Nürnberg - Mit Millionen Followern im Netz zieht die singapurische Kosmetikmarke SHEGLAM jetzt in deutsche dm-Filialen ein. Doch hinter dem Glitzer verbirgt sich auch Kritik: Wie viel Fast-Beauty verträgt der Markt?

Die Drogeriekette dm steht für mehr als nur Shampoo und Lippenstift. Mit einem Ruf für Nachhaltigkeit und bewusstes Handeln hat sich das Unternehmen über die Jahre ein besonderes Image aufgebaut – eines, das nun auf die Probe gestellt wird. Denn mit SHEGLAM zieht eine Marke ins Sortiment ein, die nicht nur für günstige Preise, sondern auch für hitzige Diskussionen sorgt.

Im Oktober werden die Produkte der singapurischen Kosmetikmarke SHEGLAM erstmals bei dm angeboten. Wie die Drogeriekette mitteilt, werden zunächst rund 1500 dm-Märkte in Deutschland beliefert.

Was ist SHEGLAM?

Als rein digital entstandene Marke hat SHEGLAM bereits eine beachtliche Online-Community aufgebaut: Rund 9,7 Millionen Menschen folgen der Beauty-Marke auf TikTok, auf Instagram sind es etwa 5,7 Millionen.

Dass SHEGLAM nun in die Regale von dm kommt, sorgt für kontroverse Diskussionen. Während zahlreiche Creatorinnen und Creator den Verkaufsstart feiern und auf Social Media ankündigen, finden sich unter den Beiträgen auch kritische Stimmen.

Eine TikTok-Nutzerin kommentiert etwa: „Abgesehen davon, dass sie ihre Inhaltsstoffe nicht offenlegen (was gefährlich werden kann – es gab bereits Fälle von chemischen Verbrennungen etc.), agieren sie exakt wie Shein. Shein ist ein widerliches Unternehmen, und dieses zu unterstützen und dann zu sagen …“

Eine andere Userin ergänzt: „Ihr tut doch alle immer so auf Gutmenschen – wie kann man das jetzt feiern?“

Wie kann Fast-Beauty seine Preise gering halten?

Das Motto der Marke lautet: „Wunderschön und erschwinglich, erschwinglich und wunderschön.“ Und tatsächlich sind die Produkte extrem günstig: 4$ für einen Lipgloss, 5$ für einen Highlighter und 7 $ für ein Pinselset – Preise, die bei der Konkurrenz deutlich höher liegen. Doch wie kann SHEGLAM solche Preise anbieten?

Die Marke wurde 2019 gegründet und wird über die Ultrafast-Fashion-Plattform Shein vertrieben. „Als wir an den Start gingen, wollten viele Menschen aufgrund unserer Verbindung zu SHEIN nichts mit der Marke zu tun haben“, erklärt Gründerin Sylvia Fu im Gespräch mit Cosmopolitan.

Die Ultrafast-Fashion-Plattform Shein steht bereits seit Jahren in der Kritik – einerseits wegen ihres nicht ökologischen, nicht nachhaltigen Geschäftsmodells, andererseits aufgrund schockierender Menschenrechtsverletzungen, die begangen werden, um das Kleidungsimperium zu stützen.

Laut dem Branchenblatt NewBeauty spart SHEGLAM vor allem durch automatisierte Produktionsprozesse. Zudem investieren Fast-Beauty-Marken wie SHEGLAM kaum in Forschung und Entwicklung. Statt neue Formeln zu entwickeln, greifen sie auf bereits getestete, nicht patentierte Rezepturen zurück, wie Channel News Asia (CNA) berichtet.

Herausforderung: Trends im Kosmetikbereich

Ein weiterer Kostenvorteil: Der Vertrieb erfolgt größtenteils online, wodurch Ausgaben für stationäre Geschäfte entfallen. Auch beim Marketing setzen Unternehmen wie SHEGLAM auf „kostenlose“ Werbung durch Influencer, so CNA.

Trotz aller Effizienz bleibt die Umsetzung von Trends im Kosmetikbereich eine Herausforderung. „Man möchte schnell sein, aber man muss auch auf Sicherheit und Testanforderungen achten“, erklärt Manola Soler, Senior Director für Verbraucher und Einzelhandel bei der Beratungsfirma Alvarez & Marsal, im Gespräch mit The Business of Fashion. Anders als bei Fast-Fashion ist der Entwicklungszyklus in der Kosmetikbranche deutlich länger.