff?

Erst dritter interstellarer Besucher in unserem Sonnensystem

Nach Asteroid 1I/‘Oumuamua und dem Kometen 2I/Borisov ist 3I/ATLAS erst der dritte bekannte interstellare Besucher in unserem Sonnensystem. Der am 1. Juli 2025 entdeckte kometenähnliche Brocken rast nach Informationen von Scinexx auf einer Hyperbelbahn durch unser Planetensystem und wird im Oktober 2025 seinen sonnennächsten Punkt passieren.

Das Hubble-Weltraumteleskop hat die bisher schärfsten Aufnahmen des interstellaren Besuchers angefertigt, als das Objekt knapp 450 Millionen Kilometer von der Erde entfernt auf halbem Wege zwischen Jupiter und Mars war. 3I/ATLAS rast Messungen zufolge mit mehr als 200.000 Kilometern pro Stunde auf das innere Sonnensystem zu. Das ist 160-mal schneller als eine Pistolenkugel. Es ist damit das schnellste je in unserem Planetensystem beobachtete Objekt.

3I/ATLAS zeigte demnach auch erste Hinweise auf eine eisblaue Hülle sowie einen Schweif aus ausgestoßenen Gasen und Staub. Vermessungen dieser Staubhülle lassen darauf schließen, dass der darin verborgene Kern bis zu 5,6 Kilometer groß sein könnte. Das macht das Objekt nicht nur schneller als 1I/‘Oumuamua und 2I/Borisov, sondern auch größer. Welche Form es genau hat, lässt sich aufgrund der dichten Hülle auch vom Hubble-Teleskop nicht feststellen.

Harvard-Professor spekuliert über Aliens

Und hier kommen die Spekulationen ins Spiel. Der Astrophysiker und Harvard-Professor Avi Loeb dachte sehr medienwirksam darüber nach, ob es sich bei 3I/ATLAS nicht tatsächlich um ein Raumschiff handeln könnte. Immerhin, das Objekt stammt nicht aus unserem Sonnensystem, sondern dem interstellaren Raum. Woher genau? Unbekannt. Modelle deuten lediglich darauf hin, dass es sehr alt ist. Wir sprechen also von einem uralten Objekt aus den Tiefen des Alls, das zu schnell ist, um Genaueres zu sagen und noch dazu eine abgefahrene blaue Hülle besitzt. Kein Wunder, dass so mancher hier unten auf Erden bereits von (fremder) Intelligenz im Sonnensystem träumt. Die Däniken-Jünger haben es ja eh längst gewusst: Wir sind nicht allein. Naja, jedenfalls waren wir mal nicht allein. Die Frage, warum uns die Aliens irgendwann allein gelassen haben und seitdem regelrecht ghosten, werfen wir an dieser Stelle vorsichtshalber nicht auf. Nur so viel: 3I/ATLAS Kurs führt an der Erde weit vorbei.

Auch bei Loebs Aussagen ist Vorsicht geboten. Der Physiker erregt nicht zum ersten Mal Aufsehen mit derartigen Kapriolen. Bereits bei 1I/‘Oumuamua brachte er extraterrestrische Antriebstechnologie ins Spiel. Damals verschwanden die Spekulationen gemeinsam mit dem vermeintlichen Raumschiff in der Dunkelheit des Alls, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen. Zumindest nicht von Aliens. Und darum geht es auch nicht.

Die Wissenschaft hat keinen leichten Stand im 21ten Jahrhundert, besonders in den USA. Erst jüngst strich Trump zahlreichen Universitäten, darunter Harvard, Milliarden an Geldern. Ein paar Außerirdische kämen da gerade recht als kleiner Marketingcoup. Ihre Echtheit spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Loeb hat das begriffen. Ob 3I/ATLAS nun also ein Alien-Raumschiff ist oder ein Komet - in Harvard setzt man auf seinen goldenen Schweif.